Gefecht auf der
Scheidegg
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am
20. April
1848.
ABCD Das
Gefecht auf der
Scheidegg (auch Gefecht bei Kandern) fand während der Badischen Revolution
auf dem Scheideggpass südöstlich von Kandern in Südbaden statt. Friedrich Heckers
badischer Revolutionszug traf auf Truppen des Deutschen Bundes
unter dem Befehl General Friedrich von
Gagerns . Nach einigen Verhandlungen und Geplänkeln kam es auf der
Scheidegg zum kurzen Kampf, bei dem von Gagern fiel und die Aufständischen versprengt wurden. Die Bundestruppen nahmen die Verfolgung auf und zerstreuten am selben Tag einen weiteren Revolutionszug unter der Führung von Joseph Weißhaar
. Das Gefecht auf der
Scheidegg leitete damit das Ende der beiden Revolutionszüge ein.
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Vorgeschichte: Friedrich Hecker, Gustav Struve
und andere radikale Demokraten waren von dem nach der Märzrevolution
eingerichteten Vorparlament
enttäuscht. Sie forderten den Bruch mit den Fürsten und weitere revolutionäre Aktionen, die schließlich in die Errichtung eines republikanisch verfassten deutschen Bundesstaates münden sollten. Die Mehrheit im Vorparlament dagegen befürwortete einen konstitutionellen Bundesstaat, der unter Mitwirkung der Fürsten geschaffen werden
sollte Hecker und Struve konnten sich mit ihren Vorstellungen nicht durchsetzen und wurden beide nicht in den Fünfzigerausschuss
gewählt, der bis zur Wahl der Nationalversammlung die Geschäfte des Vorparlaments weiterführen
sollte.
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Hecker kehrte daraufhin nach Baden zurück, wo er Abgeordneter der Zweiten Kammer der Badischen Ständeversammlung war. Hier herrschte eine aufgeheizte
Stimmung. Am 8. April wurde Heckers enger Vertrauter Josef Fickler ,
ein wichtiger Agitator der radikalen Demokraten im Seekreis ,
rechtswidrig verhaftet; Hecker befürchtete nun seine eigene Verhaftung und floh von Mannheim über Frankreich nach Konstanz. Hier rief er am 12. April die Revolution aus, und begann am folgenden Tag seinen
Revolutionszug. Anfänglich von weniger als 60 Anhängern unterstützt begann er, von Konstanz in Richtung Karlsruhe zu marschieren, in der Hoffnung, dass sich unterwegs weitere Mitkämpfer anschließen würden. Gegen die revolutionären Bestrebungen in Baden ließ die Regierung Truppen des Bundesheeres
zusammenziehen.
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Hecker
wurde nach Süden abgedrängt und bewegte sich in den folgenden Tagen in westlicher Richtung, bis er das Wiesental erreichte und durch dieses nach Steinen marschierte. Von Steinen aus versuchte er, wieder nach Norden zu kommen und erreichte am 19. April Kandern. Doch auch dort waren die Bundestruppen bereits in der Nähe
und marschierten auf Kandern. Hecker zog sich nach Steinen zurück, um sich dort mit einem weiteren, 700 Mann
starken und von Joseph Weißhaar angeführten Revolutionszug zu
vereinigen. Dieser war am 17. April in Lottstetten aufgebrochen und entlang des Hochrheins nach Lörrach marschiert, wo er sich nach Nordosten in Richtung Steinen
wandte. Gustav Struve marschierte teilweise bei diesem und bei anderen Zügen
mit.
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Befehlshaber der Bundestruppen war Generalleutnant Friedrich von Gagern,
ihre Stärke betrug etwa 2.200 Mann. Ihnen gegenüber stand der rund 1.200 Mann starke Revolutionszug Friedrich Heckers. Die Bewaffnung des Zuges war sehr gemischt und bestand teilweise nur aus Sensen. Die Artillerie der Revolutionäre umfasste zwei Geschütze.
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Verlauf des Gefechts:
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Am frühen Morgen des 20. April marschierten die Bundestruppen unter Gagern gegen Kandern vor. Die Aufständischen lehnten eine Aufforderung zur Aufgabe ab und zogen sich zurück, bevor der Ort von den Bundestruppen gestürmt
wurde. Gagern und Hecker trafen auf einer Brücke vor Kandern aufeinander. Sowohl Hecker als auch Gagern hatten vor dem Gefecht die Hoffnung geäußert, dass sich ein Kampf vermeiden ließe, wenn die Anhängerschaft des jeweiligen Gegenübers gewonnen werden könne,
doch gelang es weder Gagern, die Freischärler zur Umkehr und Aufgabe zu bewegen, noch Hecker, die Soldaten zum Überlaufen zu bringen. Die Revolutionäre setzten ihren Rückzug in südöstlicher Richtung fort und gelangten so in die Hügellandschaft zwischen Kander- und Wiesental. Gagerns Bundestruppen blieben dicht hinter den Aufständischen. Nach etwa einer
Stunde erreichten jene die Passhöhe der Scheidegg, zwischen Kandern und Schlächtenhaus.
