godaddy web stats
Freitag, 23. August 2013

Graf August Neidhardt von Gneisenau

* 27. Oktober 1760 in Schildau, Kurfürstentum Sachsen
† 23. August 1831 in Posen


Deutscher Offizier, erfolgreicher Verteidiger von Kolberg, Heeresreformer, Blüchers Stratege.

 

Gneisenaus Vater war Leutnant bei einem der Kontingente der Reichsarmee , die im Siebenjährigen Krieg in Sachsen eingesetzt war. Der Vater nannte sich von Neidhart, erst in den folgenden Jahren wurde der Beiname Gneisenau, von einem früheren Besitztum der Familie in Öesterreich, hinzugefügt. Nach dem Tod der Mutter im Oktober 1761 übergab ihn sein Vater an Pflegeeltern in Schildau. 1769 kam der Junge zu seinem Großvater mütterlicherseits nach Würzburg und besuchte die dortige Jesuitenschule bis zum Tod des Großvaters 1772. 1777 immatrikulierte er sich an der Universität Erfurt und studierte militärische Mathematik, Artilleriewesen, Befestigungskunst und Kartografie. Schon 1778 brach er sein Studium ab und trat dann in das in Erfurt liegende österreichische Husaren-Regiment „Graf Wurmser“ ein und zog als Gemeiner in den Bayerischen Erbfolgekrieg . 1779 trat er in den Dienst des Markgrafen Karl Alexander von Brandenburg-Ansbach . Dort verwendete er den Namen, den inzwischen sein Vater angenommen hatte: Neidhardt von Gneisenau.

Der Markgraf vermietete während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges Truppen an Großbritannien. Gneisenau meldete sich zum Einsatz in Nordamerika, wurde zum Leutnant ernannt und 1782 nach Amerika verschifft. Da der Krieg fast vorüber war, verbrachte Gneisenau seine Zeit meist in der Garnison von Québec. Bereits Ende 1783 kehrte er in die Garnison Bayreuth zurück und trat zur Infanterie über. Wegen des eintönigen Dienstes bewarb er sich 1785 beim preußischen Heer und wurde 1786 in die schlesische Garnison Löwenberg versetzt. Er lernte in seiner Garnisonszeit die englische und französische Sprache und studierte Geschichte, Literatur und Kriegswissenschaften.  

1790 erfolgte die Beförderung zum Stabskapitän. Von 1792 bis 1795 war Gneisenau mit seinem Bataillon bei der zweiten Polnischen Teilung
zusammen mit russischen Truppen eingesetzt. 1795 wurde er zum Hauptmann befördert und als Kompaniechef ins schlesische Jauer versetzt. Er heiratete 1796 die vermögende Karoline von Kottwitz , mit der er in den Folgejahren vier Töchter und drei Söhne hatte. Nachdem seine Frau 1803 das Gut Mittel-Kauffung erworben hatte, studierte Gneisenau landwirtschaftliche Schriften, entwarf Pläne zur Melioration und richtete eine Kartoffelbrennerei ein. Nebenher beschäftigte er sich weiter intensiv mit Studien zum Truppendienst, zur Infanterie, Kavallerie, Artillerie, Ingenieurkunde, Taktik und Militärgeografie.

Am 10. Oktober 1806 nahm Gneisenau unter dem Befehl des Prinzen Louis Ferdinand von Preußen
im Gefecht bei Saalfeld erstmals an Kampfhandlungen gegen die Truppen Napoleons teil und wurde verwundet. Trotzdem kämpfte er in der Doppelschlacht bei Jena und Auerstedt am 14. Oktober 1806. Nach der Niederlage der preußischen Truppen entkam Gneisenau nach Graudenz. Er wurde im Dezember 1806 zum Major befördert und mit seinem Bataillon an die russische Grenze in verlegt. Dann wurde er als neuer Kommandant in die belagerte pommersche Festung Kolberg entsandt, wo er Ende April 1807 auf dem Seeweg eintraf. Gneisenau organisierte die erfolgreiche Verteidigung der Festung durch die Einbeziehung patriotischer Bürger um den Bürgerrepräsentanten Joachim Nettelbeck . Der Waffenstillstand zwischen Preußen und Frankreich beendete den Kampf um Kolberg Anfang Juli 1807. Im Juni 1807 war er bereits zum Oberstleutnant befördert worden und wurde auf Wunsch von Scharnhorst in die Militär-Reorganisationskommission berufen.

Zwischen 1807 und 1810 hielt sich Gneisenau meist in Memel und Königsberg auf. Im Sommer 1808 forderte er in einer Denkschrift an den König die Volksbewaffnung, die Züge der Guerillataktik erkennen ließ, und verfasste wenig später die „Konstitution für die allgemeine Waffenerhebung des nördlichen Deutschlands gegen Frankreich“. Im Mai 1808 wurde Gneisenau zum Inspekteur der Festungen ernannt und wurde im September 1808 auch Chef des Ingenieurkorps. 1809 wurde er ins preußische Kriegsministerium berufen und zum Oberst befördert.
Im Juli 1809 quittierte er seinen Dienst und reiste in inoffiziellem Auftrag nach Großbritannien, um die Möglichkeiten britischer Hilfe im Kampf gegen Napoleon zu sondieren. Enttäuscht kehrte Gneisenau im Dezember 1810 nach Berlin zurück und begab sich auf sein Gut in Schlesien, hielt aber weiter engen Kontakt zu den Reformern Scharnhorst, Boyen und Blücher .

