Theo Sommer, geboren am 10. Juni 1930 in Konstanz. Volksschule und Gymnasium in Schwäbisch Gmünd, 1942-1945
Adolf-Hitler-Schule Ordensburg Sonthofen. Studium der Geschichte und politischer Wissenschaften am Manchester College, Indiana, USA, und an der University of
Chicago. Im Sommer 1960 Teilnehmer an Henry Kissingers
International Seminar, Harvard University. Redakteur der ZEIT
seit 1958; Chefredakteur der ZEIT vom 1. Januar 1973 bis 30. September 1992; Herausgeber der ZEIT vom 1.Oktober 1992 bis 31. März 2000. Mitglied Trilateral
Commission , International Institute for Strategic
Studies .
Josef Joffe (* 15. März 1944 in Litzmannstadt, Deutsches Reich, als Sohn einer jüdischen
Familie), Herausgeber der ZEIT: Er ist ein Mann der Prinzipien, der größte seiner
Zeit, aber einer, der sie hoch genug hält, um ab und zu unter ihnen durchlaufen zu können.
Und was Herr Sommer früher so zu
berichten wusste:
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ZEIT-Interview von Theo Sommer mit Erich Honecker
vom 31. Januar 1986: "Wie wirkt Honecker? Er wird im August 74 Jahre alt, aber er sieht um gut ein Jahrzehnt jünger aus; durch Gymnastik, Wandern, Schwimmen und Jagen hält er sich fit. Er spricht mit fester, manchmal leiser Stimme. Seine Sätze kommen ohne Schnörkel und Stanzfloskeln daher; er formuliert beredt. Er ist freundlich im Umgang, lächelt und lacht, lässt sich unterbrechen. Keine Verlegenheit, aber auch keine aufgesetzte Jovialität. Seine Fakten hat er präsent. Auf Zitate von Marx, Engels & Nachfolgern verzichtet er; er räsoniert aus der Sache, nicht aus der Ideologie."
ZEIT-Bericht von Theo Sommer vom 20. Juni 1986:
Am Staate mäkeln, doch ihn tragen. "DDR 1986: Es herrscht Bewegung statt Stagnation, die Zaghaftigkeit hat einer selbstbewussten Gelassenheit Platz gemacht, das Grau weicht überall freundlicheren Farben.
... lässt sich nicht übersehen, dass der Wohlstand gewachsen ist. Die alte Ärmlichkeit ist zum guten Teil verschwunden. Vor allem wirkt das Land bunter, seine Menschen sind fröhlicher geworden. Überall haben die Ortschaften dicke Wachstumsringe angesetzt, sind große Wohnsiedlungen entstanden.
... neuerdings indes auch immer öfter in eindrucksvoller baulicher und städteplanerischer Gestaltung. Die DDR ist eine einzige Großbaustelle. Allenthalben wird rekonstruiert, modernisiert, saniert. Straßenzug um Straßenzug wird hergerichtet, Baulücke um Baulücke gefüllt, Stadtkern um Stadtkern erneuert. Die Zeit des besinnungslosen und bedenkenlosen Niederreißens ist lange her. Zwar hilft auch heute noch manchmal nur die Abrissbirne, doch wo es irgend geht, wird liebevoll restauriert. Marxisten sind sie, wie andere anderwärts Katholiken sind oder Protestanten. Der Marxismus-Leninismus ist die Grundbedingung ihres Wirkens. Sie glauben daran.
.. die DDR ist ein einziges, riesiges Fortbildungsinstitut. Kurt Hager , der Ideologiepapst des Politbüros,
... ein fast heiterer alter Herr.. Und es ist drüben ja in der Tat ein soziales System entstanden, das unseres in mancher Hinsicht in den Schatten
stellt.... Leben unter Erich Honecker. Die Bürger des anderen deutschen Staates bringen ihm fast so etwas wie stille Verehrung entgegen; in Gesprächen schlägt sie immer wieder durch. „Erich währt am längsten“. Der Titel verrät etwas von der heimlichen Zuneigung derer, die seinem Regiment
unterstehen. Drüben hat sich ein zweites deutsches Wunder vollzogen – ein gedämpftes, gebremstes Wunder, aber dennoch.
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