Josef
[Sepp] Dietrich
* 28. Mai 1892 in
Hawangen
† 21. April 1966 in Ludwigsburg
Dietrichs Eltern waren
Landarbeiter. Er war der älteste Sohn und hatte noch zwei Brüder sowie drei
Schwestern und wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Nachdem er acht Jahre lang die Volksschule besucht hatte, wanderte er durch Österreich und Italien. Zuletzt war Dietrich in der Schweiz, wo er in Zürich eine Lehre im Hotelfach begann und diese mit Erfolg
abschloss. Im Alter von 19 Jahren meldete Dietrich sich 1911 in die königlich-bayrische Armee. Während des Ersten Weltkrieges diente er als Unteroffizier in verschiedenen Artillerieregimentern an der Westfront sowie dem Elite-Sturmbataillon 2, ehe er sich 1917 in die erste deutsche Panzertruppe versetzten ließ. Durch besondere Tapferkeit im Gefecht aufgefallen, beendete Dietrich den Krieg als hochdekorierter Vizewachtmeister.
In den frühen Zwanzigerjahren schloss er sich, inzwischen Angehöriger der Landespolizei, einem Freibund an und bekämpfte polnische Freischärler in Oberschlesien.
Wegen seiner angeblichen Beteiligung am Hitler-Ludendorff-Putsch
in München am 9. November 1923 musste Dietrich den Polizeidienst 1924 verlassen und lebte von wechselnden Beschäftigungen.
1928 wechselte er als einer der ersten zur eben gegründete SS (Schutzstaffel) und wurde Standartenführer. Als Kommandeur des militärischen Armes der NSDAP gehörte er bald zum engsten Kreise
Adolf Hitlers , mit dem er auch befreundet war.
Bei der Reichstagswahl 1930 wurde Dietrich Reichstagsabgeordneter der NSDAP. Sein Mandat behielt Dietrich auch nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten bis Kriegsende 1945
bei.
Beim sog. Röhm-Putsch
im Juni 1934 beteiligten Dietrich und seine Leute sich nach ihrer Ankunft in München an der Sicherung der Stadt gegen einen möglichen SA-Aufstand. Auf Anordnung Hitlers organisierte Dietrich am frühen Abend des 30. Juni zusammen mit seinem Adjutanten die Erschießung von sechs der in Wiessee und München verhafteten SA-Führer
durch Angehörige der Leibstandarte im Gefängnis München-Stadelheim.
Kurz
danach wurde Dietrich in den Rang eines Gruppenführers erhoben, ohne je eine ausgiebige Offiziers- oder Taktikausbildung durchlaufen zu
haben. Diese fehlende Erfahrung sollte sich später zum Beispiel im Westfeldzug
(1940) bemerkbar machen, als Dietrich mit seinem Regiment stets wagemutig angriff, jedoch wiederholt die Übersicht und damit den Anschluss an die
Nachbareinheiten verlor.
Bei Kriegsbeginn kommandierte Dietrich das Regiment SS-"Leibstandarte
Adolf Hitler" , das er in den folgenden Jahren zu einem der härtesten und gefürchtetsten Elite-Frontverbände der Wehrmacht ausbaute. So dienten 1939 u.a. die späteren Schwerterträger Otto
Baum , Kurt
Meyer , Wilhelm
Bittrich , Jochen
Peiper , Hinrich Schuldt
und "Teddy" Wisch
in der "Leibstandarte".
Im Polenfeldzug 1939 stürmte das Regiment über die Weichsel, besetzte Modelin und kämpfte bei Warschau. Im Westfeldzug bewährte sich die
SS-Leibstandarte in Flandern, bei Dünkirchen, an der Oise und an der Somme. Im Juli 1940 erhielt Dietrich für die Erfolge als erster Soldat der Waffen-SS das Ritterkreuz zum Eisernen Kreuz verliehen.
Während des Balkanfeldzuges schlug die SS-Leibstandarte zuerst jugoslawische Verbände, durchbrach anschließend die griechische Metaxaslinie und setzte dem britischen Expeditionskorps schwer zu. Ferner konnten Dietrichs Einheiten über 50.000 alliierte Soldaten
gefangen nehmen, darunter viele hohe Offiziere.
Im Juni 1941 trat die zur Division erweiterte Einheit zum Krieg gegen die Sowjetunion an. Im Verband der Heeresgruppe Süd überwanden die Soldaten der
Leibstandarte in wenigen Tagen die Stellungen der 6. sowjetischen Armee und nahmen zusammen mit Divisionen des Heeres an den Gefechten im Gebiet von Schitomir teil. Nach einem schnellen Vorstoß nach Süden konnten bei Uman mehrere Divisionen des Gegners vernichtet und über
100.000 Gefangene gemacht werden. Weitere Einsatzorte von Dietrichs Division waren Mariopol, Taganrog und Rostow. Für die hervorragenden Leistungen seiner Männer und persönliche Verdienste im Gefecht erhielt General der Waffen-SS Dietrich am
31. Dezember 1941 das 41. Eichenlaub verliehen, das erneut erste innerhalb der
Waffen-SS.
