Freitag, 16. Mai 2014
godaddy web stats

Friedrich Rückert
ABCD
* 16. Mai 1788 in Schweinfurt
† 31. Januar 1866 in Neuses

ABCD
Deutscher Dichter, Übersetzer und Begründer der deutschen Orientalistik.

ABCD

Friedrich Rückerts Vater, ein Rentbeamter, wurde 1792 nach Oberlauringen in Unterfranken versetzt. Die Eindrücke seiner dort verlebten frühen Jugend hat Rückert in dem 1829 entstandenen Zyklus 'Erinnerungen aus den Kinderjahren eines Dorfamtmannssohns' poetisch-humoristisch dargestellt. Nachdem er auf der Lateinschule in Schweinfurt die akademische Vorbildung erhalten hatte, begann Rückert 1805 zunächst ein Studium der Rechte an der Universität Würzburg, wandte sich jedoch bald bis 1809 ausschließlich dem Studium der Philologie und Ästhetik zu. Nach einer kurzen Anstellung 1811 als Dozent in Jena und einer darauffolgenden, ebenfalls kurzen Beschäftigung als Gymnasiallehrer zog sich Rückert für eine Weile ganz von amtlicher Tätigkeit zurück und ließ sich als Privatgelehrter in Würzburg nieder. In den folgenden Jahren wechselte er seinen Wohnsitz häufig zwischen Würzburg, Hildburghausen und seinem Elternhaus in Schweinfurt.

Populär wurde Rückert zunächst mit seinen 'Geharnischten Sonetten'
, die er unter dem Pseudonym Freimund Raimar gegen die napoleonische Besatzung schrieb. Diese Sonette wurden 1814 ohne Angabe von Verlag und Druckort veröffentlicht. 1815 ging Rückert nach Stuttgart, wo er die Redaktion des poetischen Teils des 'Cotta’schen Morgenblatts für gebildete Stände' übernahm . 

Im Herbst 1817 reiste Rückert nach Italien, wo er den größten Teil seiner Zeit Kontakt mit deutschen Künstlern pflegte, die sich in Rom aufhielten, und kehrte 1818/1819 über Wien, wo er bei Joseph von Hammer-Purgstall
Persisch gelernt hatte, in die Heimat zurück. Seit dem Italienaufenthalt war Rückert mit dem Zeichner und Kupferstecher Carl Barth befreundet. Die Redensart „Mein lieber Freund und Kupferstecher“ ist ein Rückert-Zitat.

Von 1820 bis 1826 lebte Rückert als Privatgelehrter vornehmlich in Ebern und Coburg. In dieser Zeit beschäftigte er sich unter anderem mit Teilübersetzungen des Koran, der Übersetzung der Hamasa
des Abu Tamman sowie der Herausgabe seines ersten großen Gedichtbandes, die 'Oestlichen Rosen' . Die mit Bezug auf den persischen Dichter Hafis entstandenen Gedichte erschienen 1822. 1821 zog er nach Neuses bei Coburg ins Haus des Archivars Fischer. Im Dezember 1821 heiratete er dessen Tochter Luise Wiethaus-Fischer. Das Paar hatte zehn Kinder. Bekannt sind Rückerts Kindertodtenlieder , in denen er den frühen Tod seiner beiden Lieblingskinder beklagt.

Rückert folgte 1826 einem Ruf als Professor der orientalischen Sprachen und Literaturen nach Erlangen. König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen
berief ihn 1841 nach Berlin und verlieh ihm am 31. Mai 1842 den preußischen Orden Pour le Mérite für Wissenschaft und Künste. Dort wohnte er bis 1848 mit häufigen Unterbrechungen, da er sich dort wenig heimisch fühlte. Der König entließ ihn und gewährte ihm für den Rest seines Lebens die Hälfte seines bisherigen Gehaltes. Ab 1848 wählte er seinen Ruhesitz in Neuses bei Coburg, wo er ein Gut besaß. Dort schuf er sich ein Refugium auf dem nahegelegenen Goldberg. Rückerts Grab befindet sich neben der Dorfkirche von Neuses.

ABCD

Mit folgenden Sprachen hat sich Rückert übersetzend, lehrend oder sprachwissenschaftlich beschäftigt: Afghanisch, Albanisch, Altkirchenslawisch, Arabisch, Armenisch, Äthiopisch, Avestisch, Azeri, Berberisch, Biblisch-Aramäisch, Englisch, Estnisch, Finnisch, Französisch, Gotisch, Griechisch, Hawaiisch, Hebräisch, Hindustanisch, Italienisch, Kannada, Koptisch, Kurdisch, Latein, Lettisch, Litauisch, Malaiisch, Malayalam, Maltesisch, Neugriechisch, Neupersisch, Pali, Portugiesisch, Prakrit, Russisch, Samaritanisch, Sanskrit, Schwedisch, Spanisch, Syrisch, Tamil, Telugu, Tschagataisch, Türkisch. 

