Donnerstag, 22. Mai 2014

Traugott Hahn

Carl I. Ph. Hesse

Rigaer Morde  

am 22. Mai 1919

durch bolschewistische Täter.

Vorgeschichte: Im Jahre 1917 wurden die Gebiete im Baltikum umstrukturiert: Livland trat seinen estländischen Teil an Estland ab, bekam dafür aber im Süden Kurland angegliedert. Nach der deutschen Besetzung am Ende des Ersten Weltkrieges kam es zur Unabhängigkeitserklärung (18. November 1918) durch den Lettischen Volksrat. Während des Lettischen Unabhängigkeitskrieges drangen die Bolschewisten Anfang Januar 1919 in Riga ein und übernahmen für 4 ½ Monate die Kontrolle über Riga, ferner über weite Teile Lettlands. Mit den roten Machthabern war auch der Hunger in Riga eingezogen.

Es kam zu zahlreichen Todesurteilen gegen sogenannte Konterrevolutionäre, vor allem leitende Beamte, Prediger, Gutsbesitzer und Adelige. Die Zahl der Todesopfer der Terrormaßnahmen der Bolschewisten betrug bis zu 7.000 Personen. Zusätzlich starben allein in der Stadt Riga in den fünf Monaten bis Juni 1919 8.600 Einwohner an Hunger und Seuchen. Allein in Riga wurden 3.654 Todesurteile vollstreckt. Eine der Hinrichtungsstätten war der Wald von Biķernieki. Dort wurden die Erschießungen vorgenommen, nachdem die Verurteilten selbst ihr Grab gegraben hatten.  Ein prominentes Opfer war der evangelische Pastor Heinrich Bosse . Allein am frühen Morgen des 14. März 1919 wurden 63 Personen ermordet, darunter die evangelischen Pastoren Eugen Berg und Theodor Scheinpflug . Die Todesurteile wurden unter anderem in der in Riga erscheinenden 'Roten Fahne' veröffentlicht. 

Zahlreiche Baltendeutsche wurden im Rigaer Zentralgefängnis inhaftiert. Am Morgen des 22. Mai 1919, kurz vor der Erstürmung des Gefängnisses durch einen Stoßtrupp der Baltischen Landeswehr , erschossen die bolschewistischen Wachmannschaften auf dem Gefängnishof  33 weitere baltendeutsche Gefangene, bei denen es sich um Adelige und acht evangelische Pastoren handelte: Eugen Scheuermann , Hermann Bergengruen , Erhard Doebler , August Eckhardt , Theodor Hoffmann , Eberhard Savary , Theodor Taube und Ernst Fromhold-Treu . Vorher hatte Pastor Scheuermann noch miterleben müssen, wie einer seiner Söhne ebenfalls ermordet wurde. Unter den übrigen am 22. Mai Ermordeten war auch die 22-jährige Sängerin Marion von Klot . Zum Gedenken an diese acht Pastoren wurde genau ein Jahr später der Rigaer Märtyrerstein eingeweiht. 
    
Am 22. Mai 1919 gelang ein Handstreich der Landeswehr auf Riga, während reichsdeutsche Verbände die rechte Flanke gegen einen Umfassungsversuch hielten. Am Ende der Schlacht waren große Teile der sowjetlettischen Armee aufgerieben, die Regierung der Lettischen Sowjetrepublik nach Dünaburg geflohen. In Riga, wo eine Hungersnot drohte, wurden etwa 18.000 politische Gefangene befreit. Amerikanische Schiffe brachten Lebensmittel in die Stadt. Durch den schnellen Vormarsch konnten viele Rotarmisten und Sowjetfunktionäre die Stadt nicht mehr rechtzeitig verlassen und versteckten sich unter der Zivilbevölkerung.  

Am 22. Juni 1919 kam es zur Schlacht von Wenden der Landeswehr gegen estnisch-lettische Truppen. Die Landeswehr musste sich auf Riga zurückziehen. Im Juli 1919 kam es zu einem Waffenstillstand, und Kārlis Ulmanis bildete eine neue lettische Regierung, in der zu Beginn auch zwei baltendeutsche Minister vertreten waren.

Wie in Lettland, hatten die bolschewistischen Mörder auch in Estland gewütet: Nachdem die deutschen Truppen nach Ende des 1. Weltkriegs Estland verlassen hatten, zogen am 4. Advent 1919 bolschewistische Banden in die Universitätsstadt Dorpat ein. Am 3. Januar 1919 wurden Pastor Traugott Hahn und zahlreiche weitere lutherische und russisch-orthodoxe Geistliche verhaftet. Kurz vor der Eroberung von Dorpat durch die Baltische Landwehr wurden Bischof Platon, Pastor Hahn und Dutzende weiterer Christen erschossen. Insgesamt sind 32 Pastoren und Hunderte anderer Christen ermordet worden. 

Weitere Infos:  

„Hebr. 13.7 Gedenket an eure Lehrer: Die Pastoren Bergengruen, Doebler, Eckhardt, Hoffmann, Savary, Scheuermann, Taube, E. Treu, die am 22. Mai 1919 in Riga den Zeugentod erlitten. Außer diesen starben als Märtyrer in den baltischen Landen während der Zeit der bolschewistischen Schreckensherrschaft und Christenverfolgung 1918/1919 die Pastoren Adolphi, Berg, Bernewitz, Bielenstein, Bosse, Gilbert, Grüner, Prof. Hahn, Haßmann, Hesse, Jende, Marnitz, Moltrecht, Paucker, Rutkowski, Scheinpflug, Schlau, Schwartz, Strautmann, P. Treu, Tschischko, Uhder, Wühner, Wachtsmuth. Das Blut der Märtyrer ist die Saat der Kirche. Als Confessore starben in dieser Zeit die Pastoren Bidder, Cleemann, Frese, Geist, Gross, Kaspar, Rosenberg, Walter. Wer beharret bis ans Ende, der wird selig. Matth. 24.13“

