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Montag,
22. Juli 2013
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Schlacht bei Bornhöved
am 22. Juli 1227.
Ein
norddeutsches Koalitionsheer unter Adolf IV. von Schauenburg und Holstein
besiegt den dänischen König Waldemar II .
Gegen Ende des 12. Jahrhunderts begann der Schleswiger Herzog Waldemar I.
der Große , ab 1157 König von Dänemark,
eine Expansionspolitik im Ostseeraum. Rügen, Pommern, und Teile Mecklenburgs wurden annektiert. Nach Waldemars Tod im Jahre 1182 führte sein Sohn
Knud VI.
diese Politik fort. Es folgten der Einmarsch in Holstein und Storman. Die Städte Hamburg, Ratzeburg und Lübeck wurden besetzt.
Graf Adolf III. von Holstein , aus dem Hause
Schauenburg , stellte sich offen gegen Knud VI. 1201 kam es zwischen
beiden zur Schlacht bei Stellau . Graf Adolf wurde besiegt und zog sich auf seinen Stammsitz Schauenburg
an der Weser zurück. Er musste König Knud schwören keinen Anspruch mehr auf Holstein zu erheben.
1202 starb Knud VI., und sein Bruder Waldemar II., der Siegreiche, setzte die Politik von Vater und Bruder fort. Waldemar II. besetzte Estland und konnte ebenfalls in Livland erfolgreich Fuß fassen.
Um sich den Anspruch auf die im Laufe der Jahre eroberten Gebiete zu sichern, stellte sich Waldemar II. auf die Seite des deutschen Kaisers Friedrich
II . Als Dank für die ihm erwiesene
Treue sprach der Kaiser Waldemar alle Gebiete und Städte zu.
Schleswig, Holstein und alle anderen Gebiete gehörten jetzt offiziell zu Dänemark.
Keiner der von Waldemar II. unterworfenen Fürsten wagte es zunächst, sich offen gegen ihn zu stellen oder Widerstand zu zeigen.
1223 war jedoch das Jahr des Aufbegehrens gegen ihn. Graf Heinrich von Schwerin
war der Erste, der Waldemar den Fehdehandschuh zuwarf. Nach der Rückkehr Graf Heinrichs von
einem Kreuzzug gelang es letzterem am 6. Mai 1223, Waldemar II. und seinen Sohn bei einem Jagdausflug auf der dänischen Insel Lyö gefangen zu nehmen und per Schiff nach Mecklenburg zu verschleppen.
Waldemar wurde in strenge Haft genommen, Papst Honorius III.
und der deutsche Kaiser Friedrich II. versuchten zu vermitteln und die Freilassung Waldemars zu erwirken.
Alle Vermittlungsversuche scheiterten. Als der dänische Statthalter in Schleswig und Holstein, Albert von Orlamünde
,
ein Neffe Waldemar II., versuchte, mit einem Heer Waldemar zu befreien, kam es zum offenen Konflikt mit den Dänen. Albert wurde mit seinem Heer 1125 bei Mölln von Truppen der deutschen Fürsten geschlagen und gefangen genommen.
Waldemar II. lenkte ein und akzeptierte die Bedingungen, die der Graf von Schwerin für die Freilassung forderte. Waldemar sollte Holstein, Storman und Wagrien an die Schauenburger zurückgeben,
ein sehr hohes Lösegeld zahlen und auf die anderen eroberten Ländereien
verzichten. Weihnachten 1225 kam Waldemar II. frei.
Im Gegensatz zu Graf Adolf III. von Holstein dachte Waldemar nicht daran, sich an seinen Eid zu halten. Er wandte sich an Papst Honurius III.
und bat darum, von dem erpressten Eid entbunden zu werden. Ein päpstliches Schreiben sprach Waldemar II. von seinem Eid frei.
