Gründung des TSV 1860 München
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am 17. Mai 1860.
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Die Gründungsgeschichte des Vereins reicht bis in das Jahr 1848 zurück. Im März 1848 entstand ein provisorischer Ausschuss zur Bildung eines Turnvereins. Am 1. Juli genehmigte die Münchner Polizeidirektion die vorgelegte Satzung. Am 15. Juli 1848 fand die Gründungsversammlung des "Münchner
Turnvereins" statt. Im Zuge der restriktiven Vereinsgesetzgebung unter König Maximilian II. von Bayern
erfolgte am 6. Juli 1850 die Schließung. Den Mitgliedern wurde jede weitere Versammlung sowie das Tragen von Turn- oder sonstigen Erkennungszeichen
untersagt. Die erneute offizielle Gründung fand dann am 17. Mai 1860 statt, gefolgt von der Umbenennung in 'Turnverein München von 1860' im Jahre 1889.
In den ersten 50 Jahren des Bestehens wuchs der Verein stetig und entwickelte sich zum größten und erfolgreichsten Münchner Turnverein (1860: 150 Mitglieder, 1885: 800, 1900: 1.739, 1909: 2.870). Der erste Turnplatz des Vereins befand sich in der Münchner Isarvorstadt an der Müllerstraße. In den Jahren 1862/63 wurde direkt daneben an der Jahnstraße eine Turnhalle errichtet und im Jahr darauf am Vereinsgelände ein Bad mit Schwimmschule. Nachdem die Turnhalle abgerissen werden musste, errichtete der Verein auf einem von der Stadt erkauften Gelände nahe der Isar an der Auenstraße in den Jahren 1888/89 ein neues Vereinsheim mit Turnhalle und Turnplätzen. 1904 erbaute man auf einem Gelände in Holzapfelkreuth
an der südwestlichen Peripherie der Stadt einen Waldspielplatz.
Im Verein entfaltete sich neben den stetig wachsenden Turnabteilungen reges gesellschaftliches Leben. 1861 gründete sich ein Sängerkreis, 1863 eine Freiwillige Feuerwehr, 1887 ein Turner-Sanitätszug und 1889 eine
Artistenriege. Die Mitglieder konnten eine große Vereinsbibliothek nutzen. Die sich in Deutschland seit den 1880er Jahren ausbreitende Sportbewegung führte zur Gründung neuer Abteilungen und Riegen (1887:
Turner-Alpen- Kränzchen, 1901: Bergsteigerriege, 1903: Schwimmriege, 1907: Schneeschuhriege, die spätere Skiabteilung, 1911: Hockeyabteilung, 1912: Kraftsportabteilung, die spätere Schwerathletikabteilung). Im Jahr 1888 wurde eine Frauenriege gegründet.
Die im März 1899 gegründete Fußballriege blühte schon nach kurzer Zeit
auf. Im Herbst 1903 trat die Abteilung dem Münchner Fußballbund bei und im Jahr 1905 dem Süddeutschen Fußball-Verband. Seit 1908 nutzte die Fußballabteilung eine umzäunte Wiese am Alpenplatz im Stadtteil Giesing als Spielstätte, 1911 wurde an der Grünwalder Straße eine Fläche zur Errichtung einer Stadionanlage erworben.
Mitglieder waren bis zum Ersten Weltkrieg im wesentlichen Selbständige,
Gewerbetreibende, Beamte und mittlere Angestellte. Den Vereinsvorsitz hatten
städtische Angestellte, höhere Beamte und Ärzte inne. Im Jahr 1905 übernahm Prinz Rupprecht von Bayern
, der spätere Kronprinz, das Protektorat über den Verein.
Der Verein verstand sich als bürgerlicher Musterverein. Er wollte nicht nur an der Erziehung der Jugend mitwirken, sondern auch national und
patriotisch wirken. Die Stadtverwaltung würdigte dies durch Anwesenheit bei den sportlichen und gesellschaftlichen Veranstaltungen wie auch durch großzügiges Entgegenkommen beim Erwerb von Grundstücken für die Errichtung der Vereinsanlagen und durch finanzielle Unterstützung der Wettkampfreisen.
