Johann Christian Senckenberg
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* 28. Februar 1707 in Frankfurt am Main
† 15. November 1772 ebenda
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Deutscher Arzt und Stifter.
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Senckenberg war der zweitälteste Sohn des Frankfurter Stadtphysikus
Johann Hartmann Senckenberg
und seiner zweiten Ehefrau. Nach dem Brand des Elternhauses 1719 fehlten trotz eines Stipendiums des Frankfurter Rats zunächst die Mittel für ein Medizinstudium,
Senckenberg erwarb jedoch bei seinem Vater und anderen Ärzten medizinische Kenntnisse und behandelte Kranke.
Sein Studium absolvierte er zunächst während dreier Semester ab 1730 an der jungen preußischen Universität Halle. In Halle ließ sich
Senckenberg offenbar in theologische Auseinandersetzungen hineinziehen, die dazu führten, dass er die Stadt verlassen
musste. Er behandelte seit 1732 Kranke in Frankfurt, ohne regulärer Arzt zu sein.
Schließlich promovierte er 1737 an der Universität Göttingen über die Heilkraft des Maiglöckchens in Medizin.
Anschließend begann Senckenberg in Frankfurt am Main als
zugelassener Arzt zu praktizieren.
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Seine Praxis wuchs, er wurde wohlhabend. Nach dem Tod seiner Mutter heiratete
er 1742 die betuchte Juwelierstochter Johanna Rebecca Riese. Dise
Ehe wurde zu Senckenbergs glücklichstem Lebensabschnitt. Der junge Vater war untröstlich, als Johanna Rebecca
im Oktober 1743 eine Woche nach der Geburt einer Tochter am Kindbettfieber verstarb. Das Töchterchen überlebte die Mutter nur um zwei Jahre.
Das Erbe der ersten Ehefrau bildete neben Senckenbergs ärztlichen Einkünften den Grundstock für das spätere Stiftungsvermögen. Wohl auch zur Versorgung des Kindes hatte der Witwer nach Ablauf des Trauerjahrs im Dezember 1744 mit Katharina Rebecca Mettingh zum zweiten Mal den Bund der Ehe geschlossen. Aber auch die zweite Gattin verstarb Ende 1747 an den Spätfolgen einer Geburt. Der im Juni 1747 geborene Sohn war schon mit dreieinhalb Monaten an Tuberkulose verschieden.
Nach diesen traurigen Ereignissen wagte Senckenberg 1754 eine dritte Ehe mit der Witwe Antonetta Elisabetha Ruprecht. 1756 starb auch seine dritte
Ehefrau. Fortan kreisten die Gedanken des 49-Jährigen verstärkt um die Gründung einer Stiftung zur Hebung des Frankfurter Medizinalwesens.
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Er entschloss sich, sein Vermögen zum Wohle der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.
Dazu zählten fast 100 000 fl. Kapitalvermögen. Am 18. August 1763 errichtete er die
'Dr. Senckenbergische Stiftung', deren Ziel es war, das Frankfurter Medizinalwesen, die Krankenversorgung und die Ausbildung der Ärzte zu verbessern. 1766 kaufte er ein Haus mit Grundbesitz am Eschenheimer Tor, das nach seinem Tod zum Stiftungshaus wurde und seine Bibliothek, die Mineralien- und die Porträtsammlung beherbergte.
Senckenberg bestimmte, dass sich hier die Ärzte der Stadt regelmäßig treffen und
medizinische Probleme diskutieren sollten. Zur Fort- und
Weiterbildung der Ärzte seiner Heimatstadt ließ er auf seinem Gelände 1767 einen
botananischen Garten zum Studium von Arzneipflanzen einrichten. 1770 wurde der Rohbau des ersten Anatomiegebäudes in Frankfurt fertiggestellt, mit dem Unterricht wurde erst 1776 begonnen.
