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Freitag, 27. September 2013

Die Erste Wiener Türkenbelagerung
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vom 27. September 1529
bis zum 14. Oktober 1529.
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Osmanische Truppen unter dem Kommando von Sultan Süleyman I. dem Prächtigen
schlossen Wien ein, Hauptstadt der Habsburgischen Erblande. Unterstützt von Truppen des Heiligen Römischen Reichs unter dem Befehl von Niklas Graf Salm und Pfalzgraf und Herzog Philipp von Pfalz-Neuburg
konnte die Stadt von den Verteidigern behauptet werden.

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1526 hatte Sultan Süleyman einen entscheidenden Sieg bei Mohács über den ungarischen König Ludwig II. errungen, der in der Schlacht fiel. Aufgrund eines 1515 geschlossenen Erbvertrages erhob nun Erzherzog Ferdinand von Österreich , der spätere römisch-deutsche Kaiser Ferdinand I., Ansprüche auf Böhmen und Ungarn. Ein Teil des ungarischen Adels wählte im Oktober 1526 aber den Woiwoden von Siebenbürgen, Johann Zápolya , zum ungarischen König. Ferdinand ließ sich daraufhin im Dezember 1526 ebenfalls zum ungarischen König wählen. Zápolya stellte sich 1528 unter den Schutz des Osmanischen Reiches und erhielt dafür militärische Unterstützung gegen seinen Rivalen, der zunächst die Oberhand in dem Thronstreit behalten hatte. Mitte 1529 rückte Sultan Süleyman an der Spitze eines 150 000 Mann starken Heeres in Ungarn ein und installierte König Johann in dem von ihm besetzten Buda auf dem ungarischen Thron. Ungarn wurde damit de facto ein osmanischer Vasallenstaat. 

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Nach diesem Erfolg führte der Sultan sein Heer weiter nach Nordwesten und drang über Preßburg auf Wien vor, das die osmanischen Truppen im September erreichten. 1529 tobten in Europa Klassen- und Glaubenskämpfe. Katholiken und Lutheraner, Bauern und Grundherren bekriegten sich. Dabei wurde die
türkische Gefahr ignoriert.  Anfang September 1529 rückte die türkische Vorhut ins Wiener Becken ein: 20 000 leichte Reiter. Offziell hießen sie „Akindschis“ (Freiwillige), doch die Soldaten nannten sie nur „Delis“ (die Verrückten).

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Diese Delis leisteten grausame Arbeit. Innerhalb weniger Tage wurden
mehr als 5 000 Zivilisten ermordet oder gefangen. Ein türkischer Chronist berichtete: „Dieses schöne Land ward von den Reitern zerwühlt und mit Rauch gefüllt. Aschenhügel waren die Reste der Häuser und Paläste… In den Zelten und auf den Lagermärkten wurden schöne Gesichter verkauft, und der Beute war kein Ende. Die Familien der Ungläubigen waren verbrannt und verheert ihr ganzes Land.“
Es handelte sich also keineswegs um die Exzesse einzelner Truppenteile, sondern bildete ein Kalkül der türkischen Strategie, durch Mord und Terror gegen die Zivilbevölkerung den militärischen Widerstand des
Gegners zu lähmen.

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Doch die Wiener ließen sich nicht lähmen. Stadtkommandant war der
70-jährige Graf Niklas Salm, ein erfahrener Mann, der schon mit dem
berühmten Landsknechtsführer Georg von Frundsberg in Italien gegen
die Franzosen gekämpft hatte. Er verfügte nur über 17 000 Mann: Milizen
sowie Söldner unter dem Kommando des Pfalzgrafen Philipp. Die
Stadtmauern waren kaum zwei Meter dick und in kläglichem Zustand.
Als am 25. September das Gros des Türkenheeres mit Ibrahim Pascha an
der Spitze vor den Toren Wiens eintraf und einen Tag später Sultan Soliman
II. seine prächtige Zeltburg im heutigen Kaiserebersdorf bezog, schien die Niederlage nur eine Frage der Zeit.
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Doch die Türken hatten zwei wichtige Nachteile. Auf den verschlammten Wegen in Ungarn war ihre schwere Artillerie stecken geblieben. Die noch verfügbaren 300 Kanonen waren von kleinem Kaliber. Und das Fußvolk war schlecht bewaffnet. Handfeuerwaffen trug nur die Elitetruppe, 20 000 Janitscharen, der Rest kämpfte mit Krummsäbel, Pfeil und Bogen.
 
