Donnerstag, 1. Januar 2015

Blüchers Rheinübergang bei Kaub am 1. Januar 1814
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Die napoleonische Armee war nach dem verheerenden Russland-Feldzug auf dem Rückmarsch. Die Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 brachte einen Sieg der verbündeten Staaten Preußen, Russland, Österreich und Schweden und besiegelte Napoleons Ende. Die „Grande Armee“ floh über den Rhein, hielt aber weiterhin die linke Rheinseite besetzt. Die Armeen der Bündnisstaaten verfolgten Napoleon, allen voran Generalfeldmarschall Blücher mit seiner schlesischen Armee, von seinen Soldaten „Marschall Vorwärts“ genannt. In der Neujahrsnacht 1813/14 sollte der der Rheinübergang erfolgen, und zwar gleichzeitig an drei Stellen, zu Mannheim, Koblenz und Kaub. 

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Schon am 6. November 1813 war ein preußische Leutnant mit 21 berittenen Jägern in St. Goarshausen erschienen, hatte eine französische Streifwache verjagt und insgeheim mit dem Schultheiß wegen der Beteiligung St. Goarshäuser Schiffer bei dem geplanten Rheinübergang verhandelt. Man hatte für diesen ursprünglich St. Goarshausen im Auge gehabt, der bequemen Tälerverbindung wegen, fand aber dann, dass der Übergang zu Kaub mit der Pfalz für den Brückenbau geeigneter sei. Trotzdem wurden späterhin auch zu St. Goarshausen Blüchersche Truppenteile mittels Nachen übergesetzt.
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Das Rheinstädtchen Kaub glich an diesem Tage einem großen Truppenlager. Vom Rheinufer die Bergschlucht hinauf bis zu dem Dorfe Weisel und darüber hinaus stand die Avantgarde der schlesischen Armee, der ein russisches Korps unter Graf Langeron angegliedert war. Russische Schiffszimmerleute hatten schon Wochen vorher in den Wäldern um Weisel Bäume gefällt, Bohlen und Schiffsrippen geschnitten und zu Brückenschiffen zusammengefügt. Über lodernden Feuern hingen mächtige Teerkessel. Sobald die Flüssigkeit bereit war, wurden die Schiffsgestelle mit Teer überstrichen, mit starkem Segelleinen bespannt, dieses wieder geteert und eine neue Lage Segeltuch darüber gezogen, bis der Überzug zu einer lederartigen, wasserdichten Haut geworden war. Es handelte sich darum, rasch und unauffällig zu arbeiten, damit die 73 Brückenschiffe, die für den Brückenbau über den Rhein erforderlich waren, rechtzeitig zum Jahresende fertig standen. 

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Die Russen bildeten für die Bewohner von Kaub und Umgebung eine wahre Landplage. Sie stahlen, was nicht niet- und nagelfest war, fahndeten überall nach “Wutki” (Schnaps), bedrohten die Einwohner, wenn sie ihnen nicht zu Willen waren, und das Schlimmste von allem: sie brachten nicht nur Läuse in üppiger Fülle mit, sondern verbreiteten auch Krankheiten und Seuchen. Mit Ungeduld wartete man auf die Ankunft Blüchers.

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Der große Augenblick kam am 31. Dezember um 4 Uhr nachmittags. Unter unendlichem Jubel des Volkes und der Soldaten hielt der siebzigjährige, Blücher, von der Weiseler Höhe kommend,  seinen Einzug in Kaub, begleitet von den Generälen Gneisenau , Yorck und anderen Offizieren seines Stabes. Blücher hatte sein Quartier im Gasthof “Stadt Mannheim“ zu Kaub genommen. Bald hörte man Blücher in seiner Stube lärmen und fluchen. Er hatte aus dem großen Hauptquartier zu Frankfurt a. M., wo König Friedrich Wilhelm III. , der russische Kaiser Alexander und der österreichische Generalissimus Fürst Schwarzenberg versammelt waren, den Gegenbefehl erhalten, den Rheinübergang zu unterlassen, da dieser unmöglich erscheine. Blücher blieb jedoch bei seinem Vorhaben.  

