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Montag, 30. September 2013

Hof - Im April 2012 hatte der linke Thomas Etzel beantragt, die Dr.-Dietlein-Straße umzubenennen . Nachdem sich jüngst die Anwohner dieser Straße in Hof massiv gegen eine Umbenennung aussprachen, votierte auch der Stadtrat mit großer Mehrheit dagegen. Allerdings verabschiedete man im Stadtparlament auch gleichzeitig einen Kompromiss: Der Straßenname bleibt, aber es soll ein Text in der Dr.-Dietlein-Straße platziert werden, der den früheren evangelischen Geistlichen als Vertreter des Bösen denunzieren soll. Der Stadtrat konnte sich bisher jedoch nicht auf einen passenden Text einigen. Das trifft sich gut, denken sich die betroffenen Anwohner der Straße, die den ganzen Zirkus nicht verstehen. Jahrzehntelang lebte man problemlos unter dem Namen des Kirchenmannes, der sich um Hof verdient gemacht hat, was von Herrn Etzel noch nicht berichtet wurde. 

Die von Dr. Dietlein verfasste mehrbändige Stadtchronik aus den 30er und 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde nach dem Einmarsch der US-Besatzer konfisziert und er selbst als Stadtarchivar seines Amtes enthoben, weil er nationales Gedankengut vertrat. Seine Chronik darf deshalb auch bis jetzt nicht nachgedruckt oder verkauft werden, obwohl große Nachfrage besteht. Schon 1948 wurde Dr. Dietlein jedoch wieder vom Stadtrat eingestellt, nachdem sich maßgebliche Hofer Persönlichkeiten für ihn verbürgt hatten. 1964 – zehn Jahre nach seinem Ableben – wurde sogar wegen seiner Verdienste um Hof eine Straße nach ihm benannt.

Dr. Ernst Dietlein war am 6. Juni 1884 geboren und am 7. Januar 1954 verstorben. Er war Religionslehrer, Pfarrer, Heimatforscher und -dichter und von 1931 bis 1954 nebenamtlicher Hofer Stadtarchivar. Wie viele andere Pfarrer war Dr. Dietlein ab 1935/36 Mitglied der „Bekennenden Kirche“ aus Protest gegen die damalige staatliche Kirchenpolitik. Der Vorstand des evangelisch-lutherischen Dekanats Hof bestätigte unter dem Datum des 1. Juni 1946: "... Dr. Dietlein ist in seiner Tätigkeit als Religionslehrer und als Predigtaushilfe stets unerschrocken gegen die antichristliche NS-Weltanschauung aufgetreten. … Dr. Dietlein kann als Aktivist im Kampf gegen die NS-Weltanschauung angesehen werden. Seine Einreihung in die Klasse der Entlasteten und seine Wiedereinsetzung in seinen Beruf als Religionslehrer an der Oberschule für Jungen in Hof kann deshalb aufs Wärmste befürwortet werden". Unterzeichnet Evang.-Luth. Dekanat Hof, Dekan Wilhelm Wiegel, Pfr. Johann Richter, Pfr. Wilhelm Heerdegen, Pfr. Wilhelm Nicol, Pfr. Max Heun, Pfr. Ernst Hüner.“ 

Zu Pfingsten 1951 bat das Evangelische Dekanat in Hof Dr. Dietlein, einen Beitrag abzufassen über „Hofer Kirchen und kirchliches Leben 1801-1951“ in der Ausgabe zum 150. Jubiläum des 'Hofer Anzeigers'. In dieser Schrift würdigte er u. a. das Wirken und die geschlossene Haltung der Amtsträger der evangelischen Kirche im „Kirchenkampf“ der nationalsozialistischen Zeit sowie die Abwehr des Vordringens der ‚Deutschen Christen‘. 

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