Wilhelm von
Humboldt
* 22. Juni 1767 in Potsdam
† 8. April 1835 in Tegel
Deutscher Gelehrter und Staatsmann.
Aufgewachsen in Schloss Tegel, dem Familienbesitz der Humboldts,
wurde der Sohn eines Offiziers zusammen mit seinem Bruder Alexander
von Privatlehrern erzogen, die aus den führenden Köpfen der Berliner Aufklärung gesucht wurden; den Elementarunterricht erteilte
u. a. J. H. Campe . In Berlin frequentierte er den Salon von
Marcus und Henriette Herz ; durch sie wurde er mit Brendel Veit
(der nachmaligen Dorothea Schlegel, der Ehefrau von Friedrich Schlegel ), den Schwestern von Lengefeld
(Charlotte heiratete 1790 Schiller ) und seiner späteren Frau Caroline von Dacheröden
bekannt. 1787 immatrikulierten sich die Brüder Alexander und Wilhelm an der Universität in Frankfurt/Oder. Ein Jahr später
gingen sie nach Göttingen, studierten klassische Philologie und Naturwissenschaften (bei Lichtenberg
), setzten sich mit Kant auseinander und schlossen Freundschaft mit August Wilhelm Schlegel
und Friedrich Heinrich Jacobi . Im August 1789 besuchte
Wilhelm von Humboldt mit Campe das revolutionäre Paris, das Rheinland und die Schweiz.
Ab 1790 trennten sich die Wege der Brüder Humboldt. Im Januar 1790 trat
Wilhelm in Berlin in den preußischen Staatsdienst ein, wurde im selben Jahr Legationsrat und Referendar, verließ aber schon im Mai 1791
auf eigenen Entschluss den Dienst. 1791 heiratete Wilhelm Caroline von Dacheröden, die Tochter eines preußischen Kammergerichtsrates.
Er verbrachte die folgenden Jahre auf den Familiengütern seiner Frau in Thüringen; dort trat er in nähere Beziehung zu Goethe
und Schiller und arbeitete an verschiedenen philologischen Zeitschriften mit. Im Herbst 1797 zog
Humboldt mit seiner Familie nach Paris, von wo aus er zwei längere Reisen
nach Spanien und ins Baskenland unternahm. Das Studium des Baskischen
markierte für ihn den Durchbruch zu einer eigenen Sprachauffassung und Sprachwissenschaft, in der er eine Lebensaufgabe
fand. Von 1802-1808 vertrat Humboldt Preußen beim Heiligen Stuhl in Rom.
Während dieser Zeit beschäftigte er sich neben dem Baskischen auch mit den
amerikanischen Indianersprachen und mit Übersetzungen aus dem Griechischen; seine Residenz war Sammelpunkt der Künstler- und
Gelehrtenkolonie in Rom.
Im Februar 1809 wurde Humboldt Sektionschef für Kultus und Unterricht im Ministerium des Innern in Berlin. In seiner Amtszeit
entstand ein neu gegliedertes Bildungssystem von der Elementarstufe bis zur Universität. Die Hauptsäulen seines Konzepts
für die Universitäten waren die enge Verbindung von Forschung und Lehre, freie Wissenschaft um ihrer selbst Willen und Persönlichkeitsformung.
Die Eröffnung der Universität Berlin im Oktober 1810 erlebte Humboldt allerdings nicht mehr in Berlin. Nach Auseinandersetzungen verließ er sein Amt bereits im Sommer und
ging als preußischer Gesandter erst nach Wien, später nach London. An den Verhandlungen auf dem Wiener Kongress
nahm er als zweiter Bevollmächtigter Preußens teil. Von 1815 bis 1819 war er nacheinander preußischer Bevollmächtigter auf dem Bundestag
in Frankfurt/M., Vorsitzender einer Steuerreform-Kommission und preußischer Gesandter in London. 1819 kehrte er als Minister für ständische Angelegenheiten nach Berlin zurück. Wegen seines Widerstandes gegen die Karlsbader Beschlüsse
und seines Versuches, eine liberale Verfassung für Preußen durchzusetzen, wurde er Ende 1819 aller Ämter enthoben. Er zog auf den Familiensitz nach Tegel, wo er, nur unterbrochen durch eine Reise nach Paris und London (1828), sich bis zu seinem Lebensende sprachwissenschaftlichen Forschungen widmete. AC Weitere
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