Lebenslauf
1885:
Erste Lehrerprüfung
1887:
Zweite Lehrerprüfung
Bis
1913: Volksschullehrer (Landschullehrer in
Pohldorf)
Wegen liberaler Ansichten von Kirche und Schulbehörde
gemaßregelt, Versetzungen u.a. nach Dittersbach
1893:
Veröffentlichung erster
Gedichte
1898:
Erste literarische Veröffentlichung ("Auf
Leben und Tod")
Um
1908: erste Begegnung mit Walther Rathenau.
In der Gründungsphase der Weimarer Republik trat
Stehr als Wahlredner der Deutschen Demokratischen
Partei für Walter Rathenau auf.
1911:
Ausscheiden aus dem Schuldienst, danach
freier Schriftsteller, Verfassung eines
umfangreichen literarischen Werkes
1915:
Umsiedlung nach Warmbrunn (Riesengebirge)
1923:
Verlagswechsel von Samuel Fischer
1926:
Aufnahme in die Dichtersektion der Preußischen
Akademie der Künste
1926/27:
Umzug nach Oberschreiberhau (Unterstützung beim
Hauskauf durch seinen Mäzen, den jüdischen
Textilunternehmer Max Pinkus)
15.
November 1933: Teilnahme an einem Defilee
vor Hitler anlässlich der Eröffnung der
ReichskulturkammerEhrungen
1910:
Bauernfeld-Preis
1919:
Fastenrath- und Schillerpreis
1926:
Wahl zum Senator in der Preußischen Akademie der
Dichter
1932:
Wartburg-Rose und Goethe-Medaille
18.10.1933:
Goethepreis der Stadt Frankfurt am Main
1933:
Senator und Mitglied der "gesäuberten"
Deutschen Akademie der Dichtung der Preußischen
Akademie der Künstler
1933:
Ehrensenator des Reichsverbands deutscher
Schriftsteller
1934:
Hermann-Stehr-Feiern zum 70. Geburtstag in Schlesien
und im Reich (Berlin)
16.
Februar 1934: Goethe-Plakette der Stadt
Frankfurt am Main
1934:
Verleihung "Adlerschild des Deutschen
Reiches" (höchster Wissenschaftspreis) durch
Reichspräsidenten Paul von Hindenburg; in der
Festrede wird Stehr von Griese zum Wegbereiter des
Nationalsozialismus ausgerufen.
21.02.1934:
Verleihung der Ehrendoktorwürde der Universität
Breslau im Rahmen einer vom "Kampfbund für
Deutsche Kultur" organisierten Feier
1935:
Berufung zum Reichskultursenator
1937:
Ehrensold (Bundesarchiv, R 43 Reichskanzlei R
43-II/1646)
1939:
Feierlichkeiten zum 75. Geburtstag Stehrs
06.10.1940:
Gedächtnisfeier im Schiller-Theater, Berlin,
Gedenkwort durch Reichskulturwalter Hans Hinkel
Zitate
Die Rachsucht ist die Gerechtigkeit der Gemeinen.
Lüge, von Hunderten wiederholt, wird nicht Wahrheit.
Der Zorn ist die Stärke der Dummen und Schwachen.
Der große, gewaltige Mann ist milde.
Die klugen Menschen denken mit dem Geist, die Weisen mit der Seele.
Unsere eigenen Fehler sind der Grund, warum andere uns Schaden zufügen können. Denn wo keine Tür ist, da ist auch kein Eingang.
Wer durch Dornengestrüpp hat gehen müssen, lernt, wie Dornen verwunden, und tut die an ihm hängen
gebliebenen ab, damit sie anderen nicht schaden.
Die Hand, mit der du einem andere wehe tust,
verwundet dich am meisten.
Seid gütig miteinander, denn lieblose Menschen
wandern auch im Frieden immer durch Trümmer.
Die Menschenseele ist ein Bild, mit welchem Gott sich selbst betrachtet.
Wir Menschen halten doch immer nur die Fäden in den Händen, das Schicksal aber webt, wie es will.
Das Brot der Heimat nimmt kein Ende, und die davon essen,
bekommen goldene Herzen voll Fröhlichkeit und Güte.
Seid stolz dem Bösen gegenüber und demütig im Guten,
standhaft in der Erfüllung des Rechten
und furchtsam vor dem Antlitz der Gerechtigkeit.
Mit dem Menschen ist es wie mit dem Baum:
er wächst von innen her und verdorrt auch so.
Opfer, die nicht schmerzen, sind keine Opfer.
Der Schlesier legt sich schlafen wie ein
Vlame, springt wie ein draufgängerischer Franke in den Tag, arbeitet wie ein Pole und verliert sich, von einem sentimentalen Böhmen oder Wenden an der Linken, von einem verträumten Thüringer an der Rechten geführt, durch den Abend in die Nacht. Der Charakter der Schlesier ist wie eine Volksversammlung, die erregt debattiert, aber keine Resolution faßt..
Der alte Kämpfer Hitler ist mit den Landesverrätern in einer Nacht fertig geworden, der Staatsmann Hitler hat mit der Übernahme der Reichspräsidentschaft auch diese letzte Hoffnung auf die Gefährdung des neuen Reiches zunichte
gemacht [1934].
Der Hunger floh aus den Hütten der
Armen, die Schlote rauchten wieder, die
Räder sausten. Aus einer erliegenden
wurde eine siegende Wirtschaft. Das
war das Ja der Zuversicht, das Deutsch-
land unter der Führung Hitlers dem immer
betroffener werdenden feindlichen Ausland aufdrängte
[1936].
Uns sollen die Zähne ausfallen und die Zunge im Munde verdorren, wenn wir am 10. April
[1938] nicht dem Führer und seinen Taten ein begeistertes Ja zurufen.
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