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1769 nahm
Senckenberg den Bau eines Bürgerhospitals in Angriff, das allerdings erst 1779 eröffnet wurde. Ein auf dem Stiftungsgelände befindliches
chemisches Laboratorium führte eher ein Schattendasein. Senckenberg ließ sich bei seiner Planung vom Bauprogramm einer damals modernen
medizinischen Fakultät inspirieren, wodurch er eine bessere Versorgung der Bevölkerung durch gut ausgebildete Ärzte erreichen wollte. Seine Zielsetzung ging indes über den
medizinischen Bereich hinaus; 1772 bestimmte er, dass nach seinem Tod ein Findelhaus, ein Gebärhaus, eine Apotheke, eine Bäckerei, eine Brauerei, ein Bad sowie
eventuell ein Gotteshaus und ein Friedhof errichtet werden sollten – ganz ähnlich den Franckeschen Anstalten
in Halle, an denen er sich orientierte. Diese Vorgaben wurden jedoch nicht umgesetzt.
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Senckenberg selbst hat die Fertigstellung seines Bürgerhospitals nicht mehr erlebt, er stürzte am 15. November 1772 tödlich vom Baugerüst der Kuppel des Hospitals. Nur zwei Tage später wurde sein Leichnam in dem von ihm gestifteten Theatrum anatomicum – wegen der gewaltsamen Todesursache – öffentlich seziert. Testamentarisch hatte Senckenberg jedoch eine Sezierung seines Leichnams abgelehnt.
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Senckenbergs
Stiftung gedeiht noch heute. Aus ihr gingen florierende Gründungen wie die „Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft“, die „Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg“, die „Dr. Senckenbergische Anatomie“, das „Senckenbergische Institut für Pathologie“ und das „Senckenbergische Institut für Geschichte und Ethik der Medizin“
hervor. Bis heute warten 53 Tagebuchbände Senckenbergs mit insgesamt 40.000 Seiten darauf, wissenschaftlich ausgewertet zu werden, was sich aber wegen seiner schwer lesbaren Handschrift, einer Mischung aus Deutsch, Frankfurterisch, Latein, Griechisch, Französisch und Englisch sowie zahlreichen eigenen Abkürzungen als zeitlich äußerst aufwändig darstellt. Seit 2011 wird in einem Projekt der Frankfurter Universitätsbibliothek, wo die Schriften eingelagert sind, daran gearbeitet, bis 2016 zunächst rund 13.000 Tagebuch-Seiten aus den Jahren 1730 bis 1742 in eine heute lesbare Form zu bringen und online verfügbar zu
machen.
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Weitere
Infos:
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Die Senckenbergische Stiftung
ist eine bedeutende Stiftung in Frankfurt am Main. Sie wurde 1763 von dem Arzt Johann Christian Senckenberg errichtet. Dem ursprünglichen Stifterwillen zufolge wurde aus ihren
Mitteln zunächst das Bürgerhospital sowie ein Medizinisches
Institut finanziert.
Später erinnerte sich Goethe
in »Dichtung und Wahrheit«:
»Er war immer sehr nett gekleidet, und man sah ihn nie anders auf der Straße als in Schuh und Strümpfen und einer wohlgepuderten Lockenperücke, den Hut unterm Arm. Er ging schnell, doch mit einem seltsamen Schwanken vor sich hin, so dass er bald auf dieser bald auf jener Seite der Straße sich befand, und im Gehen ein Zickzack bildete. Spottvögel sagten: er suche durch diesen abweichenden Schritt den abgeschiedenen Seelen aus dem Wege zu gehen, die ihn in gerader Linie wohl verfolgen möchten. ...
Doch aller dieser Scherz und manche lustige Nachrede verwandelte sich zuletzt in Ehrfurcht gegen ihn, als er seine ansehnliche Wohnung mit Hof, Garten und allem Zubehör, auf der Eschenheimer Gasse, zu einer medizinischen Stiftung widmete.«
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