Sonntag, 21. Dezember 2014

Nach der Veröffentlichung des Interviews mit Winfried Stöcker meldeten sich zahlreiche Angehörige der BDR-Nomenklatura zu Wort und distanzierten sich von den Äußerungen des Kaufhaus-Investors. 

 

Der Görlitzer Oberbürgermeister Siegfried Deinege, vormals Mitglied der Kampfgruppen der Arbeiterklasse (Abb.): Ist entsetzt, dass in heutiger Zeit noch ein solches Vokabular benutzt wird und distanziert sich deutlich von den Aussagen des Herrn Stöcker. Geht nicht davon aus, dass die Sache für das Kaufhaus-Vorhaben folgenlos ausgeht. Da seien jetzt Professor Stöcker und sein Team gefragt.

Der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt: Attestierte Stöcker einen Mangel an Respekt, wenn er einerseits Menschen aus anderen Ländern als Arbeitskräfte habe, andererseits aber unbedingt verhindern wolle, dass diese sich in Deutschland festsetzen. Dass Stöcker wenige Tage vor Weihnachten dieses Fest als Firlefanz und als Märchen hinstelle, sei nicht hinzunehmen. 

Hans-Wilhelm Pietz, Pfarrer der Görlitzer Frauenkirche: Lud als Reaktion auf das Interview zu einer Adventsandacht ein unter dem Titel: Barmherzigkeit ist kein Märchen. Im Ankündigungstext heißt es, man könne den in Stöckers Äußerungen deutlich werdenden Geist der Abgrenzung und zynischen Herablassung auf Fremde und Flüchtlinge nicht hinnehmen. Auch die Art und Weise, in der die christliche Weihnachtsbotschaft von Herrn Stöcker lächerlich gemacht wird, könne nicht unwidersprochen bleiben. Er sei enttäuscht darüber, dass das von vielen in der Nachbarschaft der Frauenkirche begrüßte Kaufhaus-Projekt mit einer solchen Haltung verbunden ist.
 
Gabi Kretschmer: Hat die lebensgroße Krippe im Kaufhaus unter den Herrnhuter Sternen abgeholt. 

Christina Lumper vom Vorstand der Stiftung Diakonie-Sozialwerk Lausitz: Hat eine Spende Stöckers für das Kinderheim in Weinhübel zurückzugeben. Sie sagte, Stöckers Positionen seien menschenverachtend, zynisch und herablassend.

Joachim Rudolph vom Aktionskreis für Görlitz: Sagte: Wir können nicht schweigen und wehren uns gegen die Äußerungen von Prof. Stöcker, die nicht nur Formulierungen sind, sondern eine Haltung widerspiegeln, die traurig stimmt und betroffen macht. 

Rainer Müller: Sagte, dass er sich von Winfried Stöcker abwenden werde. Das Thema sei vergiftet, das Kaufhaus auch. Einen größeren Schaden hätte Stöcker nicht anrichten können. Er, Müller, könne nicht verstehen, wie ein Mann, der seinen unternehmerischen Erfolg aus der Globalisierung zieht, zu einer so platten, ausländerfeindlichen Einschätzung kommt. 

Ralf Thies von der Kaufhausgenossenschaft: Sagte, er habe ihn [Stöcker] als freundlichen, hochintelligenten und wertschätzenden Menschen kennengelernt. Aber seine Äußerungen hätten damit nichts zu tun. Er sei entsetzt und bestürzt. Als aktiver Sozialdemokrat und Vorsitzender der AWO in Treptow-Köpenick sei er täglich mit dem Thema beschäftigt, erlebe traumatisierte Kinder, verstörte Erwachsene. Diese Menschen heiße er bei uns ausdrücklich willkommen, diesen Menschen könnten und sollten wir als Gesellschaft, ihnen ganz persönlich helfen. Für alles andere habe er kein Verständnis. Er wünsche dem Konzert am Sonnabend, das nun auf dem Untermarkt stattfindet, viel Erfolg.“

 

Katja Mentz, Mitglied der Grünen Bürgerschaftsfraktion: Sagte, Stöcker diffamiere in seiner Begründung Flüchtlinge auf übelste rassistische Weise. Herrn Stöckers verbale Entgleisung dürfe nicht folgenlos bleiben. 

Die Görlitzer Linkspartei: Sagte, Stöckers widerwärtige Tiraden seien nicht mehr durch die Meinungsfreiheit gedeckt. Der Unternehmer demonstriere ein menschenfeindliches, rassistisches und kolonialistisches Weltbild und habe sich in verfassungswidriger Weise über die Flüchtlinge geäußert. 

 

Stadtrat und Landtagsabgeordneter Mirko Schultze: Rief die Görlitzer dazu auf, nun erst Recht ein weltoffenes Görlitz zu präsentieren.

 

Frank Seibel Reporter der SZ für die östliche Oberlausitz: Schrieb, der Millionär und Medizinprofessor erscheine hartherzig, böse, intolerant, gefährlich deutschtümelnd, rede zynisch und totalitär. Stöcker werde Schwierigkeiten haben, Vertragspartner zu finden, die sich in sein Kaufhaus einmieten und auch innerhalb der Stadt Probleme bekommen. Stöcker sei ein schlechter Kaufmann, den man als Kunde oder als Vertragspartner nicht mehr unterstützen könne. Nur noch eine Entschuldigung könne ihm helfen. 

 

Der Lübecker Sozialsenator Sven Schindler (SPD): Sagte, die Äußerungen seien menschenverachtend und beschämend, sie passten in keinster Weise zur offenen Flüchtlingspolitik und zur positiven Willkommenskultur der Hansestadt Lübeck. Auch wenn der Professor wieder zur Besinnung kommen sollte, könne er den angerichteten Schaden mit seinen Millionen nicht wieder gutmachen.

 

CDU-Fraktionschef Andreas Zander: Zweifelt an Stöckers Verstand und sagte: „Wenn jemand das in der heutigen Zeit ernsthaft äußert, muss man sich überlegen, ob er sich nicht auf seinen geistigen Zustand untersuchen lassen muss. 

 

Michelle Akyurt (Die Grünen): Sagte, mit seinen Ansichten gösse Stöcker Öl ins Feuer der Pegida-Bewegung in Dresden. Der Unternehmer solle sich für seine Äußerungen öffentlich entschuldigen und die Absage des Benefizkonzertes zurücknehmen. 

 

Der Allgemeine Studierendenausschuss der Universität Lübeck: Sagte, die Uni müsse sich von Stöcker distanzieren, ihn von allen Lehrverpflichtungen freistellen und ihm die Honorarprofessur entziehen.

 

Ragnar Lüttke, Fraktionsgeschäftsführer der Lübecker Linken in der Bürgerschaft: Sagte, Stöcker bediene sich übelster Beschimpfungen. Sein übersteigerter Rassismus sei juristisch eine Volksverhetzung, politisch Faschismus. Eine Zusammenarbeit der Stadt mit dem Unternehmer müsse ausgeschlossen sein. Stöckers Ehrenprofessur an der Lübecker Universität sollte die Universität aberkennen.
ABCD

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