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Ein frostklarer Himmel spannte sich am 31. Dezember 1813 über die verschneiten Berge. Der Rhein ging mit Eisschollen. Der Rheinübergang begann am Silvesterabend mit der Vereidigung der Kauber Schiffer in der reformierten Kirche. Erst bei völliger Dunkelheit, um 9 Uhr abends, brachte man die Schiffer unter militärischer Begleitung ans Rheinufer. Zunächst galt es, die Nachen in Bereitschaft zu setzen, die am Ufer und zum Teil auf dem Friedhof versteckt gehalten worden waren. Bei eisigen Temperaturen und in völliger Dunkelheit wurden danach die ersten 200 Brandenburger Füsiliere und 20 ostpreußische Jäger in Kähnen - gesteuert von den Kauber Schiffern - an das gegnerische, linke Rheinufer übergesetzt. Es war nicht leicht, gegen die treibenden Eisschollen anzukämpfen und in jedem Nachen dicht gedrängt 15 bis 18 Soldaten mit Waffen und Schießvorräten unbemerkt nach drüben zu bringen. Schließlich erstiegen diese unter Hurra das Ufer und besetzten die steilen Weinberghänge, auf denen Schnee lag. 

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Der französische Wachtposten gab Feuer, wurde aber von dem Gegenfeuer der auf der Pfalzinsel festgesetzten preußischen Jäger in die Flucht getrieben. Bei Anbruch des Tages hatten bereits an 4.000 Preußen das linke Ufer besetzt, denen es gelang, die um 10 Uhr morgens mit 4 Kanonen und einer Haubitze erschienenen Franzosen zu verjagen. Es waren nur wenige Schüsse gefallen, und dann war alles still. Bis zum Ende des ersten Tages des Jahres 1814 gelang es, 8.000 Soldaten auf das gegenüberliegende Rheinufer zu bringen.

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Gleichzeitig hatten die Russen mit dem Anbringen der Pontons und dem Bau der Brücke bis zur Pfalz unter Verwendung von 27 russischen Leinenpontons begonnen. Der Bau des zweiten Teils der Brücke von der Pfalz zum linken Rheinufer war durch die starke Strömung erschwert und wurde erst am Morgen des 2. Januar 1814 fertig. Hier wurden 44 russische Leinenpontons verwendet. Der vom Feldmarschall Blücher für den 1. Januar befohlene allgemeine Übergang des Heeres konnte deshalb erst am 2. Januar beginnen. Unter schallender Musik zogen die Truppen hinüber, acht Tage lang, Regiment auf Regiment, Fußvolk und Reiter, Kanonen, Wagen und Tross. 
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Als erste Einheit hatte das Yorcksche Korps den Übergang begonnen. Graf Yorck mit seinem Stabe nahm dabei Aufstellung auf der Pfalz. Die Geschütze und Wagen durften die Brücke nur einzeln passieren. Der Übergang des Korps dauerte bis spät in die Nacht zum 3. Januar. Die Avantgarde des Yorckschen Korps ging schon am 2. Januar über Bacharach-Stromberg in Richtung auf Kreuznach weiter vor. Ihm folgte das Gros bis in die Gegend von Stromberg, wo ein Ruhetag stattfand. General Yorck nahm mit seinem Stabe Quartier in Stromberg. Es herrschte Kälte und Glatteis. 

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Am 3. Januar folgte das russische Korps Langeron. Immer neue Massen drängten sich aus den engen Kauber Gassen heraus, immer neue Truppenteile, von der Höhe die Weiseler Straße herunterkommend, rückten nach. Der Rheinübergang endete am 8. Januar, und mit ihm begann der Siegeszug der Verbündeten, der mit dem Einzug in Paris am 31. März 1814 und dem Exil Napoleons endete.
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