Vorgeschichte:
Im Jahre 1917 wurden
die Gebiete im Baltikum umstrukturiert: Livland
trat seinen estländischen Teil an Estland
ab, bekam dafür aber im Süden Kurland
angegliedert. Nach der deutschen Besetzung am Ende des Ersten Weltkrieges kam es zur Unabhängigkeitserklärung (18. November 1918) durch den Lettischen Volksrat.
Während des Lettischen Unabhängigkeitskrieges
drangen die Bolschewisten Anfang Januar 1919 in Riga ein und übernahmen für 4 ½ Monate die Kontrolle über Riga, ferner über weite Teile Lettlands.
Mit den roten Machthabern war auch der Hunger in Riga eingezogen.
Es kam zu zahlreichen Todesurteilen gegen sogenannte Konterrevolutionäre,
vor allem leitende Beamte, Prediger, Gutsbesitzer und
Adelige. Die Zahl der Todesopfer der Terrormaßnahmen der
Bolschewisten betrug bis zu 7.000 Personen.
Zusätzlich starben allein in der Stadt Riga in den fünf Monaten bis Juni 1919
8.600 Einwohner an Hunger und Seuchen. Allein in Riga wurden
3.654 Todesurteile vollstreckt. Eine der Hinrichtungsstätten war der Wald von Biķernieki.
Dort wurden die Erschießungen vorgenommen, nachdem die Verurteilten selbst ihr Grab gegraben
hatten. Ein prominentes Opfer war der evangelische Pastor Heinrich
Bosse .
Allein am frühen Morgen des 14. März 1919 wurden 63 Personen
ermordet, darunter die evangelischen Pastoren Eugen Berg
und Theodor Scheinpflug .
Die Todesurteile wurden unter anderem in der in Riga erscheinenden
'Roten Fahne' veröffentlicht.
Zahlreiche
Baltendeutsche wurden im Rigaer Zentralgefängnis inhaftiert.
Am Morgen des 22. Mai 1919, kurz vor der Erstürmung des Gefängnisses durch einen Stoßtrupp der Baltischen
Landeswehr , erschossen die
bolschewistischen Wachmannschaften auf dem Gefängnishof
33 weitere baltendeutsche Gefangene, bei denen es sich um Adelige und
acht evangelische Pastoren handelte: Eugen Scheuermann
,
Hermann Bergengruen , Erhard Doebler
, August
Eckhardt , Theodor
Hoffmann , Eberhard Savary
, Theodor Taube
und Ernst Fromhold-Treu . Vorher hatte
Pastor Scheuermann noch miterleben müssen, wie einer seiner Söhne ebenfalls
ermordet wurde. Unter den übrigen am 22. Mai
Ermordeten war auch die 22-jährige Sängerin Marion von Klot
.
Zum Gedenken an diese acht Pastoren wurde genau ein Jahr später der Rigaer Märtyrerstein
eingeweiht.
Am 22. Mai 1919 gelang ein Handstreich der Landeswehr auf Riga, während reichsdeutsche Verbände die rechte Flanke gegen einen Umfassungsversuch hielten. Am Ende der Schlacht waren große Teile der sowjetlettischen Armee aufgerieben, die Regierung der Lettischen Sowjetrepublik
nach Dünaburg geflohen. In Riga, wo eine Hungersnot drohte, wurden etwa 18.000 politische Gefangene befreit. Amerikanische Schiffe brachten Lebensmittel in die Stadt. Durch den schnellen Vormarsch konnten viele Rotarmisten und Sowjetfunktionäre die Stadt nicht mehr rechtzeitig verlassen und versteckten sich unter der Zivilbevölkerung.
Am 22. Juni 1919 kam es zur Schlacht von Wenden
der Landeswehr gegen estnisch-lettische Truppen. Die Landeswehr musste sich auf Riga zurückziehen.
Im Juli 1919 kam es zu einem Waffenstillstand, und Kārlis Ulmanis
bildete eine neue lettische Regierung, in der zu Beginn auch zwei baltendeutsche Minister vertreten
waren.
Wie
in Lettland, hatten die bolschewistischen Mörder
auch in Estland gewütet: Nachdem die deutschen Truppen nach Ende des 1. Weltkriegs Estland verlassen hatten, zogen am 4. Advent 1919 bolschewistische Banden in die Universitätsstadt Dorpat
ein. Am 3. Januar 1919 wurden Pastor Traugott Hahn
und zahlreiche weitere lutherische und russisch-orthodoxe Geistliche verhaftet. Kurz vor der Eroberung von Dorpat durch die Baltische Landwehr wurden Bischof Platon, Pastor Hahn und Dutzende weiterer Christen erschossen. Insgesamt sind 32 Pastoren und Hunderte anderer Christen ermordet worden.
Weitere Infos:
„Hebr. 13.7 Gedenket an eure Lehrer: Die Pastoren Bergengruen,
Doebler, Eckhardt, Hoffmann, Savary, Scheuermann, Taube, E. Treu, die am 22. Mai 1919 in Riga den Zeugentod erlitten. Außer diesen starben als Märtyrer in den baltischen Landen während der Zeit der bolschewistischen Schreckensherrschaft und Christenverfolgung 1918/1919 die Pastoren Adolphi, Berg, Bernewitz, Bielenstein, Bosse, Gilbert, Grüner, Prof. Hahn, Haßmann, Hesse, Jende, Marnitz, Moltrecht, Paucker, Rutkowski, Scheinpflug, Schlau, Schwartz, Strautmann, P. Treu, Tschischko, Uhder, Wühner, Wachtsmuth. Das Blut der Märtyrer ist die Saat der Kirche. Als Confessore starben in dieser Zeit die Pastoren Bidder, Cleemann, Frese, Geist, Gross, Kaspar, Rosenberg, Walter. Wer beharret bis ans Ende, der wird selig. Matth. 24.13“
Rückseite heute lettisch: „Pieminiet savus vadītājus, kas jums Dieva vārdu runājuši“ (übersetzt: „Gedenkt an eure Lehrer, die euch das Wort Gottes gesagt haben)“ und der Stellenangabe „Ebr 13,7“ (Hebr 13,7). Nach einem Einleitungssatz folgen dann die Namen der sieben Letten unter den auf der Vorderseite aufgelisteten Pastoren, diesmal in lettischer Schreibweise mit Vornamen, nämlich zunächst die Märtyrer:
Ludvigs Čiško (Ludwig Tschischko in deutscher Schreibweise), Adams Jende (Adam
Jende), Kristaps Strautmanis (Christoph Strautmann), Edgars Hasmanis (Edgar Haßmann),
Konstantīns Ūders (Konstantin Uhder) und, nach einer Überleitung, die Namen der Letten unter den Bekennern:
Vilhelms Kaspars (Wilhelm Kaspar in deutscher Schreibweise), Pēteris Rozenbergs (Peter Rosenberg),
Danach folgt: „Esi uzticīgs līdz nāvei, tad es tev došu dzīvības
vainagu“ (übersetzt: „Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben“) mit der Stellenangabe „Jn Atkl 2,10“ (Offb 2,10 LUT).