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Auf der Passhöhe war ein weiterer Rückzug der Aufständischen
ausgeschlossen. Sie bildeten eine Verteidigungslinie und stellten ihre Geschütze auf. An den Flanken und entlang der Passstraße wurden mit Feuerwaffen ausgerüstete Schützen aufgestellt, das rechte Zentrum bestand
aus mit Sensen Bewaffneten, hinter denen außerdem eine Reserve gehalten wurde. Die Aufstellung der Freischärler war
unvorteilhaft; zum einen waren die Sensenmänner in der Mitte direkt dem etwaigen Feuer der anrückenden Truppen ausgesetzt, zum anderen versperrten Bäume den Schützen und Musketieren teilweise das
Schussfeld. Als die Bundestruppen ihrerseits Aufstellung nahmen, versuchten die Freischärler, sie mit Zurufen zum Überlaufen zu bewegen. Einige Revolutionäre traten aus der Reihe vor und boten den Soldaten die
Hand. Wie es zum anschließenden Feuergefecht kam, ist unklar. Beide Seiten feuerten aufeinander und Gagern wurde von drei Kugeln getroffen. Der Befehl über die Bundestruppen ging an Oberst von Hinckeldey
über.
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Die Sensenmänner waren durch die unklare Situation vor Gagerns Tod in Unordnung geraten,
die Bundestruppen begannen einen Bajonettangriff und drängten die Aufständischen zurück, die teilweise in die Wälder flohen und zersprengt wurden. Eine Abteilung
Konstanzer von rund 40 Mann hielt zunächst stand, musste sich jedoch ebenfalls zurückziehen.
Das Gefecht hatte gegen neun Uhr begonnen und dauerte rund eine halbe Stunde, danach blieb es bei vereinzeltem Feuer, das während einer weiteren Stunde
andauerte. Die Bundestruppen rückten auf Schlächtenhaus vor, das sie um 12 Uhr
erreichten. Hier wurde ein Bauer, der eine Mistgabel trug und vor den Truppen davonlief,
erschossen.
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In Schlächtenhaus legten Hinckeldeys Truppen eine kurze Rast ein und marschierten dann in Richtung Steinen weiter, wo der Struve-Weißhaarsche Revolutionszug lagerte und wohin auch 250 bis 300 Mann des Heckerzuges geflohen waren. Struve und Hinckeldey verhandelten.
Danach ging Hinckeldey gegen Steinen vor. Die Aufständischen zogen sich in Richtung Schweizer Grenze zurück. Bei Rheinfelden wurden ihnen die Waffen abgenommen, und in der Folgezeit zerstreute sich auch der Weißhaar-Struve-Zug.
Hecker hatte auf der Flucht von der Scheidegg den Anschluss an seine Freischärlergruppe verloren und erreichte Steinen erst nach Einbruch der Dunkelheit, als der Ort bereits von Soldaten der Bundestruppen patrouilliert wurde. Unterstützt von einigen Bürgern setzte er seine Flucht fort und traf nach Mitternacht ebenfalls in Rheinfelden
ein.
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Georg Herweghf |
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Franz
Sigel
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Folgen: Das Gefecht auf der Scheidegg und die darauf folgende Verfolgung führte zur Zerstreuung der Revolutionszüge von Hecker und Weißhaar und gilt als das
Zentralereignis des Aprilaufstands. Es hatte auch Auswirkungen auf weitere Freischärlergruppen. Georg Herwegh
, dessen Deutsche Demokratische Legion am 24. April den Rhein nach Baden überschritten hatte und am gleichen Tag nach Kandern marschiert war, erfuhr dort von Heckers Niederlage. Da die Vereinigung mit Hecker dadurch nicht mehr möglich war, marschierte Herwegh stattdessen nach Osten, um sich mit Franz Sigels
Zug zu
vereinigen. Auch hierzu kam es jedoch nicht, und Herwegh musste den Rückzug in die Schweiz antreten, wurde jedoch davor am 27. April im Gefecht bei Dossenbach
geschlagen. Sigels Plan war es ursprünglich gewesen, Freischärler zu sammeln und sich dann mit Hecker zu
vereinigen. Er hatte am 20. April Todtnau im Oberen Wiesental erreicht und erfuhr dort vom Gefecht auf der
Scheidegg. Daraufhin marschierte Sigels Gruppe durch das Wiesental bis nach Schopfheim, wo sich ihm einige Versprengte der Hecker-Gruppe anschlossen. Aufgrund der feindseligen Stimmung in der Stadt zog Sigel jedoch wieder zurück nach Todtnau und marschierte von dort weiter nach Freiburg. Im Gefecht bei Günterstal
wurde auch sein Zug am 23. April geschlagen und zerstreute sich am Tag
darauf.
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Bald entbrannte um die Todesumstände von General von Gagern eine heftige Kontroverse zwischen den Beteiligten.
Mit der Zeit setzte sich die Auffassung durch, dass Gagern zu Beginn des Gefechtes gefallen und nicht ermordet worden
war. Hecker wurde jedoch sogar noch in den 1870er Jahren, als er bereits in den Vereinigten Staaten lebte, mit der angeblichen Ermordung Gagerns
konfrontiert. Die Verluste beider Seiten betrugen jeweils etwa ein Dutzend Schwerverletzte und
Tote.
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