* 6. Januar 1776 in Wilmsdorf
bei Dresden
†
31. Mai 1809 in Stralsund
Deutscher
Offizier.
Schills
Vater stammte aus dem Böhmischen und war einer der kühnsten Reiter seiner Zeit. Als
13-Jähriger trat Schill in das Grenadier-Garde-Bataillon zu Potsdam ein. Bei Auerstedt
wurde er als Dragonerleutnant schwer verwundet. Mit königlicher Erlaubnis stellte er ein Freikorps auf und hielt 1806/07 bei Kolberg den Feind durch waghalsige Aktionen in Schach. In seinem Freikorps führte er Reformen durch, die preußische Exerzier- und Schlachtfeldordnung wurde abgeschafft, wie auch die damals noch übliche Prügelstrafe. Die schimpflichste Strafe war die Ausstoßung aus dem Freikorps.
Seine Maßnahmen kennzeichnen zwei Grundsätze: Die Achtung vor dem einfachen Soldaten und die Forderung, dass nur Wissen und Bildung, sowie Tapferkeit und hohe militärische Fähigkeiten zum Erhalt des Offiziersranges berechtigten.
Nach dem Frieden zu Tilsit
fand Schill keine Ruhe. 1808 entwickelte er in Königsberg eine
nationalfreiheitliche Vereinigung mit ersten Plänen zur Befreiung Deutschlands.
1808 wurde Schill für seine Verdienste mit dem Orden Pour le Mérite und Beförderung zum Major
ausgezeichnet. Schills Reiterei wurde als 2. Brandenburgisches Husarenregiment, seine Fußtruppe als Leichtes Bataillon in die reguläre Armee eingegliedert.
Am 10. Dezember 1808 rückte Schill auf Befehl des Königs an der Spitze aller Truppen in Berlin und wurde dort von der Bevölkerung jubelnd begrüßt.
Am 9. April 1809 erklärte Österreich Frankreich den Krieg. In Tirol
griffen die Bauern zu den Waffen , im Königreich Westphalen
bereitete Oberst Wilhelm von Dörnberg
einen Aufstand vor. Zusammen mit seinen engsten Vertrauten war
Schil sich einig: Losschlagen!
Schill rief seinen Soldaten zu: „Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende”.
Am 28. April verließ Schill mit seinem Regiment Berlin. Eine Meile außerhalb der Stadt hielt er seinen Soldaten eine Ansprache, die den Eindruck verstärkte, er handele in höherem Auftrag. Den Befehl der Kommandantur zur sofortigen Rückkehr beachtete er nicht.
Sein Plan war, im Königreich Westphalen
einen Volksaufstand gegen Napoleon
zu entfesseln, in der Hoffnung, einen allgemeinen Volksaufstand zu entfachen.
Am 30. April 1809 überschritt das Regiment die Grenze zum Rheinbundstaat
Sachsen und setzte nahe Wittenberg über die Elbe, um dann durch die anhaltinischen Fürstentümer
vorzurücken. Nirgends stieß er auf Widerstand. In Dessau ließ Schill einen Aufruf an die Deutschen drucken:
»Meine in den Ketten eines fremden Volkes schmachtenden Brüder! Der Augenblick ist erschienen, wo Ihr die Fesseln abwerfen könnt. Ermannet Euch, folgt meinem Winke, und wir sind, was wir ehemals waren! Zieht die Sturmglocken! Dieses schreckliche Zeichen des Brandes fache in Eurem Herzen die reine Flamme der Vaterlandsliebe an und sei für Eure Unterdrücker das Zeichen des Untergangs. Alles greife zu den Waffen!«
Doch der erhoffte Befreiungskrieg blieb aus. Nur wenige Freiwillige schlossen sich dem Zug an. Am 4. Mai
erhielt Schill gleich drei Hiobsbotschaften: Dörnbergs Unternehmen in Westphalen
war gescheitert, Napoleon hatte die österreichische Armee geschlagen und vor allem:
König Friedrich Wilhelm
verlangte die sofortige Rückkehr des Regiments und Schills Gestellung unter ein Kriegsgericht.
Zur
Ergreifung der »Banditen« um Schill setzte Napoleon ein hohes Kopfgeld aus.
