Dienstag, 30. September 2014

Friedrich Justin Bertuch

* 30. September 1747 in Weimar
† 3. April 1822 in Weimar

Deutscher Unternehmer und Mäzen.

 

Bertuch war der Sohn eines Garnisonsarztes. Seine Mutter verlor er als Kind, sein Vater starb, als er 15 Jahre alt war; mittellos wuchs er im Hause eines Onkels auf. Er besuchte das Weimarer Gymnasium, begann ein Studium der Theologie und der Rechtswissenschaften, beschäftigte sich mit Literatur und Naturwissenschaften, brach aber mit 22 Jahren das Studium ab und verpflichtete sich als Hauslehrer bei einem dänischen Adeligen, der zuvor Gesandter in Spanien war. Von ihm lernte er die spanische Sprache. Seit 1773 war er wieder in Weimar ansässig, übersetzte den „Don Quichotte" ins Deutsche und verlegte ihn selbst. Er hatte Kontakte zu Wieland und arbeitete an dessen „Teutschem Merkur" mit. 

1774 legte er den Entwurf einer Zeichenschule in Weimar vor, die nach seinen Ideen eingerichtet wurde. 1775 wurde er Geheimer Sekretär des Herzogs
und blieb in verschiedenen Funktionen bis 1787 im Staatsdienst. Ab 1777 erwarb er Grundstücke in Weimar und baute einen prächtigen Häuserkomplex. In Weimar entfaltete er bis zu seinem Tode ein kleines Wirtschaftsimperium: den einzigen Betrieb solcher Größenordnung, in dem er zeitweilig 400 bis 500 Personen beschäftigte, was etwa zehn Prozent der Weimarer Bevölkerung entsprach. Seinen Geschäftssinn bewies er bereits in der Zusammenarbeit mit Wieland: Durch einen Sozietätskontrakt verschaffte sich Bertuch eine Teilhaberschaft am „Teutschen Merkur", die ihm ein Drittel des Reinerlöses einbrachte - im Jahre 1782 bereits fast 400 Taler.

 
1782 begründete Bertuch in seinem Haus eine Fabrik für künstliche Blumen, einen kunstgewerblichen Modeartikel, mit dem er in ganz Deutschland Erfolg hatte. 1791 gründete er das Landes-Industrie-Comptoir, ein Unternehmen mit verschiedenen Produktionszweigen. Zu dem Comptoir zählten im Lauf der Zeit die schon früher errichtete Papier- und Farbenmühle, eine Buchdruckerei, eine kartografische Abteilung. Er unterstützte die erste Goethe-Ausgabe bei Göschen finanziell und verlegte die 'Allgemeine Literatur-Zeitung' seit 1785 mit beträchtlichem Erfolg. Zusammen mit dem Maler und Kupferstecher Georg Melchior Kraus
gab Bertuch von 1786 bis 1822 das 'Journal des Luxus und der Moden' heraus, die erste, überaus erfolgreiche Illustrierte Europas, in der über Mode, Schmuck, Wohnung, technische Erfindungen etc. verständlich und aufklärend-belehrend berichtet wurde. Zwischen 1790 und 1830 erschien mit Bertuchs zwölfbändigem Bilderbuch für Kinder ein Unterrichtswerk, das in monatlichen Ausgaben das Wissen der Epoche vor dem Kind ausbreitete und mit 1.185 Tafeln und 6.000 Stichen illustriert war. Weiter verlegte Bertuch Übersetzungen, medizinische Veröffentlichungen und anderes.

 

Bertuch, der Verleger und Publizist, der sich für Meinungsfreiheit und bürgerliche Rechte einsetzt, blieb ein Fremdkörper in der kleinen Residenzstadt Weimar. Goethe bestand bei Zeitungsberichten über seine Theaterarbeit dagegen auf Vorzensur. Seine letzten Lebensjahre verbachte Bertuch zurückgezogen in Weimar. Er starb dort im Alter von 74 Jahren.
ABCD

DWeitere Infos:   


Zitat

Freuden, die man übertreibt, verwandeln sich in Schmerzen.
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