Konstantin Hierl   

* 24. Februar 1875 in Parsberg
23. September 1955 in Heidelberg

 

Deutscher Politiker und Führer des Arbeitsdienstes.  

Hierl trat nach dem Besuch des Humanistischen Gymnasiums in Burghausen und Regensburg 1893 als Fahnenjunker in die Bayerische Armee ein. 1895 erfolgte die Beförderung zum Leutnant. Von 1899 bis 1902 absolvierte Hierl die Bayerische Kriegsakademie
, die ihm die Qualifikation für den Generalstab, die Höhere Adjutantur und das Lehrfach (Taktik, Kriegsgeschichte) zuerkannte. 1903 folgte seine Versetzung in die Zentralstelle des Generalstabs sowie 1907 seine Kommandierung in den Großen Generalstab nach Berlin. Seit 1908 Hauptmann, war Hierl von 1909 bis 1911 Kompaniechef. Anschließend war Hierl bis Kriegsausbruch als Lehrer für Kriegsgeschichte und Geschichte der Kriegskunst an der Bayerischen Kriegsakademie tätig.


Im Ersten Weltkrieg stieg er als Generalstabsoffizier bei der Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht bis zum Oberstleutnant auf. Für seine Leistungen wurde Hierl u.a. mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes, dem Ritterkreuz des Königlichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern sowie dem Bayerischen Militärverdienstorden III. Klasse mit Schwertern ausgezeichnet.


Nach der Novemberrevolution 1918 organisierte er ein Freikorps unter seinem Namen, das den kommunistischen Spartakusaufstand
in Augsburg und Umgebung niederschlug und die Kontrolle der sozialdemokratischen Regierung Ebert wiederherstellte. Zeitweilig war er Stadtkommandant von München, wo er 1919/20 Adolf Hitler kennen lernte.


Hierl setzte seine militärische Karriere zunächst im Reichswehrministerium fort. Am 30. September 1924 wurde er aus dem aktiven Dienst verabschiedet, da er während des Marsches auf die Feldherrnhalle vom 9. November 1923 Erich Ludendorff unterstützt hatte. Bis Herbst 1927 leitete er als bayerischer Landesvorsitzender und reichsweiter Cheforganisator den Tannenbergbund
von Erich Ludendorff. 1929 trat Hierl in die NSDAP ein, zwischen September 1930 und Kriegsende gehörte er dem Reichstag an. 

 

Hierl war von 1931 bis 1935 Leiter des Freiwilligen Arbeitsdienstes . Nach der Machtübernahme durch Adolf Hitler wurde er im März 1933 zum Staatssekretär im Reichsarbeitsministerium und ein Jahr später, zum Reichskommissar für den Freiwilligen Arbeitsdienst ernannt. Als 1935 die Arbeitsdienstpflicht eingeführt wurde, übernahm Hierl als „Reichsarbeitsführer“ die Leitung des Reichsarbeitsdienstes (RAD), die bis zum Ende der nationalsozialistischen Herrschaft in seiner Hand lag. Der RAD sollte nicht so sehr wirtschaftliche und sozialpolitische Ziele verfolgen, sondern vor allem die deutsche Jugend zum Erlebnis der Volksgemeinschaft aus Arbeit und Leistung und zu einer wahren, das heißt nicht egoistischen, nicht-materialistischen, sittlichen Auffassung der Arbeit als Dienst am Volke und am deutschen Boden erziehen. 

 

Unter anderem durch Neulandgewinnung, Kultivierungsarbeiten und Wegebau sollte der RAD zur Hochschätzung der Hand- und Landarbeit, zur Überwindung der Klassen in einem neuen deutschen Arbeitertum des Werksozialismus beitragen. Ab Juni 1935 musste jeder junge Mann beim RAD eine sechsmonatige, dem Wehrdienst vorgelagerte Arbeitspflicht im Rahmen eines Arbeitsdienstes ableisten. Vor dem Zweiten Weltkrieg befasste er sich mit Forst- und Kultivierungs- sowie Deichbau- oder Entwässerungsaufgaben und Tätigkeiten in der Landwirtschaft. Ein bedeutender Schwerpunkt war der Einsatz in den Emslandkreisen zur Urbarmachung der riesigen Moor- und Heidefläche (Emslandkultivierung), auf der im Rahmen der Autarkiepolitik neue Höfe entstehen sollten. Eine einheitliche paramilitärische Uniform wurde Anfang 1934 eingeführt. Als Farbe wurde ein erdbraun für Männer und Frauen gewählt. Eine markante Besonderheit für den Arbeitsmann war der Spaten. Er dokumentierte die Handarbeit. Ab dem Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde der Reichsarbeitsdienst auf die weibliche Jugend ausgedehnt. 

1948 wurde Hierl im sog. Entnazifizierungsverfahren als Hauptschuldiger zu fünf Jahren Arbeitslager verurteilt; sein Vermögen wurde eingezogen. Man konnte ihm zwar keine sog. Verbrechen nachweisen, sein Engagement im RAD reichte aus, ihn sozial zu vernichten. Nach seiner Entlassung aus den verschiedenen alliierten Konzentrationslagern gab er 1955 seine Memoiren mit dem Titel „Im Dienst für Deutschland 1918–1945“ heraus.

Hierl war in zweimal verheiratet. Beide Ehen blieben kinderlos. Die Gemeinde Hierlshagen entstand am 3. Januar 1936 im Sprottebruch bei Primkenau im Landkreis Sprottau, Niederschlesien. Sie wurde durch den Reichsarbeitsdienst errichtet und nach Hierl benannt. Hierl wurde 80 Jahre alt.

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