Hieronymus Carl Friedrich Freiherr
von Münchhausen
* 11. Mai 1720 in Bodenwerder
† 22. Februar 1797 ebenda
Deutscher Adliger,
'Lügenbaron'.
Hieronymus war eines von acht Kindern des Oberstleutnants der Kavallerie Georg Otto von Münchhausen, Gutsherr auf Rinteln und
Bodenwerder. Als 4-Jähriger verlor er seinen Vater. 1732 wurde er Page beim Prinzen Anton Ulrich v.
Braunschweig . 1733 reiste
dieser nach Russland, um die Nichte der russischen Zarin Anna
zu heiraten. 1738 folgte Münchhausen seinem Patron und trat in das russische Braunschweig-Regiment ein, das Anton Ulrich
kommandierte.
Für seine Tapferkeit im russisch-türkischen Krieg
ernannte Anton Ulrich 1739 Münchhausen zum Kornett und beschenkte ihn u.
a. mit drei schönen Pferden. Die Geschichte vom berühmten „Ritt auf der Kanonenkugel“ hat wahrscheinlich die Belagerung der osmanischen
Festung Otschakow
durch den russischen Oberbefehlshaber zum Hintergrund. Ein knappes Jahr später - 1740 -
wurde Münchhausen zum Leutnant befördert. Im gleichem Jahr wurde der Sohn Anton Ulrichs
im Alter von zwei Monaten zum Zar Iwan VI.
ernannt. Nach einem gewaltsamen Thronwechsel nahm Elisabeth I. , Tochter des Zaren Peter des Großen
, 1741 den einjährigen Iwan und seine Eltern gefangen und
schickte sie ins Exil. Zwar überstand Münchhausen den Umsturz heil - vermutlich, weil er zu dieser Zeit in Finnland kämpfte -, aber aus seiner so glänzend begonnene Karriere
in Russland wurde nichts - eine weitere Beförderung ließ elf Jahre auf sich warten.
Die livländische Garnisonstadt Riga
wurde jetzt sein hauptsächlicher Aufenthaltsort - und dort fühlte er sich sehr wohl.
Von seinem Freund, dem baltischen Landadligen Georg Gustav von Dunten , wurde er wiederholt auf dessen Landgut
Dunte eingeladen, wo beide der Entenjagd nachgingen. Auf Duntens Gut lernte
Münchhausen dessen Tochter Jacobine von Dunten
kennen, die er dann am 2. Februar 1744 in der Kirche des nahegelegenen Dorfes Pernigel heiratete.
1750 wurde er zum kaiserlich russischen Rittmeister vorgeschlagen. Nachdem
er jedoch erkannte, dass seine Karriere in Russland damit zu Ende war, nahm er
seinen Abschied und fuhr mit seiner Frau heim nach Bodenwerder.
Von nun an führte Münchhausen das Leben eines Landedelmannes, der sein Gut
bestellte, geselligen Verkehr mit seinen Gutsnachbarn pflegte, und dessen liebster Zeitvertrieb die Jagd
war. Im Freundeskreis begann sein Erzählertalent berühmt zu werden. Gäste
kamen nach Bodenwerder - auch von weit her -, um fabelhafte Geschichten zu hören. Zuweilen
waren der Göttinger Dichter Gottfried August Bürger , der
Göttinger Professor Georg Christoph Lichtenberg
und der Museumsdirektor Rudolf Erich Raspe , alle drei auch große Erzähler, bei ihm zu Besuch.
Raspe verschuldet sich später, und um die Schulden zu begleichen, stahl er einige Antiquitäten aus den landgräflichen Sammlungen in Kassel. Der Diebstahl
wurde entdeckt, Raspe floh nach England. Um Geld zu beschaffen, veröffentlichte er 1785 eine Reihe von Anekdoten und Reiseabenteuern unter Münchhausens Namen. Die Publikation
wurde ein ungeheurer Erfolg. Ihr folgten vier stets erweiterte Neuauflagen. 1786
wurden die Geschichten von
Bürger ins Deutsche übersetzt. Diese Publikationen machten Münchhausen zwar weltberühmt, jedoch
brachten sie ihm den Ruf als "Lügenbaron" ein. Der Ärger darüber vergällte ihm den Rest seines Lebens.
1790 starb Jacobine v. Münchhausen. Hieronymus blieb allein. Um der Einsamkeit zu entfliehen, heiratete er 1794 als 74-jähriger die 18-jährige Bernhardine v. Brünn. Die Ehe
wurde unglücklich, schon nach einigen Monaten begann Münchhausen einen 3-jährigen Scheidungsprozess, der ihn sein ganzes Vermögen kostet.
Münchhausen musste das Gut Bodenwerder formell an seinen Neffen abtreten, blieb jedoch dort wohnen. Verbittert und einsam
starb er dort am 22. Februar 1797.
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