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Donnerstag, 27. März 2014

Johann Andreas Eisenbarth 

* 27. März 1663 in Oberviechtach 
† 11. November 1727 in Hannoversch Münden

Deutscher Wundarzt.

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Schon Eisenbarths Vater war Wundarzt. Wundärzte standen beruflich zwischen Handwerkern und studierten Ärzten. Die gelehrten Ärzte nahmen keinen Eingriff am menschlichen Körper vor. Dies konnte allein der Wundarzt, der zur Ausübung seines Berufs eine handwerklich abgeschlossene Lehre ablegen musste. Wollte er den Beruf ausüben, benötigte er ein Privileg, welches von einer Prüfung durch ein Medizinalkollegium studierter Ärzte erstellt wurde. Die meisten Wundärzte übten ihren Beruf als Wanderarzt aus. 

Nachdem Eisenbarth seine Gesellenprüfung abgelegt hatte, machte er sich 1685 selbstständig und ging auf Wanderschaft. Durch seine Erfolge machte er sich bald einen Namen in ganz Deutschland. Sein Erscheinen in einer Stadt kündigte er mit Flugblättern an, Ausrufer priesen seine beispiellosen, erfolgreichen Operationen, Heilungen und Arzneien an. Mit seinem Gefolge, zu dem auch Gaukler, Akrobaten und bis zu 120 uniformierte Bedienstete gehörten, zog er von Stadt zu Stadt, um auf dem Markt in einem Zelt die Kranken zu behandeln. Alles ohne Narkose; nur mit Musik beruhigte er die Patienten. Während er operierte, übertönten laute Musik und die Possen seiner Harlekine die Schreie der Patienten.

Eisenbarth gilt als König der Werbung. Er war einer der ersten Arzneimittelfabrikanten, der seine Naturheilmittel in größerem Stil selbst herstellte und vertrieb. Er erfand auch chirurgische Instrumente, unter anderem Starnadel und Polypenhaken. Arme behandelte er unentgeltlich, während die Reichen bezahlen mussten. Seinen Wettbewerbern liefen die Kunden regelrecht davon.

 

Von besonderer Bedeutung war für Eisenbarth das Privileg vom März 1707 für Preußen, persönlich unterzeichnet von König Friedrich I., das es ihm nunmehr auch erlaubte, seine Medizin unbehindert zu verordnen und zu verkaufen. Auf diese Weise durfte Eisenbarth mit seinen Heilmitteln legal in Konkurrenz sowohl zu den Apothekern treten als auch zu den akademisch ausgebildeten Internisten, denen allein bis dahin das Vorrecht zugekommen war, innerlich wirksame Arzneimittel zu verordnen und zu vertreiben. Das Privileg wurde 1708 erneuert und nach dem Tod von Friedrich I. von dessen Nachfolger Friedrich Wilhelm I. im Juni 1715 bestätigt.

 

Den Höhepunkt seines Ruhmes als Chirurg erlebte Eisenbarth im Jahr 1716, als ihm in Magdeburg ein persönlicher Befehl des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I. überbracht wurde, er habe sich sofort nach Stargard zu begeben, woselbst er sich beim Obristen-Leutnant von Grävnitz melden möge, welcher einen Schaden am Auge bekommen habe. Von allen Chirurgen Preußens wurde er demnach als der Fähigste angesehen, dem Offizier zu Hilfe zu eilen: Eisenbarth entfernte mit Erfolg eine Kugel, die am rechten Auge in den Kopf eingedrungen war und am linken Auge herausgeschnitten werden musste. Zum Dank wurde Eisenbarth Anfang 1717 zum preußischen Hofrat und Hof-Augenarzt ernannt.

Im Unterschied zu anderen landfahrenden Ärzten suchte Eisenbarth wiederholt und in kurzen Abständen die gleichen Orte auf und blieb so lange, bis auch die Phase der Rekonvaleszenz seiner Patienten abgeschlossen war. Dies zeigt die handwerkliche Qualität seiner Eingriffe, bei denen er nur wenige Fehlschläge zu verzeichnen hatte. Von nahezu 150 Bruchoperationen wurden keine Kunstfehler bekannt. Gleichwohl gab es auch Operationen mit tödlichem Ausgang.   