Rückseite heute lettisch: „Pieminiet savus vadītājus, kas jums Dieva vārdu runājuši“ (übersetzt: „Gedenkt an eure Lehrer, die euch das Wort Gottes gesagt haben)“ und der Stellenangabe „Ebr 13,7“ (Hebr 13,7). Nach einem Einleitungssatz folgen dann die Namen der sieben Letten unter den auf der Vorderseite aufgelisteten Pastoren, diesmal in lettischer Schreibweise mit Vornamen, nämlich zunächst die Märtyrer: Ludvigs Čiško (Ludwig Tschischko in deutscher Schreibweise), Adams Jende (Adam Jende), Kristaps Strautmanis (Christoph Strautmann), Edgars Hasmanis (Edgar Haßmann), Konstantīns Ūders (Konstantin Uhder) und, nach einer Überleitung, die Namen der Letten unter den Bekennern: Vilhelms Kaspars (Wilhelm Kaspar in deutscher Schreibweise), Pēteris Rozenbergs (Peter Rosenberg), Danach folgt: „Esi uzticīgs līdz nāvei, tad es tev došu dzīvības vainagu“ (übersetzt: „Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben“) mit der Stellenangabe „Jn Atkl 2,10“ (Offb 2,10 LUT). 

Hermann Bergengruen

Erhard Doebler

August Eckhardt

Theodor Hoffmann

Eberhard Savary (Eberhards Savarijs)

Eugen Scheuermann (Eižens Šeuermans)

Theodor Taube

Ernst Fromhold-Treu (Ernsts Fromholds-Treijs)

 

Heinrich Leonhard Adolphi (Heinrihs Leonhards Ādolfijs)

Eugen Berg (Eižens Bergs)

Alexander Bernewitz (Aleksanders Bernevics)

Hans Bielenstein (Ansis Bīlenšteins)

Heinrich Bosse (Heinrihs Bose)

Wilhelm Gilbert (Vilhelms Gilberts)

Wilhelm Grüner (Vilhelms Grīners)

Traugott Hahn (Traugots Hāns)

Edgar Haßmann (Edgars Hasmanis)

Carl Immanuel Philipp Hesse

Adam Jende (Ādams Jende)

Xaver Marnitz (Ksavers Marnics)

Karl Moltrecht (Emils Kārlis Moltrehts)

Walther Paucker

Arnold von Rutkowski (Arnolds Rutkovskis)

Theodor Scheinpflug (Teodors Augusts Šeinpflugs)

Karl Schlau (Karls Šlaus)

Moritz Wilhelm Paul Schwartz

Christoph Strautmann (Kristaps Strautmanis)

Paul Fromhold-Treu (Pauls Fromholds-Treijs)

Ludwig Johannes Tschischko (Ludvigs Jānis Čiško)

Konstantin Uhder (Konstantīns Ūders)

Richard Alexander Georg Wühner

Paul Wachtsmuth (Pauls Vahsmuts)

 

Oskar Bidder (Oskars Bidders)

Gustav Cleemann (Gustavs Bernhards Kristians Klēmanis)

Eduard Paul Benedict Frese

Alfred Geist

Erwin Gross (Ervins Johans Gross)

Wilhelm Kaspar (Vilhelms Kaspars)

Peter Rosenberg (Pēteris Rozenbergs)

                Arthur Walter (Artūrs Hugo Valters)

 

Wenden, deutsche Stadtgemeinde (Cēsis)

Riga, Gemeinde des Diakonissenhauses

Riga, Dom

Riga, St. Petri

Ascheraden (Aizkraukle)

Riga, Thorensberg (Torņakalns), Luther-Gemeinde

Riga, Martins-Gemeinde, deutscher Teil

Riga, Strasdenhof (Strazdumuiža), Blindenasyl, Direktor

 

Adsel (Gaujiena mahz. m.)

Palzmar-Serbigal (Palsmane mahz. m.)

Kandau (Kandava)

Alt- und Neu-Rahden (Vecsaule und Jaunsaule)

Wohlfahrt (Ēvele mahz. m.)

Siuxt (Džūkste-m.)

1919: Ronneburg (Rauna)

Jurjeff, Universitätsgemeinde (Tartu Ülikooli kogudus)

Fellin (Viljandi), Adjunkt von Jaan Lattik

Jewe (Jõhvi kih.)

Ronnenburg (Rauna mahz. m.)

Uexküll-Kircholm (Ikšķile und Salaspils)

Dondangen (Dundaga)

Wesenberg (Rakvere kih.)

1901: Hofzumberge (Tērvete)

Pernigel (Liepupe mahz. m.)

Salis (Salacgrīva mahz. m.)

Jurjeff, St. Johannis (Tartu Jaani kogudus), Pastor-Diakonus

Bauske (Bauska), lettische Gemeinde

Riga, St. Trinitatis-Gemeinde

St. Matthiä (Matīši mahz. m.)

Aahof (Lejasmuiža mahz. m.)

Walk, estnische St. Petri-Gemeinde

Mitau (Jelgava), St. Johannis, deutsche Stadtgemeinde

 

Riga, St. Jakobi, Gefängnisgemeinde

Riga, Jesus-Gemeinde

Waiwara (Vaivara kih.)

?

Roop (Straupe)

Schujen-Lodenhof (Skujenes-Lodes mahz. m.)

Riga, Martins-Gemeinde, lettischer Teil

                Riga, Neu-St. Gertrud

 

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