Waldemar II.
rüstete noch im selben Jahr ein schlagkräftiges Heer aus. Als erstes besetzte
er Rendsburg und schlug ein Heer der Dithmarscher. Diese mussten daraufhin Waldemar Heerfolge leisten.
Waldemar war jetzt nicht mehr aufzuhalten, und marschierte gegen Graf Adolf IV. von Holstein
,
den Sohn Graf Adolf III., um ihn aus Holstein zu vertreiben. Waldemar II. besetzte Itzehoe und begann Segeberg zu belagern. Während der Belagerung schloss sich Herzog Otto von Lüneburg
,
ein Neffe Waldemars, mit seinen Truppen, dem Heer seines Onkels an.
Graf Adolf IV. ließ Waldemars Siegeslauf unbeeindruckt, und er schlug zurück. Er befreite Itzehoe und zersprengte die dänische Belagerung von Segeberg. Graf Adolf und sein Bundesgenosse, Graf Heinrich von Schwerin, waren sich im klaren darüber, das sie nicht lange gegen Waldemar standhalten konnten. Beide hatten sich daher, bevor sie sich gegen Waldemar stellten, nach Verbündeten umgesehen. Diese stießen jetzt nach und nach zu den beiden. Der erste, der sich anschloss war Herzog
Albrecht von Sachsen . Sein
Beitritt erfolgte unter der Bedingung, das Graf Adolf und Graf Heinrich ihn als ihren Lehnsherren anerkannten. Zusätzlich bekam
Albrecht noch die Grafschaft Ratzeburg und die Feste Lauenburg zugesprochen.
Es folgten Fürst Heinrich Burwin von Mecklenburg , Erzbischof Gerhard II. von
Bremen ,
und die 'Freie Reichsstadt' Lübeck .
Dies verbündete Heer sammelte sich bei Lübeck, und Graf Adolf IV. wurde zum Oberbefehlshaber gewählt. Zu Beginn des Frühjahres 1227 setze sich das Heer Richtung Norden in Marsch. Es ereigneten sich viele kleinere
Gefechte. Weder Waldemar II., noch Graf Adolf IV. waren zunächst bereit, sich einer Entscheidungsschlacht zu
stellen.
Graf Adolf IV. hatte zu seiner Verfügung etwa 2.000 Ritter, etwa 1.000 Mann leichte Reiterei,
etwa 5.000 Fußsoldaten und etwa 3.000 Bogenschützen, zusammen etwa
11.000 Mann. - Waldemar II. gebot über etwa 3.000 Ritter, etwa 10.000 Fußsoldaten,
etwa 1.000 schwedische Bogenschützen und etwa 1.000 Dithmarscher Reserve,
zusammen etwa 15.00 Mann.
Beide Heere standen sich fast zwei Tage lang gegenüber, ohne dass eine der beiden Seiten einen Vorteil erringen konnte. Die Entscheidung fiel am 22.
Juli 1227. Am frühen Morgen begann die Schlacht. Auf deutscher Seite wurde ausgelost, wer den Kampf beginnen sollte. Das Los fiel auf den Erzbischof von Bremen.
Seinen Streitern voran, griff er die Dänen an. Es entbrannte ein mit aller Härte
Kampf. Stundenlang prallten beide Seiten immer wieder aufeinander. Die deutschen Fürsten kämpften dabei in vorderster Linie, formierten sich immer wieder neu, um die Dänen
erneut zu attackieren. Gegen Mittag gerieten die Deutschen ins Hintertreffen und begannen zu weichen. Zu stark war der dänische Druck, erschwerend kam hinzu, dass Graf Adolfs Heer durch die Sonne geblendet wurde, und es fast unmöglich war, die dänischen Linien durch den aufgewirbelten Staub zu erkennen.