1703 hatte Eisenbarth in Magdeburg
das Wohn- und Brauhaus 'Zum güldenen Apfel' erworben und dort eine Produktionsstätte für Arzneimittel eingerichtet, im gleichen Jahr erwarb er dort auch das Bürgerrecht. 1721 starb in Magdeburg seine Frau, mit der er 35 Jahre lang verheiratet gewesen war. Ein Jahr später verheiratete er zum zweiten Mal, jedoch unglücklich. Als Eisenbarth 1725 noch einmal Frankfurt am Main besuchte, plagte ihn bereits die Gicht, und er hatte bereits einen ersten Schlaganfall erlitten. Trotz Unterstützung durch seinen Sohn, der dem Vater inzwischen bei schwierigen Operationen assistierte, häuften sich aber die handwerklichen Fehler. Ende August 1727 wohnte Eisenbarth auf der Durchreise in Göttingen, wo er sein Testament aufsetzte. Von dort aus begleitete ihn sein Sohn nach Hannoversch Münden, wo sie in einem Gasthof ein Zimmer mieteten und weiterhin Patienten empfingen. Im November 1727 erlitt Eisenbarth einen weiteren Schlaganfall und starb fünf Tage später in der kleinen Stube im Gasthof. Am 13. November wurde sein Leichnam im Chor der Aegidienkirche beigesetzt.

 

Heute ist Eisenbarth vor allem deshalb noch weithin bekannt, weil rund 70 Jahre nach seinem Tod ein Göttinger Student ein Trinklied verfasste, dessen erste Zeile so lautet: „Ich bin der Doctor Eisenbarth.“ Als Studentenlied machten Text und Melodie ab 1800 in zahlreichen Abwandlungen die Runde durch die Studentenverbindungen der deutschen Universitäten.  

 

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Zitate über Dr. Eisenbarth


Hier steht der Wundermann, Apollo unser’r Zeiten,
Bey dem Hygaea muß noch in die Schule geh’n.
Der kan Machaons-Ruhm durch seine Kunst ausbreiten,
Vor ihm muß Lachesis in vollen Früchten steh’n.
Sein Lob ist ungemein durch Ost, Süd, West und Norden,
Und seiner Curen Glantz erfüllt die gantze Welt.
Wie aber ist er denn so bald zum Affen worden?
Schaut wie er sich anjetzt verzagt und albern stellt!
Nachdem ihm Eckarth hat die Larve abgezogen
Und sein gefälschtes Haar vom Haupte abgebracht,
Zeigt er hier jedermann, daß alles sey erlogen,
Was dieser Lügen-Artzt den’n Leuthen weiß gemacht.



Mein Kind! gehorche mir, so hat vor wenig Wochen
Herr Eisenbart, ein Arzt, zu seinem Sohn gesprochen.
Willst du einmal so reich, berühmt und glücklich seyn,
Als ich, dein Vater, bin, so bilde dir nicht ein,
 Du werdest mit Geduld, Gelehrsamkeit und Wachen
Die leeren Kisten voll, dich selbst zum Wunder machen.
O nein, der Irrthum trügt! Verwirf die Blödigkeit:
Wer gar zu furchtsam ist, verdirbt zu dieser Zeit.
Du mußt von Stadt zu Stadt auf alle Messen reisen,
Auf hohen Bühnen stehn und deine Curen preisen
Und schreyen: Eilt herzu! Hier steht der Wundermann,
Dem keiner in der Welt das Wasser reichen kann!
Dann wird der Pöbel sich nach deinen Pillen dringen,
Die Kranken werden dir mehr Gold und Silber bringen,
Als du dir wünschen wirst. Das Beyspiel nimm von mir;
Denn so hab ich’s gemacht: ein gleiches rath’ ich dir.
Die Tauben pflegen uns nicht selbst ins Maul zu fliegen,
Und wer nicht wacker pralt, der bleibt im Staube liegen.
So klingt, gelehrter Freund, der Väter Unterricht“ u. s. w.



„Ich bin der Doktor Eisenbarth,
widewidewitt, bum bum
Kurier die Leut nach meiner Art,
widewidewitt, bum bum
Kann machen, daß die Blinden gehn,
Und daß die Lahmen wieder sehn. 
Gloria, Viktoria, widewidewitt juchheirassa!
Gloria, Viktoria, widewidewitt, bum bum.

Es hatt einmal ein alter Mann
widewidewitt, bum bum
Im Rachen einen hohlen Zahn,
widewidewitt, bum bum
Ich schoß ihn raus mit der Pistol,
Ach Gott, wie ist dem Mann so wohl. 
Gloria, Viktoria…

Drauf rief mich stracks der große Zar,
widewidewitt, bum bum
Er litt schon lang am grauen Star,
widewidewitt, bum bum
Ich stach ihm beede Augen aus,
Jetzt ist der Star wohl auch heraus. 
Gloria, Viktoria…“

Je suis le docteur Isembart,
Je connais tous les secrets de mon art,
Je guéris tous les tempéraments
Pourvu qu’on m’en donne de l’argent etc.
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