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Sonntag, 11. Mai 2014

ABCD
Birkenfeld/Essen - Bernd Jacks, der stellvertretende Vorsitzende der AfD im Kreis Birkenfeld, postete auf seinem privaten Facebook-Account vor wenigen Tagen einen Judenstern mit AfD-Zeichen. Dazu schrieb er: "Tragt wieder den Stern. Macht es den Antifa-Faschisten, der Tazi, NS-Zeit Presse, den grünen Kifferkindsoldaten einfach, euch in der Menge zu erkennen!!" Nach seinen Motiven gefragt, sagte Jacks, er fühle sich durch die Zerstörung von AfD-Wahlplakaten und Übergriffe auf AfD-Wahlkampfhelfer an finsterste Zeiten deutscher Geschichte erinnert. "Mein Vater war ein Berliner Jude, dessen Zwillingsbruder und Eltern im KZ umkamen", sagte Jacks. "Durch das, was die Antifa jetzt anrichtet, ich meine diese gewalttätigen Auswüchse, fühle ich mich ins Dritte Reich zurückversetzt. Der Facebook-Post ist aber meine ganz persönliche Meinung." Der Vorsitzende des Kreises Birkenfeld, Robert Katte, sagte, er könne sich Jacks' Reaktion auf aktuelle Wahlkampfereignisse nur aus dessen Familiengeschichte erklären. Ihn selbst erinnerten die beschmierten und zerstörten Wahlplakate an die politischen Auseinandersetzungen der Weimarer Republik. Und er habe keinerlei Verständnis für das Verhalten der etablierten Parteien dazu: "Man kann auch etwas fördern, indem man aktiv wegsieht", sagte Katte.

In Essen verglich der dortige AfD-Sprecher Marco Trauten das Vorgehen der Antifa mit den Methoden der NSDAP. Trauten zitierte im Internet aus dem Aufruf der Nationalsozialisten vom März 1933 zum Judenboykott und projizierte diesen auf den Aufruf der Antifa, den Wahlkampf der AfD zu stören. Die Nationalsozialisten schrieben damals: "Kein Deutscher kauft noch bei einem Juden ... Der Boykott muss ein allgemeiner sein. Er wird vom ganzen Volk getragen und muss das Judentum an seiner empfindlichsten Stelle treffen." Trauten wandelte diese Sätze in Bezug auf die Antifa wie folgt um: "Kein Deutscher wählt die AfD ... Der Boykott muss ein allgemeiner sein. Er wird vom ganzen Volk getragen und muss die vermeintlichen Rechtspopulisten an ihrer empfindlichsten Stelle treffen." Trauten sagte, er habe deutlich machen wollen, dass eine antifaschistische Vereinigung sich nicht der Methoden der Nazis bedienen dürfe.

Entschuldigungsorgie - oder: "Wir sind alle gleich"

 

Der Vorsitzende des Landesverbandes Rheinland-Pfalz, Uwe Zimmermann (oben), und der Vorsitzende des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen, Hermann Behrendt (Mitte), unterzeichneten einen Entschuldigungsbrief an Dieter Graumann, den Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland:

 

 "Mit Betroffenheit haben wir davon Kenntnis nehmen müssen, dass sich zwei Mitglieder unserer Partei, Herr Trauten und Herr Jacks, in unvertretbarer Weise öffentlich geäußert haben. In beiden Fällen geht es um völlig indiskutable Vergleiche zwischen den heutigen Angriffen politischer Gegner auf unsere Wahlkämpfer und den Pogromen in der Nazizeit. Das Geschehen wird nicht dadurch akzeptabler, dass der eine der Veranlasser selbst Jude ist. Die Alternative für Deutschland verurteilt derartige Vergleiche mit der Nazizeit, weil sie geeignet sind, die damaligen Geschehnisse zu verharmlosen. Der Vergleich muss den Opfern des Holocaust und ihren Hinterbliebenen wie eine Verhöhnung vorkommen. Wir bitten alle unsere jüdischen Landsleute, vertreten durch den Zentralrat der Juden in Deutschland, um Entschuldigung und gleichzeitig um Nachsicht für Menschen, die unverschuldet – wie alle rund 20.000 Parteimitglieder – sich seit Wochen in einer sehr schwierigen Belastung befinden."

Parteichef Bernd Lucke (unten) distanzierte sich ebenfalls ausdrücklich von diesem Vergleich. Das Leid der Juden im Dritten Reich sei nicht im Mindesten vergleichbar mit den Übergriffen, denen die AfDler derzeit ausgesetzt sind, sagte er. Die AfD entschuldige sich bei den Mitbürgern jüdischen Glaubens, die sich durch diesen unangemessenen Vergleich verletzt fühlen. 

Hinsichtlich Herrn Trauten habe der Landesverband Nordrhein-Westfalen der AfD bereits die erforderlichen Konsequenzen gezogen, schrieben die beiden AfD-Landeschefs in ihrem Brief an den Zentralrat. Jacks solle wegen der persönlichen Betroffenheit noch die Möglichkeit gegeben werden, sich zu dem Vorfall zu äußern. Außerdem werde Jacks noch persönlich an den Zentralrat schreiben. Damit solche Vorfälle sich nicht wiederholten, führe die AfD nun umfangreiche Schulungsmaßnahmen im Bereich der Partei(mit)arbeit durch, teilte die Parteiführung mit. Im Rahmen dieser Maßnahmen würde auch darüber aufgeklärt, dass keine Vergleiche mit dem jüdischen Leid im Dritten Reich in irgendeiner Form zu ziehen sind.
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