ABCD

Neben seinen Sprachstudien, die er bis ins hohe Alter betrieb, verfasste Rückert an die 10 000, bis heute größtenteils unveröffentlichte Gedichte. Enttäuscht vom Verlauf der Revolution, kommentierte er den Untergang seiner Epoche, kritisierte die Adelsgesellschaft und wies auf die Gefahren der Industrialisierung hin. Rückert wurde nie die ihm gebührende Würdigung seitens der Literaturwissenschaft zuteil: Zum einen dürfte allein der immense Umfang eine intensive Auseinandersetzung mit seinem Werk verhindert haben; zum anderen erfordert dessen Vielfalt einen breiten interdisziplinären Forschungsansatz. 

ABCD

Weitere Infos:  

Geharnischte Sonette

O daß ich stünd auf einem hohen Turme,
Weit sichtbar rings in allen deutschen Reichen,
Mit einer Stimme, Donnern zu vergleichen,
Zu rufen in den Sturm mit mehr als Sturme:

Wie lang willst du dich winden gleich dem Wurme,
Krumm unter deines Feinds Triumphrads Speichen?
Hat er die harte Haut noch nicht mit Streichen
Dir g’nug gerieben, daß dichs endlich wurme?

Ihr, die der Himmel hat bestellt, als Lichter
Zu leuchten denen, die im Finstern klimmen,
Wie habt ihr also euer Amt zum schlimmen
Mißbraucht, ihr Lehrer, Denker, Forscher, Dichter!

Den Schlaf der Trägheit, aller Kraft Vernichter,
Drin aufgelöst ihr euer Volk seht schwimmen,
Statt es zu wecken draus mit euren Stimmen,
Wiegt ihr’s noch mehr in eitle Traumgesichter.

Setzt Helme auf statt eurer Narrenkappen,
Seid wahre Männer statt der Götter Affen,
Und wenn ihr nicht könnt Ritter sein, seid Knappen!

O daß ein schlagender Gewitterfunken,
Vom Einfluß schwanger aller Kraftgestirne,
Euch träfe, die ihr kraftlos seid versunken,

Euch zuckte so durch euer schlaff Gehirne,
Daß ihr neulebend stündet, oder trunken
Ganz niedertaumeltet mit toter Stirne!

Krumm geht auf ewig mit dem knechtschen Rücken,
Und hat eu’r Volk sein Diadem gewonnen,
Solls eure Stirn mit einem Brandmal schmücken.

Ihr Franken und ihr Bayern und ihr Schwaben!
Ihr, Fremdlingen Verdungene zu Knechten!
Was wollt ihr Lohns für eure Knechtschaft haben?

Wir haben lang mit stummem Schmacherröten
Geblickt auf uns und unsres Landes Schande,
Zu dir aufbebend unsres Armes Bande!
„Wie lang, Herr, willst du sie noch fester löten


Aus der Jugendzeit


Aus der Jugendzeit, aus der Jugendzeit
klingt ein Lied mir immerdar.
O, wie liegt so weit,
was mein, was mein einst war.
Was die Schwalbe sang,
die den Herbst und Frühling bringt,
ob das Dorf entlang,
das jetzt noch klingt?

O du Heimatflur, o du Heimatflur,
lass zu deinem sel'gen Raum
mich noch einmal nur 
entflieh'n, entflieh'n im Traum!
Als ich Abschied nahm,
war die Welt mir voll so sehr,
als ich wiederkam,
war alles leer.

Wohl die Schwalbe kehrt, wohl die Schwalbe kehrt
und der leere Kasten schwoll,
ist das Herz geleert
wird's nie, wird's nie mehr voll.
Keine Schwalbe bringt,
dir zurück, wonach du weinst,
doch die Schwalbe singt,
im Dorf wie einst.

Worte: Friedrich Rückert, 1830 (1788-1866)
Weise: Robert Radecke, 1859 (1830–1911)
 
ABCD


ABCD
Roland zu Bremen

Roland, der Ries', am
Rathaus zu Bremen
Steht er im Standbild
Standhaft und wacht.

Zitate

Am Abend wird man klug
für den vergang'nen Tag,
doch niemals klug genug
für den, der kommen mag.

Frage nicht, was das Geschick
morgen will beschließen,
unser ist der Augenblick,
laß uns den genießen!

Das sind die Weisen,
Die durch Irrtum zur Wahrheit reisen,
die bei dem Irrtum verharren,
Das sind die Narren.

Der Adler fliegt allein, der Rabe scharenweise,
Gesellschaft braucht der Tor und Einsamkeit der Weise.

Verschieb nicht, was du heut besorgen sollst, auf morgen;
denn morgen findest du was Neues zu besorgen.

Wer einmal lügt, muß oft zu lügen sich gewöhnen,
Denn sieben Lügen braucht's, um eine zu beschönen.

Klage dein Leid nicht den Ungetreuen,
Die sagen: o Gott! und sich heimlich freuen.

Erst nach dem Nachbarn schaue, 
Sodann das Haus dir baue! 
Wenn der Nachbar ist ein Schuft, 
So baust du dir deine Totengruft.
ABCD

Register:  
Email:   Quelle: Internet
nach oben