Karl Ernst von Baer
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* 28. Februar 1792 auf Gut Piep in Estland
† 28. November
1876 in Dorpat, Estland
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Deutschbaltischer Naturforscher.
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Der Sohn des deutschbaltischen Politikers und Rittergutsbesitzers Johann Magnus von Baer
und von Julie Marie von Baer (1764–1820) besuchte von 1808 bis 1810 die deutschsprachige Domschule in
Reval. Anschließend studierte er bis 1814 Medizin an der deutschsprachigen, 1802 gegründeten Universität
Dorpat. Sein wichtigster Lehrer war hier der aus Leipzig stammende Anatom und Physiologe Friedrich
Burdach , der ihn später als Mitarbeiter nach Königsberg holte. Seine Medizinstudien setzte Baer nach dem Doktorat in Wien und später in Würzburg fort, wo Ignaz Döllinger
ein wichtiger Anreger für ihn wurde. In Wien wurde Baer klar, dass er nicht als Arzt, sondern als Naturwissenschaftler arbeiten wollte, in Berlin vervollständigte er 1816/17 seine naturwissenschaftliche Ausbildung. 1816 nahm er eine Stelle bei Burdach an der Universität Königsberg an und wurde dort auch habilitiert. Von 1817 bis 1834 lebte Baer in Königsberg, seine wissenschaftlich produktivste Zeit. Er war u. a. mit dem Astronomen Friedrich Wilhelm Bessel
befreundet.
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1819 heiratete Baer Auguste von Medem aus Königsberg; aus dieser Ehe gingen sechs Kinder hervor. Im gleichen Jahr wurde Baer zum außerordentlichen Professor ernannt, zwei Jahre später übernahm er vom Königsberger Universalgelehrten Karl Gottfried Hagen
das Ordinariat für Zoologie, 1826 auch das für Anatomie. Zu den Leistungen Baers, der sich in den ersten Jahren seiner Laufbahn überwiegend der Embryologie widmete, gehören
die Entdeckung der menschlichen Eizelle im Jahre 1827,
die Begründung der vergleichenden Embryologie auf Grundlage des
Keimblattkonzeptes und die Erkenntnis der Chorda dorsalis
als eines grundlegenden Merkmals aller Wirbeltiere. Baer zeigte, dass die Embryonalentwicklung bei Tier und Mensch von allgemeineren zu immer spezifischeren Merkmalsausprägungen fortschreitet
(Baersche Regel).
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Baer ging 1834 an die St. Petersburger Akademie der Wissenschaften und an die Universität von Sankt Petersburg, wo er von 1834 bis 1846 als Zoologe und von 1846 bis 1862 als Anatom und Physiologe arbeitete. Hier galt er lange Zeit als "Seele der
Akademie". 1862 wurde er Berater des Ministeriums für Erziehung.
1837 sammelte Baer Tiere und Pflanzen auf Nowaja Semlja
, einer Inselgruppe im arktischen Eismeer. Auf weiteren Expeditionen erforschte er Spuren der Eiszeit an der Südküste Finnlands (1838/1839). An den Nordmeerküsten, am Kaspischen Meer und im Kaukasus untersuchte er 1851 bis 1856 die Fischerei und die Fischbestände.
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In Sankt Petersburg wandte sich Baer der Anthropologie, Geographie, Ökologie und Fischereikunde zu. Gemeinsam mit Gregor von Helmersen gründete er 1839 die erste naturwissenschaftliche Bücherreihe Russlands.
Vor Darwin
stellte Baer Überlegungen zur Evolution an. In seinem Aufsatz 'Über Papuas und
Alfuren' (1859) sprach er sich gegen die Artkonstanz und für eine Umbildung der Arten in einem gewissen Rahmen aus.
1861 organisierte er mit Rudolf Wagner
in Göttingen den 1. Anthropologenkongress.
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Baer äußerte sich öffentlich und kritisch zum Darwinismus geäußert,
insbesondere zu dessen weitreichenden weltanschaulichen
Schlussfolgerungen. Baer förderte jüngere Wissenschaftler und Mediziner.
Von 1867 bis zu seinem Tod 1876 lebte er in Dorpat. Hier verfasste er zahlreiche Aufsätze
zu biologischen, anthropologischen, wissenschafts- und kulturgeschichtlichen Themen.
Baer starb, erblindet, aber bis zuletzt wissenschaftlich arbeitend, im Spätherbst 1876
im Alter von 84 Jahren und wurde auf dem Alten Johannisfriedhof Dorpat beigesetzt. Auf dem Domberg in Dorpat wurde ihm 1886 ein Denkmal errichtet, das heute noch im Zentrum universitärer Veranstaltungen steht.
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Baer war einer der bedeutendsten Männer, welche das Baltendeutschtum hervorgebracht
hat und gilt als einer der wichtigsten Naturwissenschaftler des 19. Jahrhunderts.
Wegen seiner wissenschaftlichen Leistungen auf zahlreichen Gebieten wird
er manchmal auch als der „Alexander von Humboldt
des Nordens“ bezeichnet. Im Zentrum von Baers Denken
stand der Teleologiebegriff: Naturprozesse sind durch Zweck- und Zielstrebigkeiten gekennzeichnet, modellhaftes Vorbild dabei ist die Embryonalentwicklung.
Baers Hauptkritikpunkt am Darwinismus ist dessen Nicht-Anerkennen einer nur telelogisch erklärbaren Natur.
Aus der Verleugnung jedes „höheren“ Zwecks speiste sich auch Baers materialismuskritische
Haltung. Seelische Phänomene oder geistige Prozesse seien nicht materialistisch erklärbar.
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