Nach einigen Gefechten zog sich Schill nach Norden zurück. Am 25. Mai nahm er im Handstreich die Festung Stralsund. Er
wollte sich aber nicht auf englischen Schiffen absetzen. Schill verfügte über etwa
1.300 Mann – neben den Husaren und Infanteristen aus Berlin
waren das Freiwillige und zwangsverpflichtete rügensche Landwehrmänner. Unterdessen wurden von Napoleon
6.000 Soldaten, je zur Hälfte Holländer und Dänen, nach Stralsund in Marsch
gesetzt Es folgte der Sturm auf Stralsund am 31. Mai 1809: Schill fiel im
Straßenkampf. In Gegenwart des französischen Oberbefehlshabers wurde dem Toten der Kopf abgetrennt und
dem König Jérôme
übersandt. 30 Jahre blieb das Haupt, eingelegt in Spiritus, in einem Leidener Museum, dann
wurde es in Braunschweig beigesetzt
Fünfhundert seiner Mitkämpfer kamen auf französische Todesgaleeren; nur wenige
sahen die Heimat wieder. Elf seiner Offiziere wurden auf die Festung Wesel
gebracht und am 16. September 1809 auf den Lippewiesen erschossen . Sie baten, mit offenen Augen
erschossen zu werden und selbst das Zeichen zur tödlichen Salve geben zu dürfen,
umarmten sich noch einmal, machten sich Hals und Brust frei und ließen zu guter Letzt
den König und Preußen hochleben. Schinkel
erbaute über ihren Gräbern das 1834 eingeweihte Denkmal mit der trauernden
Borussia, dem Preußenadler und den Namen der Hingerichteten.
Die sterblichen Überreste Schills und 14 anderer seiner erschossenen Gefährten
wurden in Braunschweig-Ölper
zur Ruhe gebettet, einem 1837 erbauten Obelisken mit Löwe, Schwert und Eisernem Kreuz als Sinnbild des Freiheitskampfes, den Schill als einer der ersten führte.
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Weitere Infos:
Wilmsdorf bei Dresden
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Ernst Moritz Arndt
Das Lied vom Schill
1812
Es zog aus Berlin ein tapferer Held,
Er führte sechshundert Reiter ins Feld,
Sechshundert Reiter mit redlichem Muth,
Die dürsteten alle Franzosenblut.
Auch zogen mit Reitern und Rossen im Schritt
Wohl tausend der tapfersten Schützen mit,
Ihr Schützen gesegn' euch Gott jeglichen Schuß,
Durch welchen ein Franzmann erblassen muß!
So zieht der tapfre, der muthige Schill,
Der mit den Franzosen sich schlagen will;
Ihn sendet kein Kaiser, kein König aus,
Ihn sendet die Freiheit, das Vaterland aus.
Bei Dodendorf färbten die Männer gut
Das magdeburger Land mit französischen Blut,
Zweitausend zerhieben die Säbel blank,
Die übrigen machten die Beine lang.
Darauf stürmten sie Dömitz das feste Haus
Und jagten die Schelmenfranzosen heraus,
Dann zogen sie lustig ins Pommerland ein,
Da soll kein Franzose sein Kiwi! mehr schrein.
Auf Stralsund stürmte der reisige Zug –
O Franzosen, verständet ihr Vogelflug!
O wüchsen euch Federn und Flügel geschwind!
Es nahet der Schill und er reitet wie Wind.
Er reitet wie Wetter hinein in die Stadt,
Die der Wallenstein weiland belagert hat.
Wo der Zwölfte Karolus im Thore schlief.
Jetzt liegen ihre Mauern und Thürme tief.
O weh euch, Franzosen! jetzt seid ihr todt,
30 Ihr färbet die Säbel der Reiter roth,
Die Reiter sie fühlen das deutsche Blut,
Franzosen zu säbeln das däucht ihnen gut.
O Schill! o Schill! du tapferer Held!
Was sind dir für bübische Netze gestellt!
Viele ziehen zu Lande, es schleichet vom Meer
Der Däne, die tückische Schlange, daher.
O Schill! o Schill! du tapferer Held!
Was sprengst du nicht mit den Reitern ins Feld?
Was schließest in Mauren die Tapferkeit ein?
In Stralsund da sollst du begraben sein.
O Stralsund, du trauriges
Stralesund!
In dir geht das tapferste Herz zu Grund,
Eine Kugel durchbohret das treueste Herz,
Und Buben sie treiben mit Helden Scherz.
Da schreiet ein frecher Franzosenmund:
»Man soll ihn begraben wie einen Hund,
»Wie einen Schelm, der an Galgen und Rad
»Schon fütterte Krähen und Raben satt.«
So trugen sie ihn ohne Sang und Klang,
Ohne Pfeifenspiel und ohne Trommelklang,
Ohne Kanonenmusik und Flintengruß,
Womit man die Tapfern begraben muß.
Sie schnitten den Kopf von dem Rumpf ihm ab
Und warfen den Leib in ein schlechtes Grab,
Da schläft er nun bis an den jüngsten Tag,
Wo Gott ihn zu Freuden erwecken mag.
Da schläft der fromme, der tapfre Held,
Ihm ward kein Stein zum Gedächtniß gestellt;
Doch hat er auch keinen Ehrenstein,
Sein Name wird nimmer vergessen sein.
Denn zäumet ein Reiter sein schnelles Pferd
Und schwinget ein Reiter sein blankes Schwerdt,
So ruft er immer: Herr Schill! Herr Schill!
Ich an den Franzosen Euch rächen will. ABCD