Samstag, 16. Februar 2013
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Hermann Stehr 

* 16. Februar 1864 in Habelschwerdt
† 11. September 1940 in Oberschreiberhau

Deutscher Schriftsteller: Die Rachsucht ist die Gerechtigkeit der Gemeinen.      

 

Weitere Infos:

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Die Gemeinde Waldenburg-Dittersbach , in der Stehr viele Jahre als Lehrer tätig war, ehrte ihn, indem sie eine Straße nach ihm benannte. Auch in der Stadt Münster ist seit 1954 eine Straße, der Stehrweg, nach ihm benannt. Eine von Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe (kleines Bild) eingesetzte Historiker-Kommission empfahl im Jahr 2011 einstimmig die Umbenennung der Straße, da Stehr die NS-Politik bereits sehr früh voll unterstützt habe . Die zuständige Bezirksvertretung lehnte eine Umbenennung im August 2012 jedoch ab. Die Stehrstraße in Steinfurt- Burgsteinfurt wurde dagegen im September 2012 vom Rat der Stadt Steinfurt in Ringelnatzstaße umbenannt. Die Stehrstraße in Neuenkirchen wurde ebenfalls umbenannt. Die Stadt Ratingen hat 2012 eine nach Hermann Stehr benannte Straße umbenannt, ohne dass bislang eine Neubenennung erfolgte.

 

Lebenslauf

1885: Erste Lehrerprüfung

1887: Zweite Lehrerprüfung

Bis 1913: Volksschullehrer (Landschullehrer in Pohldorf)
Wegen liberaler Ansichten von Kirche und Schulbehörde gemaßregelt, Versetzungen u.a. nach Dittersbach

1893: Veröffentlichung erster Gedichte

1898: Erste literarische Veröffentlichung ("Auf Leben und Tod")

Um 1908: erste Begegnung mit Walther Rathenau. In der Gründungsphase der Weimarer Republik trat Stehr als Wahlredner der Deutschen Demokratischen Partei für Walter Rathenau auf.

1911: Ausscheiden aus dem Schuldienst, danach freier Schriftsteller, Verfassung eines umfangreichen literarischen Werkes

1915: Umsiedlung nach Warmbrunn (Riesengebirge)

1923: Verlagswechsel von Samuel Fischer 

1926: Aufnahme in die Dichtersektion der Preußischen Akademie der Künste

1926/27: Umzug nach Oberschreiberhau (Unterstützung beim Hauskauf durch seinen Mäzen, den jüdischen Textilunternehmer Max Pinkus)

15. November 1933: Teilnahme an einem Defilee vor Hitler anlässlich der Eröffnung der ReichskulturkammerEhrungen


1910: Bauernfeld-Preis

1919: Fastenrath- und Schillerpreis

1926: Wahl zum Senator in der Preußischen Akademie der Dichter

1932: Wartburg-Rose und Goethe-Medaille

18.10.1933: Goethepreis der Stadt Frankfurt am Main

1933: Senator und Mitglied der "gesäuberten" Deutschen Akademie der Dichtung der Preußischen Akademie der Künstler

1933: Ehrensenator des Reichsverbands deutscher Schriftsteller

1934: Hermann-Stehr-Feiern zum 70. Geburtstag in Schlesien und im Reich (Berlin)

16. Februar 1934: Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt am Main

1934: Verleihung "Adlerschild des Deutschen Reiches" (höchster Wissenschaftspreis) durch Reichspräsidenten Paul von Hindenburg; in der Festrede wird Stehr von Griese zum Wegbereiter des Nationalsozialismus ausgerufen.

21.02.1934: Verleihung der Ehrendoktorwürde der Universität Breslau im Rahmen einer vom "Kampfbund für Deutsche Kultur" organisierten Feier

1935: Berufung zum Reichskultursenator 

1937: Ehrensold (Bundesarchiv, R 43 Reichskanzlei R 43-II/1646)

1939: Feierlichkeiten zum 75. Geburtstag Stehrs

06.10.1940: Gedächtnisfeier im Schiller-Theater, Berlin, Gedenkwort durch Reichskulturwalter Hans Hinkel

Zitate

Die Rachsucht ist die Gerechtigkeit der Gemeinen.

Lüge, von Hunderten wiederholt, wird nicht Wahrheit.

Der Zorn ist die Stärke der Dummen und Schwachen.
Der große, gewaltige Mann ist milde.

Die klugen Menschen denken mit dem Geist, die Weisen mit der Seele.

Unsere eigenen Fehler sind der Grund, warum andere uns Schaden zufügen können. Denn wo keine Tür ist, da ist auch kein Eingang.

Wer durch Dornengestrüpp hat gehen müssen, lernt, wie Dornen verwunden, und tut die an ihm hängen gebliebenen ab, damit sie anderen nicht schaden.

Die Hand, mit der du einem andere wehe tust,
verwundet dich am meisten.

Seid gütig miteinander, denn lieblose Menschen
wandern auch im Frieden immer durch Trümmer.

Die Menschenseele ist ein Bild, mit welchem Gott sich selbst betrachtet.

Wir Menschen halten doch immer nur die Fäden in den Händen, das Schicksal aber webt, wie es will.

Das Brot der Heimat nimmt kein Ende, und die davon essen,
bekommen goldene Herzen voll Fröhlichkeit und Güte.

Seid stolz dem Bösen gegenüber und demütig im Guten,
standhaft in der Erfüllung des Rechten
und furchtsam vor dem Antlitz der Gerechtigkeit.

Mit dem Menschen ist es wie mit dem Baum:
er wächst von innen her und verdorrt auch so.

Opfer, die nicht schmerzen, sind keine Opfer.

Der Schlesier legt sich schlafen wie ein Vlame, springt wie ein draufgängerischer Franke in den Tag, arbeitet wie ein Pole und verliert sich, von einem sentimentalen Böhmen oder Wenden an der Linken, von einem verträumten Thüringer an der Rechten geführt, durch den Abend in die Nacht. Der Charakter der Schlesier ist wie eine Volksversammlung, die erregt debattiert, aber keine Resolution faßt..

Der alte Kämpfer Hitler ist mit den Landesverrätern in einer Nacht fertig geworden, der Staatsmann Hitler hat mit der Übernahme der Reichspräsidentschaft auch diese letzte Hoffnung auf die Gefährdung des neuen Reiches zunichte gemacht [1934].

Der Hunger floh aus den Hütten der
Armen, die Schlote rauchten wieder, die
Räder sausten. Aus einer erliegenden
wurde eine siegende Wirtschaft. Das
war das Ja der Zuversicht, das Deutsch-
land unter der Führung Hitlers dem immer
betroffener werdenden feindlichen Ausland aufdrängte [1936].

Uns sollen die Zähne ausfallen und die Zunge im Munde verdorren, wenn wir am 10. April [1938] nicht dem Führer und seinen Taten ein begeistertes Ja zurufen.

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