Alle sind sich einig, dass sich nur ein einziger roter Faden durch die Geschichte Europas zieht: die Vorliebe der Bewohner für kleine, selbstständige Nationen; die Vorliebe ihrer Politiker, diese zu einigen. Julius Cäsar, Karl der Große, Napoleon, Adolf Hitler, Angela Merkel – die Liste der Staatsleute, die versuchten, Europa zu einigen, ist sehr lang. Und stets scheiterten die Bemühungen an folgendem: Niemand kann sich vorstellen, zusammen in ein und demselben Haus Europa zu wohnen.
Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung
(KBV) , Andreas Köhler
auf der Weihnachtsfeier 2012 seines Verbandes im Berliner Stadtteil Moabit
hatte der Staufer-König Konrad III.
in einer Schlacht bei der Burg Weinsberg gesiegt, die Burg ergab sich, und der König versprach den Frauen der Burg freien Abzug, es dürfe sogar eine jede forttragen,
was sie auf ihren Schultern vermöchte.
Die Frauen trugen ihre Männer auf dem Rücken aus der Burg, retteten ihnen damit das Leben und waren fortan als die
'Treuen Weiber von Weinsberg' bekannt. ABCD
A
Weitere
Infos:
Adelbert von Chamisso , Die Weiber von Weinsberg (1831)
Der erste Hohenstaufen, der König Konrad lag
Mit Heeresmacht vor Winsperg seit manchem langen Tag.
Der Welfe war geschlagen, noch wehrte sich das Nest,
Die unverzagten Städter, die hielten es noch fest.
Der Hunger kam, der Hunger! das ist ein scharfer Dorn!
Nun suchten sie die Gnade, nun trafen sie den Zorn:
„Ihr hab mir hier erschlagen. gar manchen Degen
wert,
Und öffnet ihr die Tore, so trifft euch doch das
Schwert.“
Da sind die Weiber kommen: „Und muss es also sein,
Gewährt uns freien Abzug, wir sind vom Blute rein.“
Da hat sich vor den Armen des Helden Zorn gekühlt,
Da hat ein sanft Erbarmen im Herzen er gefühlt.
„Die Weiber mögen abziehn und jede habe frei,
Was sie vermag zu tragen und ihr das Liebste sei;
Lasst ziehn mit ihrer Bürde sie ungehindert fort,
Das ist des Königs Meinung, das ist des Königs Wort.“
Und als der frühe Morgen im Osten kam gegraut,
Da hat ein seltnes Schauspiel vom Lager man geschaut;
Es öffnet leise, leise sich das bedrängte Tor,
Es schwankt ein Zug von Weibern mit schwerem Schritt
hervor.
Tief beugt die Last sie nieder, die auf dem Nacken
ruht,
Sie tragen ihre Eh’herrn, das ist ihr liebstes Gut.
„Halt an die argen Weiber!“, ruft drohend mancher
Wicht; -
Der Kanzler spricht bedeutsam: „Das war die Meinung
nicht.“
Da hat, wie er’s vernommen, der fromme Herr gelacht:
„Und war es nicht die Meinung, sie haben’s gut
gemacht;
Gesprochen ist gesprochen, das Königswort besteht,
Und zwar von keinem Kanzler zerdeutelt und zerdreht.“
So war das Gold der Krone wohl rein und unentweiht.
Die Sage schallt herüber aus halbvergessner Zeit.
Im Jahr elfhundert vierzig, wie ich’s verzeichnet
fand,
Galt Königswort noch heilig im deutschen Vaterland.
ABCD
Thomas Müntzer
* um den 21. Dezember 1489 in Stolberg (Harz)
† 27. Mai 1525 bei Mühlhausen
Deutscher Theologe und Revolutionär.
1523 wurde Müntzer Pfarrer in Allstedt
und hielt hier den ersten Gottesdienst in deutscher Sprache. Dort wurde er auf die aufständischen Bauern aufmerksam, die sich seit Juni 1524 in Süddeutschland erhoben hatten. Er reiste durch die aufständischen Gebiete und wurde in seiner Auffassung bestärkt, dass Pfarrer wie Fürsten die einfachen Leute nur vom Glauben abhielten, die Bauern aber das Werkzeug zur für
die notwendige Reinigung seien.
Müntzer bestärkte die Bauern, Gottes Gericht zu vollstrecken. Die Stadt Mühlhausen wurde von den Aufständischen eingenommen, Müntzer wirkte als Prediger dort und gewann großen Einfluss. Den herannahenden Fürstenheeren zog er zusammen mit 300 Anhängern entgegen nach Frankenhausen
in Thüringen, wo sie zusammen mit den Bauernheeren gegen die Landsknechte der Fürsten und deren Feuerwaffen
kämpften. Panik brach aus, die Bauern versuchten in kopfloser Flucht sich zu
retten: 6.000 von ihnen ließen ihr Leben, Müntzer wurde gefangen
genommen, gefoltert und hingerichtet. Sein Kopf wurde auf einen Pfahl gespießt und
vor den Toren von Mühlhausen aufgestellt.