Erfolgreiche Sportler verdankten ihren beruflichen Aufstieg nicht zuletzt der Förderung durch den Verein. Eine Nähe
zur Arbeitersportbewegung bestand bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs
nicht.
Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges waren 1.150 Vereinsmitglieder eingezogen worden, 137 davon kamen ums Leben.
Im Mai 1919 nahm der Turn- und Sportverein München von 1860 in allen Abteilungen den Betrieb wieder auf. Die Sport- und Trainingsanlagen an der Auenstraße wurden erweitert; auch der Platz an der Grünwalder Straße wurde seit 1919 mit Hilfe städtischer Kredite zu einem modernen Stadion (Fassungsvermögen: 40.000 Zuschauer) ausgebaut und 1926 offiziell eröffnet.
Neue Abteilungen wurden gegründet, für Turnspiele (1919), Motorsport (1920), Faltbootfahrer (1921) und Handballspieler (1927). Die
Schwer- und Leichtathleten stießen in die deutsche Spitze vor.
Die Fußballmannschaft etablierte sich zu Beginn der 1920er Jahre neben dem FC Bayern
München
und dem FC Wacker München
als dritte Größe in der Stadt und stieß in die deutsche Spitze vor. In den Jahren 1927 und 1933 erreichte sie das Halbfinale zur Deutschen Meisterschaft; 1931 verlor sie im Finale gegen Hertha BSC Berlin (2:3).
In der Auseinandersetzung zwischen der Deutschen Turnerschaft (DT)
und den unabhängigen Fachverbänden für Fußball, Leichtathletik und Schwimmen um die wechselseitige Mitgliedschaft
gliederte der TSV München von 1860 im Jahr 1924 die Fußball- und
Leichtathletik- Abteilung durch Gründung eines "Sportvereins München von 1860" (SpV München 1860) aus dem Verein
aus und benannte den Hauptverein wieder in "Turnverein München von 1860" (TV München 1860)
um.
Die Mitgliederzahlen stiegen bis Ende der 1920er Jahre kontinuierlich an, brachen aber nach Ausbruch der Weltwirtschaftskrise
1931 ein. Im Sommer 1931 waren 40 % der Mitglieder arbeitslos. Seit 1932 konnte der Turnverein die aus dem Stadionbau herrührenden Zins- und Tilgungsbeiträge an die Städtische Spar- und Girokasse nicht mehr bezahlen.
Schon bald nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Frühjahr 1933
ging es wieder aufwärts, und im März 1934 wurde der "Turn- und Sportverein München von 1860" wieder neu errichtet.
Enge Verbindungen zur NSDAP-Stadtratsfraktion ermöglichten es dem Verein, in den Jahren ab 1934 Teile des vereinseigenen Geländes an der Auenstraße zu vorteilhaften Bedingungen an die Stadt und an einen privaten Bauträger zur Schuldentilgung zu verkaufen. Im Jahr 1937 erwarb schließlich die Stadt das Stadion an der Grünwalder Straße.
Sportlich konnte der Verein bis zum Kriegsausbruch 1939 weiterhin große sportliche Erfolge feiern. Die Leichtathleten siegten 1934 und 1936 bis 1938 in der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft, die Gewichtheber errangen 1938 zum elften Mal die seit 1922 ausgetragene Deutsche Vereinsmeisterschaft und die Geräteturner gewannen 1937 und 1938 die erstmals ausgetragenen deutschen Vereinswettbewerbe.
