Christian Friedrich Daniel Schubart
* 24. März 1739 in Obersontheim
bei Schwäbisch Hall
† 10. Oktober 1791 in Stuttgart
Deutscher Dichter, Organist, Komponist und Journalist.
Schubart, bekannt als überschwänglicher Literat, Journalist und Komponist, verlebte seine Jugendjahre in der
Reichsstadt Aalen
.
Der Feuerkopf Schubart verstieß in Lebensweise und Freiheitsdurst gegen die Konventionen seiner Zeit. Sein Lebenswerk war die Herausgabe der Deutschen
Chronik
, einer zweimal wöchentlich erscheinenden Zeitung voller literarischer, kultureller und tagespolitischer Berichte aus aller Welt. Trotz Zensur gelang es der Deutschen Chronik, recht offen zu den politischen Entwicklungen Stellung zu nehmen.
Weil er den Verkauf von württembergischen Landeskindern für Englands Kolonialkriege anprangerte und Württembergs
Herzog Carl Eugens
Mätresse Franziska von Hohenheim
als 'Lichtputze, die glimmt und stinkt' verspottete, lockte man ihn mit Hilfe eines Spitzels nach Blaubeuren, um ihn auf württembergischem Territorium verhaften zu können. Als man ihn im Februar 1777 auf die Bergfestung Asperg brachte und in den Kerker warf, waren auch der Herzog und Franziska
zugegen. Ohne offizielle Anklageschrift oder Verurteilung wurde Schubart für zehn Jahre auf dem Hohenasperg
eingekerkert. Nach seiner Entlassung lebte er noch vier Jahre lang als Hof- und Theatraldichter in Stuttgart und gab erneut die „Chronik“ heraus. Weitere
Infos:
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An Ihro Gnaden
Es kennen Ihro Gnaden
Redouten, Maskeraden,
Die Prüden und Koquetten
An ihren Toiletten.
Sie sprechen mit der Base
Französisch durch die Nase,
Sie können Deutschland schimpfen
Vornehm mit Nasenrümpfen;
Den Bürger stolz verachten,
Und, die nach Weisheit trachten,
Bestraft Ihr kühner Tadel –
Mein' Seel'! Sie sind von Adel!
An die Herrscher der Erde
Soll wieder unsre Welt in Blute schwimmen,
Weil euer Herrscherstolz gebeut,
Und euer Donnerruf die Stimmen
Der Friedenssöhne überschreit?
Ach, schrecklich ist's, der Menschen Mark vergeuden,
Und mit der Würgehand
Umwühlen in der Menschen Eingeweiden,
Vom Schlachtendurst entbrannt!
Steckt eure Schwerter in die Scheide,
Laßt eure Donnerschlünde ruh'n!
Gibt's größern Ruhm, gibt's rein're Freude,
Als Friede geben, Gutes thun?
Der Gefangene
(1782)
Gefangner Mann, ein armer Mann!
Durchs schwarze Eisengitter
Starr ich den fernen Himmel an
Und wein und seufze bitter.
Die Sonne, sonst so hell und rund,
Schaut trüb auf mich herunter;
Und kömmt die braune Abendstund,
So geht sie blutig unter.
Mir ist der Mond so gelb, so bleich,
Er wallt im Witwenschleier;
Die Sterne mir - sind Fackeln gleich
Bei einer Totenfeier.
Mag sehen nicht die Blümlein blühn,
Nicht fühlen Lenzeswehen;
Ach! lieber säh ich Rosmarin
Im Duft der Gräber stehen.
Vergebens wiegt der Abendhauch
Für mich die goldnen Ähren;
Möcht nur in meinem Felsenbauch
Die Stürme brausen hören.
Was hilft mir Tau und Sonnenschein
Im Busen einer Rose;
Denn nichts ist mein, ach! nichts ist mein,
Im Muttererdenschoße.
Kann nimmer an der Gattin Brust,
Nicht an der Kinder Wangen
Mit Gattenwonne, Vaterlust
In Himmelstränen hangen.
Gefangner Mann, ein armer Mann!
Fern von den Lieben allen,
Muß ich des Lebens Dornenbahn
In Schauernächten wallen.
Es gähnt mich an die Einsamkeit,
Ich wälze mich auf Nesseln;
Und selbst mein Beten wird entweiht
Vom Klirren meiner Fesseln.
Mich drängt der hohen Freiheit Ruf;
Ich fühl's, daß Gott nur Sklaven
Und Teufel für die Ketten schuf,
Um sie damit zu strafen.
Was hab ich, Brüder! euch getan?
Kommt doch und seht mich Armen!
Gefangner Mann! ein armer Mann!
Ach! habt mit mir Erbarmen!
DABCD
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