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Donnerstag, 27. Juni 2013

Joseph Meyer   

* 9. Mai 1796 in Gotha 
† 27. Juni 1856 in Hildburghausen


Deutscher Verleger und Gründer des Bibliographischen Instituts.

 

Meyer war der Sohn eines Schuhmachers, verließ mit 14 Jahren die Schule, lernte bei einem Kolonialwarenhändler und ging mit 21 Jahren als Volontär in ein Londoner Exporthaus. Er spekulierte, machte Schulden, die das Vermögen seines Vaters auffraßen und kehrte bettelarm nach Gotha zurück. Dort gründete er ein "Correspondenzblatt für Kaufleute", das sich schnell großer Beliebtheit erfreute. Bände mit Werken von Shakespeare und Walter Scott folgten. Ihr ungeheurer Erfolg erklärt sich zum einen durch den niedrigen Preis, zum anderen durch das lieferungsweise Erscheinen und den Direktvertrieb. Beides zog zwar den Zorn der Konkurrenten auf Meyer, begründete aber auch seinen Ruf, einer der innovativsten deutschen Verleger des 19. Jahrhunderts zu sein.

 

Meyer umging den etablierten Buchhandel und warb mit massenhaften Handzetteln, Plakaten und einem Heer von Vertriebsagenten um Subskription. Ein Subskribent erhielt die Bücher ein Jahr lang in wöchentlichen Lieferungen, die bei Erhalt zu bezahlen waren. Die erste Lieferung musste der Empfänger vorfinanzieren. Private Subskriptionswerber kamen in den Genuss einer kostenlosen Lieferung, wenn es ihnen gelang, sechs Verträge zu vermitteln. Diese Abo-Verträge waren außerordentlich beliebt, denn Meyers Preise unterboten die Konkurrenz erheblich. Meyer war ein glühender Verfechter der Idee, nach der Bildung zum gesellschaftlichen Ausgleich beitrage ("Wissen ist Macht", "Bildung macht frei"). Ansichten dieser Art äußerte er in manchen Texten, die oft zu radikalen Streitschriften und zu Ärgernissen für die Obrigkeit wurden und Meyer sogar ins Gefängnis brachten.

Schnell schaffte Meyer Auflagenhöhen bis in die Hunderttausende und sein Betrieb in Gotha wurde zu klein. Der Verlag zog 1828 nach Hildburghausen, da es dort mehr Platz und günstigere Steuerbedingungen gab. Meyer erweiterte nun sein Verlagsprogramm auch mit illustrierten Büchern zu theologischen und geographischen Themen.  

In seinem neugegründeten "Bibliographischen Institut"
widmete er sich auf diese Weise auch der deutschen Literatur. Die "Cabinets-Bibliothek der deutschen Classiker" erreichte sechsstellige Auflagen. Eine nützliche "Bibliothek der Kanzelberedtsamkeit" sowie das häusliche Andachtsbuch "Der Familientempel" folgten. Meyers politisches Engagement bewies seine Zeitung "Der Volksfreund", die das Revolutionsjahr 1830 allerdings nicht überlebte. Da wirkte er schon im südthüringischen Hildburghausen und hatte ein neues Ziel im Sinn: das periodisch erscheinende Bilderwerk "Meyers Universum". Es erreichte - trotz Zensur - bis zu 80 000 Abonnenten und bot Ausgaben in zwölf Sprachen an.

Der nächste Schritt zur Demokratisierung des Wissens wurde das "Conversations Lexicon". "Das große Conversations-Lexicon für die gebildeten Stände"
erschien ab 1839. Ursprünglich waren 21 Bände geplant. Als 16 Jahre später der 52. Band erschien, hatte Meyer das umfangreichste vollendete deutsche Lexikon des 19. Jahrhunderts geschaffen. 120 Redakteure in vier Redaktionen arbeiteten im "Bibliographischen Institut" in Hildburghausen an der Enzyklopädie. 90 Millionen Worte fassten den Wissensstand jener Zeit zusammen. Meyer selbst schrieb 120 Seiten über die Eisenbahn.

 

Als umtriebiger Geschäftsmann und auch aus idealistischen Gründen wollte Meyer in das junge Eisenbahngeschäft einsteigen. Er überzeugte Regierungen und Investoren von seinen Ideen, erwarb Konzessionen, Grundstücke, Bergwerke und Stahlhütten. Doch er scheiterte mit seinen Plänen einer privat finanzierten Eisenbahn an der damaligen deutschen Kleinstaaterei und an den Krisen und politischen Turbulenzen der Zeit nach 1847, was seinen finanziellen Ruin bedeutete. Das Bibliographische Institut überlebte das Disaster, denn Meyers Frau Minna war schon immer alleinige Eigentümerin des Verlags gewesen. So blieb Meyer den Rest seines Lebens Autor und Herausgeber.

 

Nach Joseph Meyers Tod geriet das Bibliographische Institut durch Erbabwicklungen in die Krise. Der Haupterbe Herrmann Julius Meyer überwand diese Schwierigkeiten nur durch rigoroses Sparen und ein neues Lexikonprojekt. Er versprach den Subskribenten ein auf 15 Bände begrenztes Lexikon, um dem Ruf eines nicht enden wollenden Riesenwerkes entgegenzutreten. Das Projekt wurde in drei Jahren im angekündigten Ausmaß vollendet. Umfang und Stil dieser sogenannten 1. Auflage bewährten sich so, dass sie als Vorbild für die weiteren Meyers Konversationslexika diente. Das Vertrauen in den "Meyers" war nun so hoch, dass 40.000 Exemplare der 2. Auflage schon zu Beginn der ersten Lieferung verkauft waren. 

In den 1860er Jahren erreichte der Bücherverkauf beachtliche Steigerungen, das Verlagsprogramm enthielt wieder die Klassikerausgaben, Reisebücher, dazu kam das erfolgreiche "Illustrirte Thierleben"
von Alfred Brehm . Wieder wurden die Räumlichkeiten zu eng, zudem bot Hildburghausen nicht das geeignete Umfeld für die notwendigen qualifizierten Mitarbeiter. 1874 schließlich zog man in die Bücherstadt Leipzig um, in einen für das Bibliographische Institut errichteten Neubau. 

Meyers Erbe lebt heute im Mannheimer Verlag Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG weiter
.  

ABC

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Bildung macht frei.  
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