Johannes Reuchlin
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* 29. Januar
1455 in Pforzheim
† 30. Juni 1522 in
Stuttgart
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Deutscher Humanist, Jurist und Diplomat.
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Reuchlins
Vater war der Verwalter des Pforzheimer Dominikanerklosters. Nach der Elementarschule und der Lateinschule
ließ sich der 15jährige 1470 an der Universität Freiburg
immatrikulieren. Drei Jahre später reiste er zum ersten Male nach Paris als Begleiter
eines Sohnes von Markgrafen Karl I. von Baden .
Er studierte dort Philosophie, Grammatik und Rhetorik und begann das Studium der griechischen Sprache. 1474 ging er an die Universität
Basel , wo er ein Jahr danach das Bakkalaureat ablegte. Mit dem Magister artium übernahm er 1477
in Basel eine erste akademische Lehrtätigkeit. 1478 erschien dort sein lateinisches Wörterbuch,
das zu den meistbenutzten Nachschlagewerken der Zeit gehörte. Ende 1477 reiste er
wieder nach Paris, wo er mit dem Studium der weltlichen Rechte begann und seine griechischen Studien fortsetzte.
Nach einem Aufenthalt in Orleans 1479 wechselte er an die Universität Poitiers. Dort schloss er 1481 seine juristischen Studien mit dem Lizentiat ab.
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Ende 1481 holt Graf Eberhard im Barte
Reuchlin an den Stuttgarter Hof, wo er als Ratgeber, Geheimschreiber und Orator in seiner Kanzlei arbeitete.
1482 begleitete Reuchlin Graf Eberhard auf seiner Reise nach Rom. Er verhandelte dort mit Papst Sixtus IV. über
die Organisation der Universität Tübingen , die Eberhard 1477 gegründet hatte.
Ende 1482 schrieb er sich an der Universität Tübingen ein, wo er 1484 zum Doktor des „kaiserlichen Rechts“
promoviert wurde. Seit 1483 lebte er bis zu seinem Tod in Stuttgart.
Dort arbeitete er als Anwalt sowie am württembergischen Hofgericht und trieb seine
wissenschaftlichen Forschungen weiter. Durch Heirat fiel ihm reicher Landbesitz an Äckern und Weinbergen zu.
1486 nahm er den ersten Unterricht im Hebräischen.
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1490 reiste er zum zweiten Male nach Italien und blieb dort fast ein Jahr. Er
vertiefte seine Studien des Griechischen und des Hebräischen. 1492 reiste er für längere Zeit im Auftrag
Eberhards im Barte an den kaiserlichen Hof zu Linz. Bei dem jüdischen Leibarzt des Kaisers, Jakob ben Jechiel Loans
,
nahm er Unterricht im Hebräischen. Bei diesem Aufenthalt erhob Kaiser Friedrich III. Reuchlin in den erblichen
Adelsstand. 1495 wurde Eberhard im Barte zum Herzog von Württemberg erhoben. Er starb bereits 1496.
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Nach dem Tode
Herzog Eberhards floh Reuchlin vor dem Günstling dessen Nachfolgers zum Wormser
Bischof Johannes von Dalberg
in Heidelberg, dem führenden Kopf des dortigen Humanistenkreises. Der pfälzische Kurfürst Philipp der Aufrichtige
ernannte ihn 1497 zum Hofmeister seiner Söhne mit stattlichem Gehalt. In dessen Auftrag reiste er im Sommer 1498 als fürstlicher Rat zum dritten Male nach Italien.
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1498 kehrte Reuchlin 1499 aus dem Exil nach Stuttgart zurück und wurde in die alten Würden wieder eingesetzt. Bald darauf starb seine
Frau. Die Ehe war kinderlos. Von 1501 bis 1509 war Reuchlin Vertreter des Herzogs von Württemberg am
Reichskammergericht zu Speyer und wurde 1502 zu einem der drei obersten Richter des „Schwäbischen Bundes“
gewählt. In dieser Zeit heiratete er ein zweites Mal. 1503 erschien sein hebräistisches Hauptwerk „De rudimentis hebraicis“ (Einführung in das Hebräische). Es war die erste systematische Einleitung in das Studium der hebräischen Sprache.
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Seit 1509 war
Reuchlin als angesehenster Hebräist diesseits der Alpen, in den von
Johannes Pfefferkorn
entfachten Streit um die Vernichtung oder Erhaltung der „Judenbücher“
verwickelt. Reuchlin hatte in seinem Gutachten für Kaiser Maximilian
die Erhaltung der hebräischen Literatur empfohlen, sofern sie nicht das Christentum verspotte, und für die Einrichtung
hebräischer Lehrstühle plädiert. Im „Augenspiegel“
von 1511 erläuterte Reuchlin seine Argumente. Der Streit wurde bis zur
römischen Kurie getragen. 1520 verurteilte letztere den „Augenspiegel“
als judenfreundlich und ihn selbst zur Zahlung der gewaltigen
Prozesskosten. 1518 starb seine zweite Frau. 1519 veröffentlichte Reuchlin sein Hauptwerk „De arte
cabalistica, libri tres“.
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Verbittert
durch den Prozess und besorgt wegen der Unruhen um Ulrich von Württemberg
ging Reuchlin Ende 1519 nach Ingolstadt, wo er im Hause Johann Ecks
wohnte und 1520 eine Professur für hebräische und griechische Sprache versah. 1521 kehrte er nach nach Württemberg zurück
zurück und lehrte bis kurz vor seinem Tod in Tübingen Hebräisch und Griechisch.
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