Georg Christian Carl Henschel
* 24. April 1759 in Gießen
† 2. Juni 1835 in
Kassel
Deutscher
Unternehmer,
Mitbegründer der Gießerei Henschel & Sohn, der späteren
Henschel-Werke .
Henschel wuchs in Gießen auf und erlernte das Gießerhandwerk bei seinem Vater. 1777 kam er als Geselle nach
Kassel und fand beim Stück- und Rotgießer Johann Friedrich Anton Storck
Arbeit. Nach drei Jahren als Geselle wurde er Teilhaber an der Gießerei, die Storck als Staatsbediensteter auf private Rechnung betrieb.
Henschel heiratete 1780 die Tochter seines Prinzipals, die ihn im Schreiben, Lesen und Rechnen unterrichtete. 1799 wurde die erste Feuerspritze von Storck und Henschel nach Zittau verkauft. Landgraf Wilhelm IX.
übertrug Henschel im Jahre 1795 die vakante Stückgießerstelle gegen freie Wohnung in dem
damaligen Gießhause. Dort erfolgte die Fertigung von Feuerwehrspritzen,
Glocken und Kanonen. 1796 wurde nach Henschels Entwürfen ein Bleiwalzwerk gebaut, das ein Halbzeug der Bleirohrproduktion herstellte. Zudem wurde er 1796 herrschaftlicher Brunnenleiter und war verantwortlich für die Wasserversorgung in
Kassel. 1799 erwarb er zum Ausbau der Gießerei und der Werkstätten das so genannte „Freyhaus“, das mit der Gießerei einen geschlossenen Gebäudekomplex bildete.
Dieses dreistöckige Gebäude mit dem angrenzenden Grundstück wurde zur Keimzelle der Firma Henschel.
Als fürstlicher Hofgießer stand Henschel im öffentlichen Dienst. Um jene Zeit nahm er auch den Bau von Werkzeugmaschinen und von Feuerspritzen auf.
In seiner Eigenschaft als kurhessisch Brunnenmeister oblag Henschel ferner die Fürsorge für die schon damals berühmten Wasserkünste
im Park von Wilhelmshöhe.
1802 kam das zehnte Kind des Ehepaares Henschel zur Welt. Die Truppen Napoleons
besetzten 1807 das Kurfürstentum Hessen
und Kassel wurde Hauptstadt des Königreichs Westphalen . Henschel goss Kanonenrohre für die Besatzer. Nach Streitigkeiten mit dem französischen
Stadtkommandanten verließ Henschel im Juni 1810 das Gießhaus und zog in das benachbarte, zufällig leer stehende „Freyhaus“, wo er mit seinem Sohn Johann Werner Henschel
die Gießerei Henschel & Sohn gründete. Im Hinterhof des Freyhauses richtet er eine neue Gießerei mit Werkstätten ein.
Henschek war jetzt selbstständiger Unternehmer. Er war von Anfang an bestrebt, sein Unternehmen auf eine breite Grundlage zu stellen, daher wagte er sich auf alle Gebiete vor, die mit der Bearbeitung von Metallen zu tun hatten.
Unter erheblichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten fügte er seiner Gießerei eine kleine Maschinenfabrik an, die sich mit der Zeit zu einem Industrieunternehmen
entwickelte. 1816 begann man mit der Produktion von Dampfmaschinen.
1817 trat sein ältester Sohn Carl Anton Henschel
in die Firma ein. Henschel & Sohn beantragten die Verlängerung des Produktionsprivilegs und zudem die Genehmigung zum Alleinverkauf
ihrer Erzeugnisse. 1818 wurde die größte Glocke der Sankt Martinskirche in
Kassel gegossen, und man befasste sich auch mit Bronzekunstguß: Statuen, Büsten, Basreliefs, Vasen und sonstige Verzierungen zu Monumenten.
Den Wandel, der durch die industrielle Revolution ausgelöst wurde und der vom Übergang von der Werkstattfertigung zur Massenfertigung geprägt war, konnte Henschel nicht
mehr auf sein Unternehmen übertragen. Die Entscheidung zur Entwicklung von Lokomotiven, deren praktischen Wert Carl Anton auf einer Englandreise 1832
erfuhr, schaffte dann die Grundlage für den Aufbau einer lange währenden Lokbautradition und für den Aufstieg der Henschel-Fabrik zu einem bis weit ins 20. Jahrhundert erfolgreichen Anbieter von
Lokomotiven. Hinzu kamen erfolgreiche Konstruktionen Carl Antons, der Turbinen, Brennöfen, Werkzeugmaschinen und Pressen baute und
verbesserte.
1835 starb Vater Henschel in Kassel, drei Jahre nach dem Tod seiner Frau. Das Unternehmen wurde von
Sohn Carl Anton Henschel weitergeführt. Sein zweiter Sohn, Johann Werner Henschel, der ursprünglich das Unternehmen übernehmen sollte, wandte sich der Bildhauerei zu.
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