Die
Währungsreform
trat am 20. Juni 1948
in den drei westlichen Besatzungszonen Deutschlands in
Kraft; ab 21. Juni war die Deutsche Mark gesetzliches Zahlungsmittel.
Vor dem Tag X im Juni des Jahres 1948 herrschte in der Bevölkerung Unsicherheit und Angst. Zwar hatte sich Anfang des Monats herumgesprochen, dass die Vorbereitungen für die Geldumstellung angelaufen
wären. Doch der genaue Zeitpunkt der Währungsreform war noch ungewiss. Als am 16. Juni, einem Mittwoch, die Spitzen von Behörden und Verwaltungen über den immer noch geheimen Termin unterrichtet
wurden und bekannt wurde, dass das neue Geld bis zum Samstag ankommen sollte,
wurde klar, am Wochenende würde der Reichsmark die letzte Stunde schlagen.
Viele Menschen starteten Angstkäufe, rafften an sich, was auch immer noch für altes Geld zu bekommen
war. Die Situation verschärfte sich durch Händler, die Lebensmittel und Waren zurückhielten, weil sie sich Vorteile vom Verkauf gegen das neue Geld
versprachen. Sparkassen und Banken litten unter der Panik, die viele Sparer ergriffen
hatte, die sinnlos Geld abhoben, um es am nächsten Tag wieder einzuzahlen.
Am Freitag, 18. Juni, an dem das "Erste Gesetz zur Neuordnung des Geldwesens" in Kraft treten
sollte, starteten die Verwaltungen und die Spitzen der Kammern und Wirtschaftsverbände einen Zeitungsaufruf an die Bürger und Geschäftsleute. "Wer in solchen Zeiten nur an sich denkt und seine eigennützigen Interessen zu wahren versucht, versündigt sich an der
Allgemeinheit". Das neue Geld war bereits 1947 in den USA gedruckt und im Frühjahr 1948 unter strengster Geheimhaltung nach Deutschland gebracht worden.
Am 19. Juni, einem Sonnabend, druckten die Zeitungen in einer Sondernummer zur Währungsreform einen "Wegweiser zur D-Mark". Die Militärregierungen von Großbritannien,
der Vereinigten Staaten und von Frankreich hätten das Währungsgesetz verkündet. Ab Montag
träte das Altgeld außer Kraft; Reichsmark, Rentenmark und Alliierte Militärmark
wären dann ungültig. Nur Münzen und Banknoten bis zu einer Mark blieben im Umlauf,
seien aber nur noch eines Zehntel ihres Nennbetrages wert.
Sonntag war Tauschtag. Jeder Bewohner erhielt ein Kopfgeld von 60 Deutschen Mark im Umtausch gegen 60 Reichsmark. 40 DM
gab es sofort bar auf die Hand, die weiteren 20 DM würden einen Monat später ausgezahlt.
Zum Teil wurden die Lebensmittelkartenstellen zum Geldumtausch
herangezogen, die am Sonntag ab 8 Uhr geöffnet hatten; es bildeten sich lange Schlangen. Wer seine 40 DM erhalten
hatte, dem wurde die Kennkarte gelocht, um Betrügereien zu verhindern. Abends
hatten so gut wie alle die neuen Scheine in der Börse.
Zwar wurde mit der Währungsreform der Grundstein für einen Wirtschaftsaufschwung gelegt, aber in der Startphase des neuen Geldes war davon wenig zu spüren. Die Schaufenster waren von einem auf den anderen Tag zum Bersten gefüllt, aber die meisten Menschen konnten die Preise für die Waren nicht zahlen.
Vorher gab es jede Menge Geld, aber keine Ware, nachher alle Waren, aber kein
Geld. Der Wohlstand ließ noch eine Weile auf sich warten. Nachdem Ludwig
Erhard , zu jener Zeit Direktor der Wirtschaftsverwaltung der
Bizone , wenige Tage nach der Währungsreform die Preise für fast alle gewerblichen Fertigwaren freigegeben und die Bewirtschaftung außer Kraft gesetzt hatte, war zwar die Marktwirtschaft eingeführt. Die erhöhte Nachfrage trieb aber die Preise hoch, während gleichzeitig noch ein Lohnstopp galt. Die Lebenshaltungskosten stiegen in der zweiten Jahreshälfte um 14 Prozent, die Zahl der Arbeitslosen schnellte um über 60 Prozent in die Höhe. Unmut brach sich Bahn: Marktfrauen wurden mit ihrer Ware beworfen, weil Hausfrauen die Preise nicht mehr zahlen konnten. Im November legten die Gewerkschaften das Wirtschaftsleben für einen Tag mit einem Generalstreik lahm.
Im allgemeinen beteiligten sich die Belegschaften der großen Betriebe am Streik, während die kleinen und mittleren Betriebe zum großen Teil arbeiteten. Die Ladengeschäfte hatten überwiegend geöffnet, ebenso arbeiteten die
Handwerksbetriebe.
Wenn auch die positiven Auswirkungen der Währungsreform für die meisten Menschen erst ab 1949 zu spüren waren, hatte die Geldumstellung als Sofortwirkung zumindest eines bewirkt: Der Schwarzmarkt brach nach einem hektischen Wochenende mit astronomischen Preisen schnell zusammen.
Schon 1946 hatten die Amerikaner Pläne für eine Währungsreform in Deutschland ausgearbeitet. Das Geld hatte seine Funktion verloren, weil es zuviel davon gab. Nach Kriegsende kursierten 300 Milliarden Reichsmark, für die es legal kaum etwas zu kaufen gab. Ein Paar Damenschuhe kostete offiziell zwölf Mark, war aber im Laden kaum zu bekommen. Auf dem Schwarzmarkt gab es Damenschuhe
für bis zu 600 Mark das Paar. Mit einem normalen Verdienst ließen sich solche Preise nicht bezahlen. Viele Menschen mussten hart arbeiten und litten trotzdem weiterhin Hunger. Die Geldmenge musste verringert werden, um Anreize für Arbeit und Produktion zu schaffen und die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen. Der kurz nach der
Währungsreform festgelegte Umtauschkurs brachte viele Menschen um ihre Ersparnisse: Für zehn Reichsmark gab es eine D-Mark. Ein Teil des Tauschguthabens musste auf sogenannten
Festgeldkonten bleiben und wurde im Oktober 1948 größtenteils gestrichen. Von
1.000 RM auf dem Sparbuch blieben nur noch 100 DM übrig. Das auf den Festgeldkonten angelegte Geld wurde nach der Freigabe in den frühen 50er Jahren von 100,- RM auf 6,50 DM umgerechnet.
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