Ernst Litfaß
* 11. Februar 1816 in Berlin
† 27. Dezember 1874 in Wiesbaden
Deutscher Erfinder der nach ihm benannten Litfaßsäulen.
Litfaß wurde als Sohn
eines Druckereibesitzers geboren. Er entstammte einem jüdischen Elternhaus. Allerdings spielte die Konfession in seiner Familie keinerlei Rolle.
Sein leiblicher Vater verstarb schon kurz nach seiner. Die verwitwete Mutter heiratete ein zweites Mal, den Buchdrucker und Buchhändler Leopold
Krause.
Nach dem Ende der Schulzeit begann Litfaß eine Lehre als Buchhändler.
Seine große Leidenschaft gehörte allerdings der Schauspielerei, und so gründete er in Berlin das Theater "Lätitia". Er selbst trat dort als Laienschauspieler unter dem Künstlernamen
"Flodoardo" auf. Nach dem Tod seines Stiefvaters übernahm Litfaß das Druck- und Verlagshaus. Er führte moderne Techniken ein, die es ihm erlaubten, neben Zeitungen, Flugblättern, Stadtplänen und Touristenführern auch großflächige Plakate zu drucken.
In Berlin, das während jener Zeit einer strengen staatlichen Zensur unterlag, gärte es. Auch Litfaß schlug sich auf die Seite des liberalen Bürgertums und unterstützte die Bewegung mit politischen Plakaten und Zeitschriften, wie beispielsweise dem "Berliner Krakehler", der vehement Demokratie und Meinungsfreiheit forderte und der nach der Niederschlagung der Revolution (1848) durch den späteren Kaiser Wilhelm I.
verboten wurde. Während viele Drucker damals verhaftet wurden, konnte Litfaß unbehelligt weiterarbeiten, aber erst mit dem wirtschaftlichen Aufschwung ab 1850 konnte er seine Idee in die Tat umsetzen: die Plakatsäule, die ihn unsterblich machen sollte.
Schon Jahre zuvor hatte Litfaß auf seinen Geschäftsreisen in London Plakatsäulen gesehen, die auf Wagen durch die Stadt gefahren wurden. Auch in Paris gab es zu jener Zeit schon Reklamesäulen.
In Berlin fand das wilde Plakatieren ein Ende, als Litfaß am 5. Dezember 1854 vom Berliner Polizeipräsidenten Karl Ludwig von
Hinckeldey
die Genehmigung zur Aufstellung seiner "Annoncier-Säulen" erhielt. Dem Vertragsabschluss war allerdings ein zähes Ringen vorausgegangen und so war das Versprechen von
Litfaß, 30 seiner 180 Plakatsäulen innen mit Urinalen auszustatten, ein überaus kluger Schachzug.
Da Berlin damals noch keine Wasserversorgung hatte und die übelriechenden Abwässer über die Rinnsteine direkt in die Spree flossen, wären solche Pissoirs ein wahrer Segen für die Stadt
gewesen.
Im April 1855 wurde die erste Reklamesäule in Berlin-Mitte aufgestellt. Am 1. Juli 1855 wurden 100 Säulen in einem Festakt, zu der eigens eine Polka komponiert worden war, ihrer Bestimmung übergeben. Das Publikumsinteresse - angeheizt durch eine gewaltige Presse- und Werbekampagne - war beachtlich.
Hunderte weiterer Säulen folgten. Allerdings wurde keine einzige von ihnen jemals mit einem Urinal versehen.
Hinkeldey gewährte Litfaß das Exklusivrecht zur Plakatierung in Berlin.
1865 wurde er königlicher Hof-Buchdrucker.
Im Laufe der Jahre wurde Litfaß ein reicher Mann. Sein soziales Engagement erstreckte sich auf große patriotische Inszenierungen und Benefizgalas, die er aber auch immer für eigene Reklamezwecke zu nutzen wusste. Den Reinerlös der Veranstaltungen spendete er.
Litfaß starb im Alter von 58 Jahren während eines Kuraufenthalts in Wiesbaden.
Berlin hat heute noch rund 3.000 Litfaßsäulen. ABCD
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