1811 bereiteten Scharnhorst, Boyen
, Clausewitz und Gneisenau einen Plan zur Volkserhebung vor, der jedoch vom König Friedrich Wilhelm III. von Preußen abgelehnt wurde. Seitdem wurde er als Revolutionär verdächtigt. Im Februar 1812 reichte Gneisenau seine Entlassung aus dem Staatsdienst ein und reiste zum zweiten Mal nach Großbritannien. Die Reise führt ihn über Wien zu Zar Alexander I. , für den er eine Analyse der russischen Streitkräfte ausarbeitete. Über Stockholm kam Gneisenau nach London, wo er keine konkreten Zusagen erhielt. Über Kolberg reiste er dann an den preußischen Königshof in Breslau, wo er am 11. März 1813 eintraf.

Nach der französischen Niederlage im Russlandfeldzug von 1812/13 konnten sich die Reformer in Preußen endlich durchsetzen, und am 16. März 1813 erklärte  der preußische König  dem napoleonischen Frankreich den Krieg. Gneisenau wurde als Generalmajor wieder in das preußische Heer eingestellt und als 'Zweiter Generalquartiermeister' zur Armee Blüchers versetzt. In der Schlacht bei Großgörschen
am 2. Mai 1813 befehligte Gneisenau die Kavallerie des linken Flügels. Da der 'Erste Generalquartiermeister' der Blücher-Armee, Scharnhorst, in dieser Schlacht verwundet wurde, übernahm Gneisenau in der Folge dessen Aufgaben.  

Die Zeit des Waffenstillstands vom 4. Juni bis August 1813 nutzte Gneisenau zur weiteren Ausbildung und Ausrüstung der preußischen Truppen, insbesondere der Schlesischen Armee Blüchers. Mitte August hatte die Schlesische Armee eine Stärke von 105.000 Mann. Nach den ersten Gefechten musste sich die schlesische Armee zurückziehen. Aber in der Schlacht an der Katzbach am 26. August errangen die Verbündeten den Sieg. Nach der entscheidenden Völkerschlacht bei Leipzig wurde Gneisenau zum Generalleutnant befördert. Die Schlesische Armee überschritt am 1. Januar 1814 bei Kaub den Rhein und marschierte westwärts Richtung Frankreich. Nach der Kapitulation Napoleons im April 1814 erhob der preußische König Gneisenau in den Grafenstand und übereignete ihm als königliche Schenkung das Gut Sommerschenburg
in der Provinz Sachsen. Nach Napoleons Rückkehr 1815 blieb Gneisenau weiter Stabschef von Blüchers Armee und plante mit Blücher den Feldzug, der am  18. Juni 1815 mit der Schlacht bei 'Belle Alliance' oder 'Waterloo' siegreich endete.  

Nach dem Krieg zog sich Gneisenau zunächst auf seinen Besitz zurück. Im Oktober 1815 übernahm er das Generalkommando am Rhein. 1818 wurde Gneisenau vom König zum Gouverneur von Berlin und 1819 zum Präses der Examinationskommission ernannt, die die wissenschaftliche Eignungsprüfung der Offiziere abhielt; er war dort mit reiner Verwaltungsarbeit beschäftigt und pendelte zwischen Berlin und seinem Gut Erdmannsdorf
bei Hirschberg, das er gegen seinen Besitz Mittel-Kauffung eingetauscht hatte. 1825, anlässlich der Feierlichkeiten zum 10. Jahrestag der Schlacht bei Waterloo, wurde Gneisenau zum Generalfeldmarschall ernannt. 

Während des polnischen Aufstandes 1830 gegen die russische Besatzung erhielt Gneisenau den Oberbefehl über das von Preußen aufgestellte Korps an der Grenze zu Russisch-Polen. Er fiel dabei der aus Russland über Polen eingeschleppten europäischen Cholera-Epidemie zum Opfer.

 

Der ab 1840 regierende neue König von Preußen, Friedrich Wilhelm IV. , der Gneisenau sehr verehrt hatte, sah es als eine seiner ersten Regierungsmaßnahmen an, die lange verzögerte öffentliche Ehrung des verstorbenen Generalfeldmarschalls endlich vorzunehmen. Am 18. Juni 1841 – 26 Jahre nach Waterloo – fand die Einweihung des Mausoleums in Sommerschenburg in Gegenwart des Königs sowie des königlichen Hauses und Hofes statt. Generäle von Truppenteilen aller Waffengattungen, Vertreter der Behörden und der Geistlichkeit waren als Ehrengäste geladen. Auch die Bevölkerung konnte an der Feier teilnehmen.

Weitere Infos:  
ABCD


Zitate

Lass den Schwächling angstvoll zagen!
Wer um Hohes kämpft, muss wagen.
Leben gilt es oder Tod!
Lass die Wogen donnernd branden,
nur bleib immer, magst Du landen
oder scheitern, selbst Pilot!

Begeistere du das menschliche Geschlecht
Für seine Pflicht zuerst – dann für sein Recht!

Nur der ist der Edelste, der das meiste für das Vaterland tut, und das wenigste dafür genießt. 

Gefährlich ist die Resignation der Guten.

Strategie ist die Wissenschaft von Zeit und Raum. Ich bin weniger geizig auf diesen oder auf jene. Raum mögen wir wiedergewinnen; verlorene Zeit nie wieder.

Die neue Zeit braucht nicht mehr Titel und Pergamente, sie braucht frische Tat und Kraft.

Wappne dich mit Standhaftigkeit gegen Unruhe und Besorgnisse.

Keine Herzenserhebung ohne poetischen Schwung. Wer nach kalter Berechnung handelt, wird ein starrer Egoist… Der Mensch muß für eine Idee begeistert werden, damit er etwas Großes leistet.

Register:  
Email:   Quelle: Internet
nach oben