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Dienstag, 19. November 2013

Einfall Napoleons in Hamburg 

Am 19. November 1806 

 

marschierten französische Truppen in Hamburg ein und hielten die Stadt bis 1814 besetzt.

 

Vorgeschichte: Von den Veränderungen, die durch die Französische Revolution ab 1789 ausgingen merkten die Hamburger anfangs wenig. Die freie Handelsstadt meinte, sich aus allen politischen Veränderungen heraushalten zu können und ging weiterhin ihren gut gehenden Handelsgeschäften nach. Anfangs ging die Rechnung auch auf. Als 1795 Holland durch Frankreich erobert wurde, blühte der Handel in Hamburg noch mehr auf da nun viele Handelshäuser ihren Sitz nach Hamburg verlegt. Hamburg wurde für England der Hafen auf dem Festland. Man verhielt sich neutral und beschloss 1804 sogar, die Festungswerke zu demolieren und verkaufte das Stein- und Millerntor zum Abbruch. Man war der Meinung, dass die Befestigungen eher eine Gefahr waren als das sie unter den herrschenden politischen Verhältnissen schützten. Das half aber alles nichts, denn Napoleon dehnte seinen Machtbereich immer weiter aus.

 

Besetzung: Am 19. November 1806 zogen 2.600 Mann, vorwiegend holländische und italienische Soldaten, in Hamburg ein. Die Hamburger,
von denen viele früher die "grande révolution" begeistert mit
Bastille-Festen gefeiert hatten, erlebten dies mit Erbitterung und Wut. An die 320 zur Untätigkeit verdammten Segelschiffe „verfaulten“ im Hafen. Des weiteren musste Hamburg hohe Zahlungen leisten, um die französischen Besatzungstruppen zu unterhalten. Die Stadt war ein beständiges Standlager für französische, holländische, spanische, italienische, bergische und sächsische Truppen. 

In der Zeit vom 19. November 1806 bis zum 30. Juni 1808 mussten über 17 Millionen Mark Currant an die französischen Besatzer gezahlt werden, um die beschlagnahmten englischen Waren wieder frei zu bekommen. Um diese Summen für die Besatzer aufbringen zu können, mussten Anleihen aufgelegt und immer neue Abgaben erhoben werden. Es wurde nun auch eine Quartiers-, Mietsteuer, Wein-, Brandwein- und Consumtions-Accise erhoben. Dann wurde noch die Erbschaftssteuer erhöht. Der Handel und die Wirtschaft in Hamburg brachen unter all diesen Zwangsmaßnahmen fast vollständig zusammen.

Die Besatzer verboten den Handel mit Großbritannien und beschlagnahmten alle englischen Waren in der Stadt. Weil England zu dieser Zeit nach Frankreich der zweitwichtigste Wirtschaftspartner Hamburgs war, kam es in der Folge zu einer Vielzahl von Bankrotten Hamburger Handelsfirmen. Arbeitslosigkeit und Armut nahmen in den unteren Bevölkerungsschichten stark zu. Viele Bewohner flohen vor der Besetzung und der Arbeitslosigkeit ins nähere oder fernere Umland. Wer zurückgeblieben war, litt unter Sondersteuern und Zwangseinquartierungen zur Versorgung der Besatzungssoldaten.  

 

Die Lage der Bevölkerung verschlechterte sich zusehends. Die Preise zogen an und zahlreiche Häuser und Wohnungen mussten für die Einquartierung der Truppen zur Verfügung gestellt werden. Kontrollen nach geschmuggelten Waren waren an der Tagesordnung. Trotzdem blühte der organisierte Schleichhandel mit dem benachbarten neutralen Altona in unvorstellbarer Weise, und für einen großen Teil der ärmeren Bevölkerung war Schmuggel oft die einzige Möglichkeit, die notwendigen Mittel für das Überleben zu besorgen. Die Stadt behielt zunächst den Schein der Unabhängigkeit, wurde dann aber ab 1. Januar 1811 als Teil des "Département des Bouches de l'Elbe" (Departement der Elbmündung) in das französische Kaiserreich eingegliedert. 

 

Die Organisation der Verwaltung nach französischem Vorbild führte dazu, dass die Stadt nun der „Conscription „ ( Wehrpflicht) unterlag. Hamburg lag im Departement Unterelbe. Am 16. und 17. Februar 1811 ließ Marschall Davout das Hamburger Stadtmilitär von dem Eid gegenüber dem Hamburger Senat entbinden. Daraufhin wurde die Truppe gemustert. Von den 1.829 Mann des Stadtmilitärs wurden aber nur 409 in die neu aufgestellten Truppen übernommen. Da die entlassenen 1.420 Soldaten sich ihrer Einkommensgrundlage beraubt sahen zerschlugen sie ihre Gewehre und randalierten und verkauften anschließend ihre Uniform. Durch den Umstand, dass die ausstehende Löhnung nicht ausgezahlt wurde, verelendeten nicht wenige der Entlassenen. 

 

Nachdem am 3. Dezember 1812 das Ausmaß der Niederlage der „grande armee“ in Russland bekannt wurde, begann sich der Widerstand zu regen. Schon bald bekam man in Hamburg die Trümmer der Russlandarmee zu Gesicht. Flüchtende Generäle, Beamte und abgezehrte Soldaten, die krank und von Frost verstümmelt, voll Ungeziefer in die Stadt kamen. Sie waren die Reste eines bayrischen Dragoner Regimentes, die sich hier remontieren sollten. 