Mit Kriegsausbruch kam der Wettkampfbetrieb bald zum Erliegen, einzig die Fußballabteilung konnte bis Kriegsende einen Wettspielbetrieb aufrechterhalten. Mit dem Gewinn des
Tschammer-Pokals
im November 1942 im Berliner Olympiastadion (2:0 gegen den FC Schalke 04 ) gelang der bisher größte sportliche Erfolg. Durch
Terror-Luftangriffe wurden das Vereinsheim an der Auenstraße und das Stadion an der Grünwalder Straße
schwer beschädigt.
Bei Kriegsende 1945 waren Vereinsheim und Sport- und Spielplätze zerstört. Viele Vereinsmitglieder waren an der Front und durch Fliegerangriffe
umgekommen. Viele Führungskräfte wurden von den Besatzern in
Internierungslagern eingesperrt. Der Neuaufbau erfolgte von unten her durch Abteilungen wie den Leichtathleten, Geräteturnern, Boxern und Gewichthebern, die bereits 1946/47 wieder an die Vorkriegserfolge anknüpfen konnten. Die Fußballabteilung gehörte zu den
Gründungsmitgliedern der am 4. November 1945 startenden Süddeutschen Oberliga. Der Wiederaufbau des Vereinsheimes erfolgte in den Jahren 1949 bis 1951. Die Leichtathletikmannschaft der Männer gewann von 1947 bis 1959 ununterbrochen die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft, die Frauen gewannen 1958 beim erstmals ausgetragenen Frauenwettbewerb. Ähnlich erfolgreich war die Gewichthebermannschaft.
Mit dem Eintritt von Adalbert Wetzel , der seit Kriegsende die Sportler mit Geld und Naturalien alimentierte, in die Vorstandschaft des Gesamtvereins im Jahr 1950 (Vorsitzender von 1952 bis 1969) kehrte wieder Kontinuität in die Führungsspitze ein. Unter seiner Führung hatte der Verein äußerst erfolgreiche Jahre.
Die Fußballabteilung qualifizierte sich als Meister der Oberliga Süd im Jahr 1963 direkt für die Aufnahme in die neu gegründete
Bundesliga , was dem Lokalrivalen FC Bayern erst zwei Jahre später gelingen sollte. In den Jahren nach 1963 feierte der Verein seine bisher größten Erfolge: 1964 Gewinn des DFB-Pokals, 1965 Einzug in das Finale des Europapokals der Pokalsieger (in London 0:2 gegen West Ham United) und 1966 Gewinn der Deutschen Meisterschaft.
Die Professionalisierung und Kommerzialisierung des Fußballsports führte
zu einer Konzentration der finanziellen Mittel des Vereins auf die Profifußballmannschaft und zu einer rückläufigen Unterstützung der anderen Abteilungen, deren Erfolge spürbar zurückgingen.
Der Verein geriet hierdurch immer stärker in eine finanzielle Schieflage, die im Jahr 1982 zum Verkauf der Turnhalle an die Stadt führte.
Für die Fußballmannschaft begann mit dem Abstieg in die Zweite Liga im Jahr 1970 eine über zwei Jahrzehnte währende sportliche Berg- und Talfahrt.
Unter der von 1992 bis 2004 währenden Präsidentschaft von Karl-Heinz Wildmoser
erfolgte 1994 die Rückkehr in die Erste Bundesliga. Seit der Spielzeit 2004/05 spielt der Verein wieder in der Zweiten Bundesliga. Ihre Punktspiele trägt die Mannschaft seit 2005 in der neu erbauten Allianz-Arena
im Norden Münchens aus.
Neben der Fußballabteilung existierten 2011 noch folgende Abteilungen: Basketball, Bergsteigen, Boxen, Kegeln, Leichtathletik/Fitness, Ringen, Ski- und Radsport, Tennis, Turn- und Freizeitsport sowie Wassersport.
Der Verein zählte 2010 etwa 20.000 Mitglieder, der Großteil davon gehörte der Fußballabteilung an. Der Sitz des Vereins befindet sich heute auf dem Trainingsgelände an der Münchner Grünwalder Straße 114.
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