Johann Gottfried Tulla
* 20. März 1770 in Karlsruhe
† 27. März 1828 in
Paris
Deutsche Ingenieur, der im 19. Jahrhundert die Rheinbegradigung
einleitete.
Unter
Tullas Führung begann der Umbau des Rheinbettes: Begradigung, Vertiefung und Einengung des Flussbettes auf 200-250 m,
Abschneiden der Schlingen mit Durchstichen. Ab 1817 wurden Tullas Pläne zum Teil mit Waffengewalt gegen den Willen der Bauern und Fischer verwirklicht.
Die Arbeiten waren erfolgreich: Als die Rhein-Korrektur 1862 abgeschlossen wurde, war der Fluss um 81 Kilometer kürzer geworden.
Die Überschwemmungen waren beendet, und es wurde viel zusätzliches Land gewonnen. Die Schiffe mussten nicht mehr mit Pferden oder Ochsen gezogen werden.
Erst im Lauf der Jahre wurden die Nachteile dieser Begradigung deutlich: die erhöhte Fließgeschwindigkeit bewirkte eine stärkere Erosion, damit ein tieferes Einschneiden des Flussbettes. Es kam zu erheblichen Grundwasserabsenkungen und teilweise auch zu Versteppungen.
Die Probleme für die Schifffahrt wurden nur zum Teil gelöst: bei Niedrigwasser war eine Schifffahrt aufgrund der wechselnden Sandbänke und der geringen Tiefe der Fahrrinne kaum möglich. Führte der Rhein mehr Wasser, so war eine Schifffahrt aufgrund der stärkeren Strömungsgeschwindigkeit ebenfalls erschwert.
Bis heute versucht man, den Rhein an einer weiteren Vertiefung zu hindern. Bei Rastatt schüttet man deshalb jährlich 117.000t Kies in den
Fluss. Im begradigten Flussbett bewegt sich eine Hochwasserwelle jetzt fast doppelt so schnell auf Straßburg und Karlsruhe zu. Und noch fataler: Durch die Laufzeitbeschleunigung der Hochwasserwelle im Oberrhein ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Hochwasserwellen von Rhein und Neckar bei Mannheim/Ludwigshafen zeitgleich zusammenstoßen, deutlich angestiegen. Ein Hochwasserdesaster für die beiden Städte, einschließlich der BASF und dem wenig stromabwärts gelegenen Worms ist vorprogrammiert.
Während sich früher die Hochwasserwelle in den ausgedehnten Rheinauen
totlaufen konnte, soll der Spitzenabfluss jetzt gezielt in ein Dutzend Polder zwischen Breisach und Karlsruhe geleitet werden. Mit
diesen ökologischen Flutungen wird angestrebt, wieder eine auenähnliche Vegetation heranzuziehen, die bei Extremhochwässern im Retentionsfall auch längere Überflutungen weitgehend schadlos übersteht.
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