In diesem Durcheinander, die Niederlage vor Augen, kniete Graf Adolf IV. vor seinem erschöpften Heer nieder und betete zu Gott um Hilfe. Im Angesicht der Dänen und seiner Truppen schwor er aller Weltlichkeit ab und Mönch zu werden, gleichzeitig versprach er, Kirchen und Altäre zu Ehren
'Maria Magdalena', der Tagesheiligen zu errichten, wenn er die Schlacht gewinnen würde.
Die Wende der Schlacht verursachten die Dithmarscher. Zur Heerfolge in Waldemars Diensten gepresst, stellten sie sich jetzt gegen die Dänen.
Sie griffen Waldemar von hinten an, Graf Adolf formierte sein Heer neu und griff
die Dänen wieder frontal an. In die Zange genommen, fingen diese an zu weichen. Waldemar II. wurde im Handgemenge ein Auge ausgestochen,
er stürzte von seinem Pferd. Der dänische Widerstand brach zusammen.
Unzählige Gefallene und Verwundete beider Seiten bedeckten das Schlachtfeld. Adlige und Gemeine lagen neben- und übereinander. Die deutschen Fürsten machten sehr viele Gefangene, darunter drei Bischöfe. Otto von Lüneburg geriet ebenfalls in Gefangenschaft. Der verwundete Waldemar entging nur knapp der Gefangennahme.
Es wird von etwa. 4.000 bis 6.000 Gefallenen und über 1.000 Verwundeten berichtet.
Die Auswirkungen der Schlacht machten sich im gesamten deutschen Reich bemerkbar. Die Dänen zogen sich von der Elbe bis an die Eider zurück, und Holstein
blieb fortan beim Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. König Waldemar II. verlor
die meisten seiner eroberten Gebiete. Graf Adolf IV. erhielt Holstein, Storman und Wagrien zurück. Dithmarschen wurde freie Bauernrepublik und stellte sich unter den Schutz des Erzbischofs von Bremen. Herzog Albrecht von Sachsen bekam die Grafschaft Ratzeburg und Lauenburg
zugesprochen. Lübeck wurde endgültig zur Freien Reichsstadt. Herzog Otto von Lüneburg und Albert von Orlamünde wurden auf freien
Fuß gesetzt. Im Jahr 1229 vermittelte der Erzbischof von Bremen den
Frieden.
Graf Adolf IV. aber hielt sein Gelübde und stiftete das Maria-Magdalena Kloster und das Johannis-Kloster in Hamburg. Ein Nonnenkloster in Reinbeck, das Kloster in Ivenfleth (verlegt nach Itzehoe) und das Marien-Kloster in Kiel für den Franziskaner-Orden, in dem
er als Mönch, am 8.Juli 1261 starb.
Das
damalige Schlachtfeld liegt vermutlich etwas westlich von Bornhöved, etwa
2 Km von der Ortsmitte. Wo heute Knicks und Wälle die Felder begrenzen, war zur Zeit Waldemars eine große Heide.
Östlich des Dorfes liegt der Bornhövder See, und zum Zeitpunkt der Schlacht gab es dort noch Moorgebiete und Waldungen. Ebenso blockierten südlich, hinter
Daldorf, die Trave und weitere Waldgebiete die Bewegungen großer Heermassen und die Bewegungsfreiheit der Reiterei.
Weitere
Infos:
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ABCD
Folgen der Schlacht bei Bornhöved
Dänemark
verzichtet auf alle Gebiete zwischen Eider und Elbe sowie die vormals slawischen Länder (bis auf Rügen). Lübeck steigt zur führenden Wirtschaftsmetropole im späteren Hanse-Gebiet
auf. Norwegen und Schweden gewinnen an Autonomie.
Die Schlacht bei Bornhöved
Am Marien Magdalenentage 1227
Der König, der in Banden war
Des Grafen von Schwerin.
Das war der König Waldemar,
Verstäubter Hermelin.
Er sah vom Gitterfenster aus
Nur Schwalbenflug und Fledermaus,
Und sah die Wolken ziehn.
