Gerhard Mercator
* 5. März 1512 in
Rupelmonde ,
Flandern
† 2. Dezember 1594 in Duisburg
Deutscher Mathematiker, Geograph, Philosoph, Theologe und Kartograf.
Mercators Eltern, der Schuster Hubert Kremer und seine Ehefrau Emerentia, stammten aus
Gangelt
im Herzogtum Jülich , in der Nähe von Aachen. Sie waren auf Besuch bei ihrem
Verwandten Gisbert Kremer in dem kleinen ostflandrischen Städtchen Rupelmonde bei
Antwerpen, als ihr Sohn Gerhard geboren wurde. Später verlegte die Familie Kremer ihren Wohnsitz nach
Rupelmonde. Nach dem Tod der Eltern kümmerte sich Mercators Onkel Gisbert um die Erziehung des
Knaben. Der nun Fünfzehnjährige wurde zur Vorbereitung eines Universitätsstudiums nach
's-Hertogenbosch
in das Haus der „Brüder vom Gemeinsamen Leben“ geschickt, wo er u. a.
Unterricht in Latein, Griechisch und den Grundlagen der Logik erhielt.
Mit 18½ Jahren immatrikulierte sich Gerhard Kremer am 29. August 1530 an der Universität
Löwen
in der Artistenfakultät
und studierte Philosophie, die damals die Grundlage für das Studium in allen Fakultäten bildete. Er latinisierte seinen Namen und nannte sich nun
Gerardus Mercator. Im Herbst 1532 schloss er das Universitätsstudium mit dem Titel eines
Magister Artium ab. Mercators Lehrer an der Universität in Löwen war der junge Rainer
Gemma Frisius , Professor für Medizin, Mathematik und Astronomie.
In den Jahren von 1534 bis 1537 war Mercator Mitarbeiter von Gemma Frisius bei der
Erstellung von dessen Erd- und Himmelsgloben. Daneben beschäftigte er sich privat mit
Theologie, Philosophie sowie Mathematik.
Die von ihm sehr erfolgreich betriebene
praktische Umsetzung der erworbenen Kenntnisse gaben dem anschließend selbständig
arbeitenden Kartographen, Landmesser und Instrumentenbauer schon mit 24 Jahren die
finanziellen Voraussetzungen für eine Eheschließung mit der Löwener Bürgerstochter
Barbara Schellekens. Aus dieser, im August 1536 geschlossenen Verbindung, stammten
sechs Kinder. In die Jahre des Aufenthaltes in Löwen fallen so bedeutende Werke wie seine Karte des
Heiligen Landes (1537), die kleine Weltkarte in doppelherzförmiger Projektion (1538), die
Wandkarte von Flandern (1540), die Anleitung über die Anwendung der Kursivschrift (1540),
der Erdglobus (1541) und der Himmelsglobus (1551). Diese Arbeiten begründeten seinen
Ruhm als hervorragender Kartograph. So bildete die Fertigung der Erd- und Himmelsgloben
für Mercator viele Jahre lang eine beträchtliche Einnahmequelle.
Mercator führte eine
ausgedehnte Korrespondenz und wertete für seine Arbeiten sowohl die neuesten und besten
Reisebeschreibungen als auch entsprechende Seekarten und Schiffsanweisungen aus.
Seine handwerklichen Fähigkeiten, in Verbindung mit seiner mathematischen Begabung und
den Bemühungen um einen optimalen Grad an Genauigkeit, waren ausschlaggebend, dass
er die besten Instrumente seiner Zeit herstellen konnte und sogar Aufträge vom Kaiserlichen
Hof erhielt.
Trotz seines schon damals weit über die Grenzen der Spanischen Niederlande hinaus
reichenden Ruhmes wurde er im Februar 1544 unter dem Verdacht der Ketzerei von der Inquisition in St. Nicolas verhaftet, wo er sich wegen
Erbschaftsangelegenheiten in Zusammenhang mit dem Tode seines Onkels Gisbert aufhielt.
Mehrere Monate lang war er im Kastell Gravensteen in Rupelmonde eingekerkert und kam
erst durch die Fürsprache einflussreicher Persönlichkeiten frei.
Die Übersiedlung Gerhard Mercators nach Duisburg im Jahre 1552 wird von einigen
als Flucht angesehen. Da er aber ganz offensichtlich seine Unterlagen und auch die
Druckplatten für seine zahlreichen Karten mitnehmen konnte, dürfte es sich eher um einen
geordneten Umzug gehandelt haben, der ihm ohne nennenswerte Unterbrechung die
Fortführung seiner vielfältigen Arbeiten ermöglichte. Duisburg war damals zwar eine
unbedeutende klevische Landstadt mit nur etwa 3 000 Ackerbürgern und Handwerkern, aber
in dieser von religiöser Toleranz geprägten Stadt im Herzogtum Wilhelms des Reichen
von
Jülich-Kleve-Berg war er in einer Zeit konfessioneller Auseinandersetzungen und politischer
Kämpfe vor weiteren Anfeindungen sicher und konnte hier verhältnismäßig ungestört leben
und arbeiten.