Wegen umfassender Verluste wurde die Elite-Division im Sommer 1942 von der Ostfront abgezogen und nach Frankreich verlegt. Nach einer längeren Ruhepause und der Umrüstung zur Panzergrenadierdivision kehrte sie im Februar 1943 nach Russland zurück. Wo immer sie eingesetzt wurde, wurden die
Sowjets aus ihren Stellungen geworfen, stark dezimiert oder zur Verstärkung ihrer Truppen gezwungen. Aus mehreren aufgefangenen Funksprüchen ging hervor, dass die
SS-Leibstandarte bei ihren jeweiligen Gegnern offene Furcht und Bewunderung
hervorrief. Für die Verdienste seiner Division konnte der bei seinen Männern hoch geschätzte "Sepp" Dietrich am 14. März 1943 als erster Soldat der Waffen-SS die Schwerter zum Ritterkreuz mit Eichenlaub entgegennehmen.
Im Zuge der Operation "Zitadelle" führte Dietrich seine Männer zusammen mit der SS-"Das Reich" (II.
SS-Panzerkorps unter Hausser ) sehr erfolgreich bei Bjelgorod und Prochorowka. Die Regimenter der Division, darunter auch bereits einige schwere Tiger- und Panther-Abteilungen, schossen in den Schlachten über 200 Feindpanzer
ab. Die eigenen Verluste waren allerdings ebenfalls hoch. Im Sommer 1943 übergab Dietrich die Division an den späteren Schwerterträger Brigadeführer Wisch und übernahm das I. SS-Panzerkorps, welches er im kommenden Jahr zu legendärem Ruhm führen sollte.
Dietrichs Taktiker wurde der hochbegabte Stabsoffizier Standartenführer Rudolf
Lehmann , späterer Eichenlaubträger und Kommandeur der SS-Panzerdivision "Das Reich".
In den Wochen nach der Invasion in der Normandie im Juni 1944 hatte sich Dietrich ernste Gedanken über die Weiterführung des Krieges gemacht. Über die Material- und Personalübermacht der Westalliierten und die eigenen
Verluste unterrichtet, knüpfte er Kontakte zu GFM Erwin Rommel
und erklärte sich bereit, ihn im Falle eines Putsches gegen hitlertreue Truppen in Frankreich zu unterstützen. Ähnlich verhielt sich auch der SS-General und Schwerterträger Wilhelm Bittrich. Jedoch lehnte Dietrich einen Bombenanschlag ab und sprach sich lediglich für die Verhaftung der
NS-Führung aus. Nach dem fehlgeschlagenen Attentat vom 20. Juli 1944 blieb Dietrich von der Gestapo unverdächtigt. Als der befreundete Generalleutnant Speidel
verhaftet wurde, deckte der SS-General ihm den Rücken. .
Dietrichs Panzerkorps kämpfte nach der alliierten Invasion in der Normandie und zog sich danach kämpfend Richtung Nordfrankreich zurück. Trotz der
gewaltigen Übermacht der Alliierten konnten seine Truppen immer wieder Abwehrriegel aufbauen und den gegnerischen Vormarsch
bremsen. Für seinen persönlichen Einsatz und in Anerkennung seiner tapferen Truppen erhielt Dietrich am 6. August 1944 als 16. Soldat und 2. Waffen-SS-Offizier die Brillanten zum Ritterkreuz mit Eichenlaub und Schwertern. Am
1. August war er zusammen mit Paul Hausser in den Rang eines SS-Oberstgruppenführers
aufgestiegen.
Übergangsweise führte Dietrich die 5. Panzerarmee, ehe er im November 1944 ein neues Kommando
antrat, die Führung der 6. SS-Panzerarmee, bestehend aus neun kampferfahrenen
Divisionen. Diese kam erstmals während der Ardennenoffensive in Belgien zum Einsatz, wo sie zwar Erfolge, aber nicht den von Hitler erwarteten Durchbruch erreichen konnte. Im Frühjahr 1945 in den Osten verlegt, kämpften die Divisionen in Ungarn und Österreich.
Am Plattensee bewahrte Dietrich seine Armee vor der Vernichtung und führte sie an den Rand von Wien. Nach schweren Gefechten in Ostösterreich zog er sich mit seinen abgekämpften Divisionen schließlich nach Krems zurück, wo er sich am 8. Mai 1945 in amerikanische Gefangenschaft begab.
Nach dem Krieg wurde Dietrich für das angebliche Malmedy-Kriegsverbrechen
während der Ardennenoffensive zu lebenslanger Haft verurteilt. 1950 wurde die Strafe auf 25 Jahre reduziert, 1955 schließlich ganz ausgesetzt. 1957 wurde Dietrich erneut vor Gericht gestellt, diesmal wegen Erschießungen während des Röhm-Putsches
im Jahre 1934. Von den bundesdeutschen Behörden zu 18 Monaten verurteilt, kam Dietrich im Februar 1959 endgültig frei.
Als er sieben Jahre später im Alter von beinahe 74 Jahren in Ludwigsburg
starb, begleiteten Tausende ehemalige Soldaten seinen Sarg. Dietrich blieb
bis zu seinem Tod ein überzeugter Anhänger des Nationalsozialismus
ABCD
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