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Montag, 27. Mai 2013

Hambacher Fest

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om 27. bis 30. Mai 1832 

 

auf dem Hambacher Schloss bei Neustadt an der Weinstraße.

 

Den Anstoß zum Hambacher Fest gab eine Anzeige in der „Neuen Speyerer Zeitung". Ein Neustadter Bürger schlug vor, am 26. Mai 1832, dem Tag der bayerischen Verfassung, ein Fest auf der Hambacher Schlossruine abzuhalten, um dem Herrscherhaus zu huldigen. Eine Gruppe Neustadter Mitglieder des Pressvereins ergriff die Chance und funktionierte die Einladung um. In einem von Philipp Jakob Siebenpfeiffer (Abbildung) formulierten Aufruf lud man für den 27. Mai 1832 auf das Hambacher Schloss zu einem Fest „Der Deutschen Mai". Erstmals waren auch Frauen aufgerufen, nicht nur Schmuck zu sein, sondern gegen ihre politische Unmündigkeit zu protestieren. Johann Georg August Wirth war neben Siebenpfeiffer einer der tatkräftigsten Mitorganisatoren des Festes.

Bereits am 26. Mai 1832 trafen massenweise Besucher in Neustadt ein. Es ertönten Gesang, Böllerschüsse und Glocken. Gegen 8 Uhr am nächsten Morgen versammelten sich die Teilnehmer auf dem Neustadter Marktplatz. Eine Stunde später zogen sie singend hinauf zum Schloss. Das Programm begann mit Grußadressen, die verlesen wurden, und den ersten Reden. Der Schlossberg war erfüllt vom Getöse der Menge, von Musik, Gesang und Böllerschüssen. An einem Festmahl am Mittag konnte nur ein kleiner Teil der Besucher teilnehmen. Für die Masse gab es zahlreiche Verpflegungsstände. Am Nachmittag musste wegen eines Regenschauers das Programm kurz unterbrochen werden. Abends endete die Veranstaltung auf dem Schloss. Die Besucher strömten nach Neustadt, um dort weiter zu feiern. 

Am Fest nahmen zwischen 20.000 und 30.000 Menschen teil. Die Mehrzahl der Besucher stammte aus dem Rheinkreis und der näheren Umgebung und konnte ohne Übernachtung anreisen. Aus Heidelberg waren 200 bis 300 Burschenschafter gekommen. Auch von Besuchern aus Kiel, Stralsund, München, Freiburg und Leipzig wird berichtet. Ebenso waren zahlreiche Frauen der Einladung gefolgt. Die große Anzahl der Teilnehmer und deren weit gestreute Herkunft sind bemerkenswert, besonders, da der Aufruf zum Fest erst 36 Tage vor der Veranstaltung erschienen war. Bis zur Erfindung der Eisenbahn spielte sich der Verkehr auf Land- und Wasserwegen ab. Das Reisen und die Nachrichtenübermittlung wurden von schlechten Straßen, Überfällen und Unfällen beeinträchtigt. Als Transportmittel diente vor allem der vierrädrige Wagen, wie er im Postkutschenverkehr eingesetzt wurde. 

Zentral waren die Forderungen nach Einheit und Freiheit Deutschlands. Unter Einheit wurde die Errichtung eines deutschen Nationalstaates mit einer Verfassung verstanden. Die Forderung nach Freiheit umfasste die bürgerlichen Freiheiten: Meinungs-, Rede-, Presse-, Versammlungs-, Vereinigungs-, Gewerbe-, Auswanderungs- und Niederlassungsfreiheit. Dazu gehörte auch die Gleichberechtigung aller Staatsbürger vor dem Gesetz unabhängig vom Geburtsstand. Frauen waren dabei eingeschlossen.

Das Hambacher Fest war der Höhepunkt einer Phase der europäischen Völkerfreundschaft. Die Festredner bekannten mehrheitlich ihre Solidarität mit den anderen Völkern, die auch für ihre Freiheit kämpften. Siebenpfeiffer schloss mit einem Hoch auf jedes Volk, das seine Ketten bricht und mit uns den Bund der Freiheit schwört. 