Von 1559 bis 1562 betätigte sich Mercator, ohne ein nennenswertes Honorar für seine
Leistungen zu erhalten, als Lehrer für Mathematik und Kosmographie am neugegründeten
Duisburger Akademischen Gymnasium. Seine hierbei gehaltenen Vorlesungen gab sein
zweiter Sohn Bartholomäus, der von Herbst 1559 an den dreijährigen Kursus seines Vaters
absolviert hatte, im Jahre 1563 in Köln als kleine Publikation unter dem Titel
'Breves in sphaeram meditatiunculae' heraus.
Im Februar 1558 erwarb Mercator für 650 Gulden an der Oberstraße, in Sichtweite der
Salvatorkirche, ein großes Grundstück mit Wohnhaus und Werkstatt, zu dem auch ein
Garten und andere kleinere Ländereien gehörten. Hier lebte er mit seiner Familie als
angesehener Gelehrter, ohne jemals den Bürgereid geleistet oder ein öffentliches Amt
bekleidet zu haben. 1563 ernannte ihn sein Landesherr Wilhelm der Reiche Gerhard
zu seinem „Herzoglichen Kosmographen“.
Mercator wurde bei seinen vielfältigen Arbeiten von seinen Söhnen und Enkeln
unterstützt. So waren die Söhne Arnold, Bartholomäus und Rumold sowie die Enkel (Söhne
von Arnold Mercator) Gerhard, Johannes und Michael als Drucker, Kupferstecher oder
Kartographen im großväterlichen Familienbetrieb beschäftigt.
In der 42 Jahre währenden Duisburger Zeit schuf Mercator den bedeutendsten Teil seines
Lebenswerkes. Dazu zählen die Europakarte (1554, 2. Auflage 1572), die Karte von
Lothringen (1563/64), die Karte der Britischen Inseln (1564), die Weltkarte in Mercator-Projektion
(1569), die Chronologie (1569), die Ptolemäus-Ausgabe (1578, 2. Auflage 1584),
die mit 'Tabulae Geographicae' bezeichneten Kartenblattfolgen als Vorstufe zum Atlas (1585
und 1589), die Evangelienharmonie (1592) und der 1595 posthum von seinem jüngsten
Sohn Rumold herausgegebene 'Atlas sive Cosmographicae meditationes de fabrica mundi et
fabricati figura' (Atlas oder kosmographische Überlegungen über die Erschaffung der Welt
und die Form des Geschaffenen). Besonders begehrt war Mercators aus 15 Blättern bestehende 159 x 132 cm große
Europakarte, auf der die längst überholten Vorstellungen des Ptolemäus weitgehend
korrigiert und die Lage der Länder Europas zueinander erstmalig annähernd richtig
wiedergegeben wurden. Etwa 150 Jahre lang war diese Europakarte Vorbild für die
nachfolgenden Kartographen und unterstrich den Ruhm Mercators als einer der besten
Kartenstecher seiner Zeit.
Zu Weltruhm in damaliger Zeit gelangte er mit seiner 1569
herausgegebenen 132 x 208 cm großen Weltkarte 'Ad usum navigantium', die zum Gebrauch
für die Schifffahrt erstellt wurde. Diese genial konzipierte Wandkarte, die nach einem
Gradnetzentwurf angefertigt wurde, der die Bezeichnung Mercator-Projektion trägt und heute
noch für See- und Landkarten, bei der Satelliten-Navigation, in GPS-Geräten und in der
Raumfahrt Verwendung findet, verbürgte jene Genauigkeit, die notwendig war, ein
angesteuertes Ziel auch tatsächlich zu erreichen. Mit ihrer Winkeltreue war diese Karte ein
großer Fortschritt, denn auf ihr ließ sich der Kompasskurs erstmalig als eine gerade Linie
darstellen.
Seit den 1570er Jahren beschäftigte sich Gerhard Mercator verstärkt mit theologischen
Fragen, u. a. auch mit den Schriften der Schweizer Reformierten. Sein 1590 verfasster
Kommentar zum Römerbrief kann als theologisch-systematische Grundlage für seine
Kosmographie angesehen werden, die er als sein bedeutendstes Werk betrachtete. Ihm war
es besonders wichtig, herauszustellen, dass durch Jesus Christus der gesamte Kosmos
wieder unvergänglich geworden sei, so wie es Paulus in seinem Römer-Brief ausgeführt hat.
Mercator war ein angesehener und reicher Mann. Am 5. Mai 1590 erlitt Mercator
einen Schlaganfall , durch den er linksseitig gelähmt wurde. Drei Jahre später folgte ein heftiger
Gehirnschlag, durch den er eine Zeit lang die Sprache verlor und nur unter größten
Schwierigkeiten Speise und Trank zu sich nehmen konnte. Von diesen Gebrechen konnte er
sich nicht mehr erholen. Mercator starb im Alter von 82 Jahren in seinem Haus in Duisburg. Er wurde in der Familiengruft in der
Salvatorkirche bestattet.
Mercator war ein Universalgelehrter, in dessen Lebenswerk die verschiedensten wissenschaftlichen Disziplinen vereinigt sind. Er
war nicht nur Kartograph, Geograph, Geometer, Mathematiker, Kupferstecher, Kalligraph,
Astronom, Instrumenten- und Globenbauer, sondern auch Theologe, Philosoph, Humanist,
Astrologe und Verleger. Sein Name wird stets mit der nach ihm benannten Mercator-Projektion, der Verlegung des Magnetpols vom Himmel auf die Erde und dem heutzutage
weltweit benutzten Begriff Atlas für ein Kartenwerk verbunden bleiben.
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