Ausgabe
der ersten Rentenmark-Banknoten
am 20. November 1923
der
im Oktober 1923 gegründeten Deutschen Rentenbank sowie neuer
Rentenpfennig-Münzen. Maßgeblichen Einfluss auf die Einführung der
Rentenmark hatten Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht
und Reichskanzler
Gustav Stresemann
.
Vorgeschichte:
Bis 1914 war die Reichsmark durch den Goldstandard bestimmt war (1 Mark
= 0.3584 g reinen Goldes). Diese Bestimmung wurde durch das Gesetz über die Änderung des Münzgesetzes vom 4. August 1914
aufgehoben (Aufhebung der Goldbindung der Mark). Seit 1920 war die Geldmenge
im Deutschen Reich erheblich gestiegen, was zu einem Verfall des Geldwertes gegenüber dem Ausland wie auch im Inland
führte. Die Folge war eine seit Ende 1922 galoppierende Inflation mit täglichen Inflationsraten von zuletzt ca. 10 %. Durch
die Währungsreform von 1923 wurde die Papiermark, wie sie seit 1914 ohne Goldbindung bestand, quasi ohne Entschädigung ersetzt durch die
Rentenmark. Der
Wechselkurs zur Papiermark wurde mit 1:1 Billion
festgesetzt, und zwar genau am 20. November 1923
per Festlegung durch die Reichsbank, als der
Devisenkurs 4,2 Billionen Papiermark = 1
US-Dollar war, was der Vorkriegs-Goldmarkparität
zum Golddollar entsprach. Das Kapital der Rentenbank von
3.200 Millionen Rentenmark war zur Hälfte von der Landwirtschaft, und zur anderen Hälfte von Industrie, Gewerbe und Handel einschließlich der Banken
gezeichnet. Das Kapital wurde durch in Goldmark ausgedrückte zwangsweise
eingetragene Grundschulden auf landwirtschaftliche Grundstücke und zwangsweise
eingetragene Schuldverschreibungen von Grundstücken in Industrie, Gewerbe und Handel
aufgebracht.
Am 30. August 1924 wurde die Reichsmark
zusätzlich
zur Rentenmark eingeführt. Sie galt zur
Rentenmark im Verhältnis 1:1. Die Reichsmark
hat nicht, wie fälschlicherweise in vielen
Fachwerken und Dokumenten angegeben, die
Rentenmark ersetzt. Vielmehr konnte weiterhin
mit beiden Währungen bezahlt werden. Der
wesentliche Unterschied zwischen beiden Währungen
bestand in ihrer unterschiedlich ausgestalteten
Deckung. Die Rentenmark wurde durch die
sogenannte „Grundschuld“ gestützt: Jeder
Unternehmer, Grundstücks- und/oder Hauseigentümer
musste sechs Prozent seines Grundeigentums an
den Staat übertragen. Die Reichsmark hingegen
wurde durch materielle Güter des Staates - wie
Kohle oder Gold - wieder auf klassische Art gestützt.
Für den praktischen Umgang mit beiden
Zahlungsmitteln hatten diese juristischen
Unterschiede keine Bedeutung. Mit Einführung
der Reichsmark wurde allerdings die Anwendung
der Bezeichnung „Rentenmark“ - trotz des
Umlaufs beider - in allen amtlichen Dokumenten
durch Gesetz verboten.
Die letzten Rentenmarkscheine zu 1 und 2
Rentenmark, die auf den 30. Januar 1937
datieren, wurden am 5. September 1939 ausgegeben
und waren bis zu den Währungsreformen 1948 in
allen alliierten Besatzungszonen gültig. Da
Rentenmark und Reichsmark vom Namen her
praktisch dieselbe Abkürzung „RM“ hatten,
bestand auch kein Anlass, die Rentenmark
zugunsten der Reichsmark abzuschaffen und die
umlaufenden Rentenmark-Banknoten konsequent
einzuziehen. Folgen:
Im Gegensatz zur inflationszerrütteten Papiermark wurde der Rentenmark in der Bevölkerung großes Vertrauen entgegengebracht. Die wichtigste Eigenschaft der Rentenmark war nicht die Tatsache, dass sie (auf eher theoretische Weise) an Grund und Boden gekoppelt war, sondern dass ihr Gesamtvolumen strikt begrenzt war: Rentenmarkscheine wurden im Wert von 2,4 Milliarden Reichsmark (damals 600 Millionen Dollar) ausgegeben, trotz politischen Drucks weigerte sich Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht, die Menge nachträglich zu erhöhen. Das Ziel war es, Geld in Deutschland wieder knapp und somit wertvoll zu machen. Auf
der anderen Seite waren durch die inflationäre Geldentwertung die Lasten des verlorenen Krieges
hauptsächlich auf die abhängig Beschäftigten und die Geldvermögensbesitzer
umgelegt worden. Ein wesentlicher Teil der Mittelschichten fand sich in Armut wieder. Ihre finanziellen Rücklagen schmolzen in der Inflation bis auf kümmerliche Reste
dahin und wurden durch die Einführung der Rentenmark endgültig
vernichtet. Die Inflation
hat die Weimarer Republik in den Augen vieler diskreditiert. Die
gesellschaftliche Mitte, das kleine und mittlere Bürgertum, fühlte sich betrogen. Wachsende Teile der
Bevölkerung vermochten in diesem Staat nichts Verteidigenswertes mehr zu
erblicken. Es gab auch Inflationsgewinner. So wurden viele Unternehmer und
Grundeigentümer in der Inflation faktisch vollständig entschuldet, weil die
Sachwerte ihren Wert beibehielten.
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