An Truppen lagen im Januar 1813 nur noch etwa 3.000 Soldaten in der Hansestadt. Davon gingen aber im Februar auch noch die meisten nach Magdeburg ab. Am 24. Februar brach dann ein Tumult los, als die Franzosen entgegen ihrer Zusage die Mitglieder der Präfekturgarde über die Elbe zum Militärdienst schicken wollten. Gleichzeitig wollten die Douaniers ( Zöllner ) Geld in Fässern aus der Stadt bringen. Das aufgebrachte Volk befreite die jungen Leute der Präfekturgarde und warf die Zöllner in die Fleete. Der verhasste Polizeikommissair Rohr wurde misshandelt und sein Haus demoliert. Das Volk strömte herbei und riss überall die Adler und Kokarden, die Symbole der französischen Herrschaft, herunter. Nur mit Hilfe von 50 dänischen Husaren aus Altona konnte die Ordnung von den Franzosen wieder hergestellt werden. 

 

Als der General Saint Cyr Gerüchte vernahm, dass sich die Russen näherten, raffte er alle Truppen zusammen, die noch in der Stadt waren und verließ mit etwa 1.200 Mann ( Douaniers, Mariniers und Kürassieren) am 12 März durch das Steintor Hamburg. Damit war die erste Besetzung Hamburgs durch die Franzosen beendet. Als der Aufruf des Königs von Preußen zum Widerstand gegen Frankreich bekannt wurde, begannen sich die ersten Bürger im Gebrauch der Waffen zu üben. 

 

Am 17. März zog der russische Oberst Tettenborn mit seinen Truppen unter großem Jubel in die Stadt ein. Seine 2.000 Kosaken biwakierten auf dem Jungfernstieg und wurden von den Bürgern beköstigt. Der Oberst drang darauf, ein Freiwilligencorps und eine Bürgergarde aufzustellen. Die Bürgerschaft bewilligte die Aufstellung von 7.200 Mann. Es fehlte aber an fähigen Offizieren und Unteroffizieren sowie an Gewehren. Am 21. April feierte Hauptpastor Johann Jakob Rambach in der St. Michaeliskirche einen Dankgottesdienst. Dabei wurden auch die Fahnen der neu errichteten Hanseatischen Legion gesegnet. Eile tat Not denn schon näherte sich General Morand mit seinen Truppen von Lüneburg her. Man hatte zwar Ende April an die 6.000 Freiwillige, aber nur 1.500 Gewehre. 

 

Während der französische Marschall Vandamme wieder Bremen für die Franzosen besetzte, tat Tettenborn nichts, um Hamburg zu sichern. Schon am 29. April 1813 wurde Harburg von den Franzosen besetzt. Im Mai besetzten die Franzosen die Wilhelmsburg und begannen von dort mit Geschützen Hamburg zu beschießen. Am 23. Mai rückten schwedische Truppen in Hamburg ein, um die Verteidiger zu unterstützen. Sie zogen zwei Tage später aber wieder ab. Daraufhin flohen viele Hamburger aus der Stadt, darunter befanden sich nicht wenige Waffentragende. Die Hamburger Bürgergarde war am 26. Mai auf inzwischen nur noch 2.400 Mann geschmolzen und war nicht mehr in der Lage, die Stadt zu halten. Am 29. Mai setzte sich Oberst Tettenborn mit 94 Wagen Gepäck ab. Mit ihm verließen nun auch noch die restlichen Verbündeten und ein Teil der Bürgergarde Hamburg.  

 

Französisches Militär unter Marschall Davout zog am 30. Mai wieder in Hamburg ein, und Hauptpastor Rambach wurde gezwungen, am 6. Juni in der Michaeliskirche die Predigt in einem Dankgottesdienst für die Befreiung der französischen Stadt Hamburg zu halten. Für die Bevölkerung begann eine neue Leidenszeit. Mit ungeheuren Anstrengungen wurde die Stadt zur Festung ausgebaut. Im Dezember 1813  brannten die Franzosen alle Gebäude, Bäume, Zäune, Hecken usw. vor den Wallanlagen nieder, um freies Schussfeld zu erhalten und dem Gegner die Deckung zu nehmen. In der Stadt wurden alle Hauptkirchen beschlagnahmt und zu Pferdeställen gemacht. Nur die Michaeliskirche blieb von diesem Schicksal verschont, weil Gemeindemitglieder anderweitig Unterkünfte für 500 Pferde besorgten.


In der Stadt drängten sich 40.000 französische Soldaten und die Verpflegung für die Bevölkerung wurde immer knapper. Da befahl die Besatzungsmacht, dass jeder, der keinen Vorrat an Lebensmitteln und Feuerung für ein halbes Jahr nachweisen konnte, die Stadt verlassen müsse. Tausende verließen daraufhin die Stadt. Am Heiligabend ließ man noch einmal in allen Wohnungen die Vorräte kontrollieren. Über 1.800 Menschen wurden daraufhin in der Heiligen Nacht in die Petrikirche gesperrt und am Weihnachtsmorgen bei klirrendem Frost aus der Stadt getrieben. Man schätzt, dass damals
über 30.000 Menschen die Stadt verlassen mussten.


Erst im Frühjahr 1814 verließen die Franzosen endgültig Hamburg. Am 9. April 1814 wehte mittags vom Turm der großen St. Michaeliskirche die weiße Fahne. Jetzt konnte wieder vom Turm der Choral geblasen werden, was die Franzosen verboten hatten. Der Dankgottesdienst wurde am 5.
Juni 1814 gefeiert, bei dem der Hauptpastor Rambach die Festpredigt hielt.

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