Weitere
Infos:
Ludwig Hölty
* 21. Dezember 1748 in Mariensee
† 1. September 1776 in Hannover
Deutscher Dichter.
ABCD
Weitere
Infos:
Todtengräberlied
Grabe, Spaden, grabe,
Alles was ich habe
Dank ich, Spaden, dir!
Reich' und arme Leute
Werden meine Beute,
Kommen einst zu mir!
Weiland groß und edel,
Nickte dieser Schedel
Keinem Gruße Dank!
Dieses Beingerippe,
Ohne Wang' und Lippe,
Hatte Gold und Rang!
Jener Kopf mit Haaren
War vor wenig Jahren
Schön wie Engel sind!
Tausend junge Fentchen
Leckten ihm das Händchen,
Gafften sich halb blind!
Grabe, Spaden, grabe,
Alles was ich habe
Dank ich, Spaden, dir!
Reich' und arme Leute
Werden meine Beute,
Kommen einst zu mir!
Üb' immer Treu und Redlichkeit
Üb' immer Treu und Redlichkeit
Bis an dein kühles Grab,
Und weiche keinen Finger breit
Von Gottes Wegen ab.
Dann wirst du wie auf grünen Au'n,
Durch's Pilgerleben geh'n
Dann kannst du sonder Furcht und Grau'n
Dem Tod ins Antlitz seh'n.
Dann wird die Sichel und der Pflug
In deiner Hand so leicht,
Dann singest du beim Wasserkrug,
Als wär' dir Wein gereicht.
Dem Bösewicht wird alles schwer,
Er tue was er tu,
Ihm gönnt der Tag nicht Freude mehr,
Die Nacht ihm keine Ruh.
Der schöne Frühling lacht ihm nicht,
Ihm lacht kein Ährenfeld,
Er ist auf Lug und Trug erpicht,
Und wünscht sich nichts als Geld.
Der Wind im Hain, das Laub im Baum
Saust ihm Entsetzen zu,
Er findet, nach des Lebens Raum
Im Grabe keine Ruh.
Drum übe Treu und Redlichkeit
Bis an dein kühles Grab,
Und weiche keinen Finger breit
Von Gottes Wegen ab!
Dann suchen Enkel deine Gruft
Und weinen Tränen drauf,
Und Sonnenblumen, voll von Duft,
Blüh'n aus den Tränen auf.
ABC
D
Leopold von Ranke
* 21. Dezember 1795 in Wiehe
† 23. Mai 1886 in Berlin
Deutscher
Historiker.
ABCD
Weitere
Infos:
Zitate
Ein reines Urteil ist nur möglich, wenn man jedweden nach dessen eigenem Standpunkt, nach dem ihm innewohnenden Bestreben würdigt.
Große Männer schaffen ihre Zeiten nicht, aber sie werden auch nicht von ihnen geschaffen.
In der Behauptung einer großen Sache unter Widerwärtigkeiten und Gefahren bildet sich der Held.
Eine große Persönlichkeit bemerkt man nicht allein wenn sie gegenwärtig ist; man wird ihren Wert oft dann noch mehr inne, wenn die Stelle leer ist, die sie einnahm.
Männer von hoher Bedeutung können überhaupt nie ersetzt werden, denn die Bedingungen müßten sich wiederholen, aus denen ihre individuelle Stellung erwachsen ist.
Nichts mehr bedarf eine Nation als einen Überfluß an edlen Männern, die sich dem Allgemeinen widmen.
Jedes Jahrhundert hat die Tendenz, sich als das fortgeschrittene zu betrachten und alle andern nur nach seiner Idee abzumessen.
Für alles, was in der Welt zustande kommen soll, bedarf es der rechten Zeit und Stunde.
Dadurch
unterscheidet sich der vorausdenkende Staatsmann von
dem schwatzenden Pöbel oder der Leidenschaft der
Partei, daß er die Elemente der Gefahr von Ferne
erkennt und ihnen vorzubeugen sucht.
ABCD
Immer zieht die Macht auch das Geld an.
Die glücklichen Zeiten der Menschheit sind die leeren
Blätter im Buch der Geschichte.
Nicht von umsichtigen Erwägungen werden die Völker
geleitet. Sie werden von den großen Gefühlen
bestimmt.
Nicht dort ist unser Vaterland, wo es uns endlich
einmal wohl ergeht. Unser Vaterland ist vielmehr mit
uns, in uns. Deutschland lebt in uns; wir stellen es
dar, mögen wir wollen oder nicht, in jenem Land,
dahin wir uns verfügen, unter jeder Zone. Wir beruhen
darauf von Anfang an und können uns nicht
emanzipieren. Dieses geheime Etwas, das den Geringsten
erfüllt wie den Vornehmsten, – diese geistige Luft,
die wir ein- und ausatmen – geht aller Verfassung
voran, belebt und erfüllt all ihre Formen.
ABCD