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Die Janitscharen stammten meist aus dem Balkan, waren ihren Eltern als Kind geraubt und zur Umerziehung ins Osmanische Reich verschleppt worden. Dort wurden sie islamisiert, dem Zölibat unterworfen und mittels strenger Disziplin ausgebildet. Man briachte ihnen bei, dass das Janitscharen-Korps ihre Familie und der Sultan ihr Vater ist. Im Gegensatz zu den gebürtigen Moslems durften sie keinen Vollbart tragen, sondern mussten sich mit einem Schnauzbart begnügen. Solche Janitscharen waren es, die am 29. September den ersten Sturm eröffneten.

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Im Süden, am Kärntner Tor, standen 3 000 österreichische Landsknechte unter Eck von Reischach
. Sie hielten den Türken eisern stand, bis Abel von Holleneck mit seinem Steirischen Haufen zu Hilfe eilte und den Feind blutig zurückschlug. Um zu beweisen, wie wenig er sich beeindrucken ließ, wagte Graf Salm am 2. Oktober einen überraschenden Ausfall und wiederholte ihn mit
8 000 Mann am 7. Oktober. Doch langsam zeigte die türkische Artillerie
Wirkung. Zu ihrer Unterstützung wurden Minenstollen gegraben. Etliche davon entschärfte ein Trupp Tiroler Bergknappen, aber das gelang nicht immer. Vom 10. bis 14. Oktober explodierten viermal Sprengminen unter der Stadtmauer und die Janitscharen drangen ein. Am Burgtor wurden sie in letzter Minute durch Leonhard von Vels
mit seinem „Alten Haufen“ in die Flucht geschlagen. Dem Grafen Salm wird dabei der Fuß zerschmettert; sieben Monate später starb er an dieser Wunde.

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Die Belagerung dauerte nun schon drei Wochen und ein Ende war nicht in Sicht, denn die Türken waren zunächst gut versorgt. 22 000 Lastkamele und eine 600 Schiffe zählende Flotte auf der Donau schafften Proviant und Munition heran. Aber als am 14. Oktober ein weiterer Sturm auf die Stadtmauer scheiterte, wurde der Sultan nachdenklich. Offenbar war Wien ein zu zäher Brocken für seine Truppen. Die Versorgungslage des osmanischen Heeres war zu diesem Zeitpunkt schlecht, da der Nachschub durch die völlig aufgeweichten Straßen aufgehalten wurde. Auch rächte sich jetzt die Plünderung der Umgebung. Zudem stand der Wintereinbruch bevor, der eine längere Belagerung ausschloss.

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In der Nacht auf den 15. Oktober begann der Abzug. Die Truppen ließen alles zurück, was sie beim Rückzug behinderte, und hinterließen eine Spur von Tod und Verwüstung. Ein deutscher Chronist schrieb: „So hat der Türk alles deutsche Volk, so bei ihm gefangen gewesen, tyrannisch und erbärmlich erwürgen lassen vor der Stadt. Es war ein solches jämmerliches Geschrei unter dem Volk, als sie es in Wien nie gehört haben.“

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1533 schlossen König Ferdinand und
Sultan Süleyman einen Friedensvertrag, der Ungarn aufteilte: Die Habsburger behielten das so genannte Königliche Ungarn, der Rest musste an das Osmanische Reich abgetreten werden. 154 Jahre dauerte es, bis 1683 wieder ein türkisches Belagerungsheer vor
Wien erschien, diesmal noch zahlreicher und noch bedrohlicher.

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