Winfried Stöcker schlägt zurück

Lübeck -  „Euroimmun wird der Universität freiwillig keine Mittel mehr zur Verfügung stellen, solange dieser Präsident im Amt ist“, erklärt der Gründer des Unternehmens Euroimmun und regiert damit auf Kritik, die auf sein umstrittenes Interview mit der „Sächsischen Zeitung“ vom 18. Dezember 2014 folgte .

Ursache war Stöckers Verbot eines Benefizkonzerts zugunsten von Migrantinern, das in seinem Görlitzer Kaufhausgebäude stattfinden sollte. Ihm seien so viele ausländische Flüchtlinge nicht willkommen, er wolle den Missbrauch unseres Asylrechtes nicht unterstützen, hatte Stöcker in den Interview erklärt und von „reisefreudigen Afrikanern“ – an anderer Stelle sagt er „Neger“ –, die ungebeten übers Mittelmeer kommen, gesprochen, zudem bezichtigt er Moslems, in Deutschland einen Staat im Staate zu bilden.

Nach den ersten heftigen Reaktionen entschuldigte Stöcker sich zwar öffentlich, seine Formulierungen seien zu drastisch geraten; nach mehreren Anzeigen in Schleswig-Holstein und Sachsen wegen Volksverhetzung ermittelt indessen die Staatsanwaltschaft Görlitz.

In der Uni Lübeck, die seit kurzem Stiftungsuniversität ist und als solche auch von Euroimmun und Stöcker unterstützt wurde, hatte der Asta unmittelbar nach dem Interview gefordert, Stöcker die Honorarprofessur zu entziehen. Die Forderung der Studenten, auf die finanzielle Unterstützung studentischer Veranstaltungen durch die Firma Euroimmun zu verzichten, wurde erst kürzlich noch einmal bekräftigt.

In seiner jüngsten, 14 Seiten langen Erklärung greift Stöcker neben Bundespräsident, Bundeskanzlerin und Journalisten vor allem aber Uni-Präsident Hendrik Lehnert auch deshalb an, weil dieser den ungezogenen Äußerungen der Studenten nicht öffentlich widersprochen habe.

„Solange dieser Präsident im Amt ist“, soll es nun kein Geld mehr geben. Bislang gab pro Jahr rund eine Million Euro. Stöcker weiter: Lehnert hat geschafft, was vor fünf Jahren der Landesregierung nicht gelungen ist: Dass sich Lübecks international führendes Biotechnologie-Unternehmen Euroimmun einen neuen Standort für seine Expansion suchen wird und mehrere äußerst erfolgreiche und beispielhafte Kooperationsprojekte abgebrochen werden müssen!. 

Lübeck - Das Tischtuch ist endgültig zerschnitten. Die „klare Ansage“, die Euroimmun-Chef Winfried Stöcker in seinem 14-seitigen Schreiben unter der Überschrift „Gesinnungsterror in Fragen zur Asylpolitik“ zieht und so auch tituliert, ist unmissverständlich: „Euroimmun wird der Universität freiwillig keine Mittel mehr zur Verfügung stellen, solange dieser Präsident im Amt ist. Er hat geschafft, was vor fünf Jahren der Landesregierung nicht gelungen ist - dass sich Lübecks international führendes Biotechnologie-Unternehmen Euroimmun einen neuen Standort für seine Expansion suchen wird und mehrere äußerst erfolgreiche und beispielhafte Kooperationsprojekte abgebrochen werden müssen.“

Vorausgegangen war nach LN-Informationen ein Krisentreffen im Uni-Präsidium vor gut zwei Wochen, das anscheinend keine weitere Zusammenarbeit mehr ermöglicht hat. Stöcker wirft in seinen Ausführungen, die er auf seine Firmen-Homepage gestellt hat und in denen er wieder kräftig gegen gesellschaftliche Entwicklungen austeilt, Prof. Hendrik Lehnert vor allem „Unfairness“ im öffentlichen Umgang mit seiner Person vor. „Vor lauter Angst, dass seine Universität, deren Präsident er vor Kurzem geworden ist, einen kleinen Kratzer abbekommen könnte, lässt er einen hochverdienten Wissenschaftler und internationalen Unternehmer, der so viel für die Lübecker Universität getan hat, wie kaum ein anderer, als es ihrer Universitätsmedizin an den Kragen gehen sollte, wie eine heiße Kartoffel fallen.“ Persönlich war Stöcker trotz mehrmaliger LN-Anfrage nicht zu sprechen.

Damit spielt der Firmenchef aus Blankensee auf die Stellungnahme von Lehnert an, die dieser „nach dem missglückten Interview“ — so Stöckers Wortwahl — abgegeben hatte. Mit dem Resümee: „Toleranz, Weltoffenheit und ein klares Bekenntnis zu multikulturellem Denken und Handeln sind unveräußerliche Werte unserer Campus- Kultur. Von dem Gedankengut, das Prof. Winfried Stöcker in der Sächsischen Zeitung geäußert hat, distanzieren wir uns auf das Nachdrücklichste.“ (LN berichteten).

Lehnert, der momentan in Australien weilt, sagte: „Wir bedauern diesen Schritt, weil wir das Unternehmen Euroimmun sehr schätzen. Letztendlich liegt aber ein hoher Dissenz vor, so dass es folgerichtig ist. Wir stehen Seite an Seite mit unseren Studierenden.“ Bei diesen führte Stöckers geäußertes Weltbild schon dazu, dass sie kein Geld mehr von der Firma Euroimmun annehmen, obwohl diese in den vergangenen Jahren einige studentische Projekte unterstützt hatte.

Auf die aktuelle Entwicklung angesprochen, sagte gestern die Asta-Vorsitzende Birte Stoeter: „Wir treten entschlossen für die Werte unserer Universität ein und stehen dabei voll und ganz hinter unserem Präsidenten. Mit den Mitarbeitern der Firma Euroimmun haben wir ausschließlich positive Erfahrungen gemacht, und würden es daher bedauern, wenn die fachliche Zusammenarbeit als solche gänzlich eingestellt werden würde.“

Lübecks Wissenschaftsmanagerin Dr. Iris Klaßen bedauert die Zuspitzung des Konfliktes zwischen Uni und Euroimmun. „Das gute Miteinander aus den vergangenen Jahren ist leider komplett unter die Räder gekommen, was sehr schade für die Wissenschaftsstadt Lübeck ist“, so Klaßen.

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