Johann Heinrich von Thünen
* 24. Juni 1783 in Canarienhausen ,
Wangerland
† 22. September 1850 in Tellow
Deutscher Agrar- und Wirtschaftswissenschaftler, Sozialreformer und
Musterlandwirt.
Aufgewachsen in
Ostfriesland, absolvierte Thünen von 1799 bis 1803 eine landwirtschaftliche Ausbildung bei Hamburg und bei Albrecht Daniel Thaer
in Celle. Im Anschluss studierte er zwei Semester an der Universität Göttingen.
1806 heiratete Thünen und pachtete das Gut Rubkow
bei Anklam, Vorpommern. 1809 erwarb er das 465 ha große Gut Tellow
bei Teterow , Mecklenburg.
Durch rationelle Bewirtschaftungsmethoden und eine Reihe von bodenverbessernden Maßnahmen gelang es
Thünen, die Erträge zu steigern. Dabei stützte er sich auf die genaue Beobachtung der Natur, seine landwirtschaftlichen Versuche und die detaillierte Tellower Buchführung, in der er akribisch alle Daten der Gutswirtschaft verzeichnete.
Seine Erfahrungen gab er u.a. in einer Vielzahl von Veröffentlichungen weiter. Neben der Bewirtschaftung seines Betriebes beschäftigte sich Thünen mit Fragen der Bodenfruchtbarkeit und der Entstehung der Getreidepreise.
Seine Erkenntnisse veröffentlichte er 1826 in dem Buch „Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie, oder Untersuchungen über den Einfluss, den die Getreidepreise, der Reichthum des Bodens und die Abgaben auf den Ackerbau ausüben“. 1830 wurde ihm auf Grund seiner wissenschaftlichen Verdienste die Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät der Universität Rostock verliehen. 1842 erschien die zweite, vermehrte und verbesserte Auflage des „Isolierten Staates“. 1844 wurde er Mitglied der Mecklenburgischen Naturforschenden Gesellschaft zu Rostock,
Unter dem Eindruck der Ereignisse des Frühjahrs 1848 trat im April Thünens lange geplantes Gewinnbeteiligungsmodell für die Tellower Arbeiter in Kraft.
Im Juni wurde er Ehrenbürger der Stadt Teterow.
1850 veröffentlichte Thünen den zweiten Teil des „Isolierten Staates“, in dem er der Frage nach dem „natürlichen Arbeitslohn“ nachgeht. Aus diesem Werk stammt die von ihm dafür gefundene Formel (Lohn = notwendige Lebensunterhalt der Arbeiter = Wert der Arbeit der Erzeugnisse), die heute als überholt gilt.
Zu Thünens Pionierleistungen gehören die Entwicklung von land- und forstwirtschaftlichen Produktions-, Standort- und Raumstrukturtheorien mit entsprechenden Impulsen für die Wirtschaftsgeographie und Regionalwissenschaft und die Begründung der
landwirtschaftlichen Betriebslehre in Deutschland, sowie Vorschläge zum Agrarkredit. Zudem entwarf er eine systematische Erklärung der Höhe von Löhnen, Zinsen und Bodenrenten und
die Grundprinzipien für eine optimale Forstwirtschaft.
In seiner Theorie über den „Isolierten Staat“, ging Thünen von Adam Smiths
homo oeconomicus' aus: Der Landwirt ist bestrebt, den größtmöglichen Gewinn aus seiner Arbeit zu erwirtschaften.
Als Ergebnis seiner Überlegungen sortieren sich die Standorte konzentrisch
um den Marktort entsprechend dem Verlauf ihrer 'Lage-Rentenkurven'. Die 'Lagerente' als Möglichkeit zur Zahlung höherer Renten für die Nutzung einer gegebenen Menge an Produktionsfläche ist der Indikator für die
Konkurrenzfähigkeit der Produkte relativ zum zentralen Marktort. Thünens Verdienst ist der Versuch,
Nutzungs-Zonierungen allein durch wirtschaftlich rationales Handeln zu erklären.
Viele Nachfolger haben Elemente seiner Theorie auch für Standorttheorien
anderer Sektoren verwendet.
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Zitate
Auch weiß ich sehr gut, dass ich der Langeweile ein Ende machen kann, wenn ich nur will.
Die Arbeiter mögen also statt der größeren Zahl der Kinder der Welt besser unterrichtete und besser erzogene Kinder überliefern. Die Menschen müssen sich zur Beherrschung ihrer Leidenschaften erheben, dadurch gelangen sie zur Freiheit, zum Wohlstande, zum Glücke
Aller.
In unserer Zeit aber, wo die Arbeiter mehr und mehr zum Bewusstsein über ihre Lage und ihre Rechte gelangen und künftig mit unwiderstehlicher Macht an der Gestaltung des Staates und der Gesellschaft teilnehmen
werden - jetzt wird die Frage über die naturgemäße Verteilung des Einkommens zu einer Lebensfrage für das Fortbestehen der Staaten und der bürgerlichen
Gesellschaft..
Der Ackerbau ist als eine Maschine zu betrachten, wodurch der Humus des Bodens in Getreide verwandelt wird, und es steht in der macht des Landwirts, diese Verwandlung im größeren oder geringern Maß vorzunehmen, also eine größere oder geringere Qualität Getreide
hervorzubringen..
ABCD
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