Bis er versprach, das ganze Land,
Wo deutscher Stamm und Kern,
Zurückzugeben in die Hand
Der anerkannten Herrn.
Doch als er los in Lenz und Flur,
Vergißt er bald den Friedenschwur,
Und glaubt an seinen Stern.
Auf Märschen lang und Märschen heiß
Des Königs Helmbusch vorn,
Der nickt und winkt scharlach und weiß
Und grüßt den Güldensporn.
Bis mitt' im Holstenland er hält,
Den Pflock einschlägt für Zaum und Zelt
Im sichelreifen Korn.
Genüber schnitzt sein Widerpart
Den Pfeil sich und den Bolz,
Von Bremen Bischof Gerihardt,
Graf Adolf, Holstenstolz.
Und Lübeck Bürgermeister fuhr
Dem Dänen an die Gurgelschnur,
Daß dem die Seele schmolz.
Maria Magdalenentag,
Mittsommersonnenschein,
Gelärm auf Schild und Eisendach,
Die Lanzen rasseln drein.
Doch allzuscharf die Sonne sticht
Dem Holstenvolk ins Treugesicht,
Die Reihen werden klein.
Wie Blatt und Zweig im Bachgespül,
So treibt manch blond Gesell.
Graf Adolf nur im Kampfgewühl,
Er treibt nicht von der Stell'.
Und bald aus Bach wird Strom und Schaum,
Nimmt Blumen mit und Ast und Baum,
Wie treibt die Woge schnell!
»Maria Magdalena, hilf,
Dämm' ab die Dänenflut,
Du hebst zerknicktes Rohr und Schilf,
Gieb uns den alten Mut,
Am Himmel zeig' dein Siegpanier,
Auf immer will ich dienen dir
In Hulden treu und gut.«
Der Graf packt fest in Zeug und Riem,
Sieg oder untergehn.
Da sieh! am Himmel zeigt sich ihm
Maria Magdalen,
Und breitet ihren Mantel aus,
Die Sonne zieht ins Wolkenhaus,
Und kühle Winde wehn.
Hei! flog der Graf ins Schlachtgedräng,
Die Axt durchbricht den Wald,
Um seinen Harnisch im Gemeng
Die Holstentatze krallt.
Und kratzt dem Dänen Bart und Bein,
Und hackt sich ihm ins Fleisch hinein,
Bis blaß er wird und kalt.
Herr Waldemar, der Dänen Schild,
Wie heißes Eisen glüht.
In seinen Augen roth und wild
Die Zornesblume blüht.
»Du Hundegraf, du Hurensohn,
Ich mähe dich wie Wiesenmohn,
Des Königs Lippe sprüht.
Hin, hin auf weisem Friesenhengst,
Schwert klirrt und Panzerkleid,
»Du Frosch, daß in den Schlamm du sänkst,«
Der König schreit es weit.
Der Graf sich wie der Löwe hebt,
Sein Helmbusch wie die Möwe schwebt
Auf Wassern, stoßbereit.
Ein Pantherthier vom Pfeil geritzt,
Der König wütend schlägt.
Herr Adolf ihm im Nacken sitzt,
Den Widerschlag verlegt,
Und stößt den König auf die Knie',
Der betet: »Jesus und Marie!« –
Vom Roß der Graf, bewegt.
Und hebt ihn auf den Sattel sacht,
Gewonnen ist das Spiel,
Und trägt ihn durch die Sternennacht
Bis auf sein Schloß zu Kiel.
Er löst ihm Kettenhemd und Schien',
Und stellt ihm Rosen und Jasmin
Um seine Wunden viel.
Dann denkt er an Maria rein
Und an sein heißes Flehn.
Er ministrirt am Altarschrein,
Und barfuß muß er gehn.
Als Bettelmönch mit Spottgewinn,
So dankt er seiner Helferin
Marien Magdalen.
Detlev von Liliencron
ABCD
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