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Dienstag, 6. August 2013

Friedrich List  

* 6. August 1789 in Reutlingen
† 30. November 1846 in Kufstein

Deutscher Wirtschaftstheoretiker und Eisenbahn-Pionier.

 

List stammte aus einer wohlhabenden und einflussreichen Handwerkerfamilie der freien Reichsstadt Reutlingen. Nach Abbruch von Lateinschule und Gerberlehre schlug er die Verwaltungslaufbahn ein. Neben seiner Aktuarsausbildung in Tübingen belegte er an der dortigen Universität Kurse in den Fächern Kameralwesen, Zivilprozess- und Staatsrecht, ohne hierin jedoch einen Abschluss zu erwerben.   

 

List publizierte 1815/16 seine erste politische Schrift mit dem Titel „Kampf um Reformen bei Erstellung einer württembergischen Verfassung“. Durch seine Herausgeberschaft der Zeitschrift „Württembergisches Archiv“ gelangte er zu allgemeiner Bekanntheit und erwarb sich auch eine gewisse Anerkennung, was ihm 1817 die Professur für Staatsverwaltungspraxis an der Universität Tübingen einbrachte. Lists Beschäftigung mit seinerzeit aktuellen Problemen der Staatspraxis ließ mannigfache Reformpläne reifen. Nach Veröffentlichungen zu diesen Themen sah er sich zahlreichen Anfeindungen ausgesetzt. Besonders die 1819 erschienene „Bittschrifft an die Bundesversammlung um Aufhebung der Zölle und Mauten im Innern Deutschlands und um Aufstellung eines allgemeinen deutschen, auf dem Prinzip der Retorsion beruhenden Zollsystems gegen die angrenzenden Staaten“ erregte den Unwillen der konservativen württembergischen Regierung, weshalb List noch im gleichen Jahr seine Lehrtätigkeit aufgab. 

 

In der Folgezeit war List maßgeblich an der Entstehung des Deutschen Handels- und Gewerbevereins beteiligt, der als organisatorischer Auftakt auf dem Weg zum 1834 gegründeten Deutschen Zollverein zu sehen ist. Aufgrund seiner politisch-publizistischen Tätigkeiten stand er weiterhin im Konflikt mit der Obrigkeit. Dies trug ihm nicht nur den Verlust seines Mandats, sondern auch die Verurteilung zu zehn Monaten Festungs-Strafe wegen Pressevergehen und Staats- und Majestätsverbrechen ein. Der Haft entzog sich List zunächst durch Flucht nach Frankreich und in die Schweiz. Als er im Sommer 1824 zurückkehrte, wurde er auf dem Hohenasperg inhaftiert, dann aber unter Verzicht auf sein württembergisches Bürgerrecht und unter der Bedingung, freiwillig nach Amerika auszuwandern, vorzeitig entlassen.

 

Dort lebte er als Farmer, Journalist und Geschäftsmann und gründete u.a. eine eigene Eisenbahngesellschaft. Später erwarb er auch die amerikanische Staatsbürgerschaft. List übernahm die Redaktion der deutschsprachigen Zeitung „Readinger Adler“, verfasste die „Outlines of American political economy“ und profilierte sich als Verfechter für eine amerikanische Schutzzollpolitik. Durch die Unternehmungen kam er zu einigem Wohlstand, den er im Zuge der Wirtschaftskrise von 1837 allerdings wieder verlor. 

 

Zwischenzeitlich zum Konsul der Vereinigten Staaten ernannt, kehrte List 1831 nach Europa zurück und besuchte etliche deutsche Staaten. 1834 bis 1837 war er als amerikanischer Konsul in Sachsen tätig. Als US-Konsul erlangte List diplomatische Immunität, die ihn vor möglicher politischer Verfolgung in Deutschland schützte. Diese Tätigkeit füllte List allerdings nicht aus, und da damit auch kein fester Lohn verbunden war, vernachlässigte er sie bald. List entwickelte recht detaillierte Pläne für ein bayerisches Eisenbahnnetz und dessen Verbindung mit den hanseatischen Hafenstädten und hoffte, in Deutschland am Aufbau eines Eisenbahnnetzes praktisch mitarbeiten zu können. Seine berühmte Leipziger Denkschrift „Über ein sächsisches Eisenbahn-System als Grundlage eines allgemeinen deutschen Eisenbahn-Systems und insbesondere über die Anlegung einer Eisenbahn von Leipzig nach Dresden“ gab den entscheidenden Anstoß zum Bau der ersten deutschen Ferneisenbahnstrecke zwischen den beiden sächsischen Metropolen. Lists Bestrebungen, darüber hinaus in der zu gründenden Eisenbahngesellschaft eine führende Position zu erlangen, scheiterten am Widerstand einflussreicher sächsischer Honoratioren. 

 

Mit seinen wirtschaftstheoretischen Überlegungen unterstützte List die bürgerliche Bewegung, die die nationale und ökonomische Einheit Deutschlands forderte. Nach seiner Auffassung sollten durch gezielte Förderung, u.a. auch mittels zeitlich begrenzter Schutzzölle, sog. Erziehungszölle, Gewerbe und Industrie so gestärkt werden, dass sie dem internationalen Wettbewerb, namentlich der englischen Konkurrenz, standhalten konnten. Seine komplexen wirtschaftstheoretischen Gedanken fasste List in dem 1841 erschienenen Werk „Das Nationale System der Politischen Ökonomie“ zusammen. Konkrete Vorschläge zur Etablierung eines deutschen Nationalstaats publizierte er vier Jahre später in dem Werk „Die politisch-ökonomische Nationaleinheit der Deutschen“. 

 

List konnte nirgends festen Fuß zu fassen. Dabei gehörte er als Herausgeber verschiedener Zeitschriften und als journalistischer Mitarbeiter bei einer Vielzahl von Zeitungen zu den versiertesten Publizisten seiner Zeit. Friedrich Lists stete Bemühungen um eine einflussreiche Position und um Verwirklichung seiner Ideen waren jedoch immer wieder mit persönlichen Rückschlägen verbunden. Erschöpft, enttäuscht, von existentiellen Sorgen geplagt und gesundheitlich angeschlagen setzte er am 30. November 1846 in Kufstein, wo er auf einer Erholungsreise nach Italien Zwischenstation machte, seinem Leben ein Ende.

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Zitate

Die beste Regierungsform ist offenbar diejenige, welche den moralischen und materiellen Zuständen einer Nation und ihren künftigen Fortschritten am meisten entspricht.

Überall und zu jeder Zeit sind Intelligenz, Moralität und Tätigkeit der Bürger mit dem Wohlstand der Nation in gleichem Verhältnis gestanden, haben die Reichtümer mit diesen Eigenschaften zu oder abgenommen.

Jedes Volk und fast jedes Zeitalter eines Volkes hat einen veränderten Zustand der Unfreiheit und der Freiheit, und hat dann auch einen anderen Begriff und selbst ein anderes Ideal der Freiheit.
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Mir geht’s mit meinem Vaterlande, wie den Müttern mit ihren krüppelhaften Kindern, sie lieben sie um so stärker, je krüppelhafter sie sind.
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