Am 28. Mai 1832 trafen sich nochmals mehrere hundert Menschen im Neustadter Schießhaus zu einer Versammlung, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Zunächst beschloss man, eine Festbeschreibung herauszugeben. Der Vorstand des Pressvereins um Friedrich Schüler setzte sich mit seiner vorsichtigen Haltung durch, nur die weitere Verbreitung des Vereins anzustreben und nicht aktiver auf eine Veränderung der gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse hinzuwirken.

Als Reaktion auf das Hambacher Fest drängten Preußen und Österreich auf die Verhaftung der Verantwortlichen. Der Bundestag in Frankfurt schränkte im Sommer 1832 die konstitutionellen Verfassungen in den deutschen Staaten und die Handlungsmöglichkeiten der Landtage ein. Die Pressezensur wurde verschärft, politische Vereine und Versammlungen wurden ebenso wie das Tragen der Farben schwarz-rot-gold und die Aufstellung von Freiheitsbäumen verboten. Die Häuser der führenden Mitglieder des Pressvereins wurden durchsucht, Wirth, Siebenpfeiffer und weitere Beteiligte verhaftet. 

 

ABCDWeitere Infos:  

Von Philipp Jakob Siebenpfeiffer (Bild unten) formulierter Aufruf, mit dem man für den 27. Mai 1832 auf das Hambacher Schloss zu einem Fest 'Der Deutschen Mai' einlud. 
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Auszüge aus der Rede von
Philipp Jakob Siebenpfeiffer

Vaterland - Freiheit - ja! ein freies deutsches Vaterland - dies der Sinn des heutigen Festes, dies die Worte, deren Donnerschall durch alle deutschen Gemarken drang, den Verräthern der deutschen Nationalsache die Knochen erschütternd, die Patrioten aber anfeuernd und stählend zur Ausdauer im heiligen Kampfe, im Kampf zur Abschüttelung innerer und äußerer Gewalt.

Wir widmen unser Leben der Wissenschaft und der Kunst, wir messen die Sterne, prüfen Mond und Sonne, wir stellen Gott und Mensch, Höll' und Himmel in poetischen Bildern dar, wir durchwühlen die Körper- und Geisterwelt: aber die Regungen der Vaterlandsliebe sind uns unbekannt, die Erforschung dessen, was dem Vaterlande Noth thut, ist Hochverrath, selbst der leise Wunsch, nur erst wieder ein Vaterland, eine freimenschliche Heimath zu erstreben, ist Verbrechen.

Es wird kommen der Tag, wo deutsche Knaben ... durch lebendigen Nationalunterricht und würdige Leibesübung sich zu deutschen Männern heranbilden und zu jenem Vaterlandssinn sich stählen, von dem alle politische Tugend, alle Großthat ausströmt; wo die deutsche Jungfrau den Jüngling als den würdigsten erkennt, der am reinsten für das Vaterland erglüht.

Die Natur der Herrschenden ist Unterdrückung, der Völker Streben ist Freiheit. Das deutsche Volk ... wird in einem Moment erhabener Begeisterung allein vollenden das Werk, wovor der siechkranke Dünkel erschrickt, wovor die auszehrende Selbstsucht erbebt, und wogegen die hinsterbende Gewalt vergebens die Streiche des Wahnsinns in die Luft führt; das deutsche Volk wird vollbringen das heilige Werk ... der Wiedergeburt des Vaterlandes.  Derselbe glühende Drang für das Vaterland kocht und siedet und sprudelt in der Brust aller Knaben und Jünglinge, die noch nicht vergiftet sind von den Lehren der Selbstsucht, des aristokratischen Hochmuths; sie wollen den stolzen Tag heraufführen, wo das morsche gothische Gebäude des politischen Europa zusammensinkt, wobei man sich über nichts wundern wird, als über das geringe Getöse des Sturzes.
 
Ihr deutsche Männer! o lasset auch uns aller Spaltungen vergessen, alle Marken und Abscheidungen beseitigen; lasset uns nur eine Farbe tragen, damit sie uns stündlich erinnere, was wir sollen und wollen, die Farbe des deutschen Vaterlands; auf ein Gesetz nur lasset Im Geist uns schwören, auf das heilige Gesetz deutscher Freiheit; auf ein Ziel nur lasset uns blicken, auf das leuchtende Ziel deutscher Nationaleinheit, deutscher Größe, deutscher Macht.
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