Freitag, 27. Juni 2014
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Medaillen-Regen in Regensburg
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In dankbarer Erinnerung

Regensburg - Wie die Stadt Aachen zeichnet sich auch Regensburg durch eine Fülle von städtischen Ehrungen aus, die man unterschiedlichsten Personen und Leistungen angedeihen lässt. Dabei kann man auch schon einmal ins Stolpern geraten, wie es Oberbürgermeister Joachim Wolbergs (oben links) kürzlich widerfuhr: Wolbergs bestätigte, der mit 1.000 Euro dotierte städtische Professor-Josef-Engert-Preis wird in diesem Jahr nicht verliehen. Über eine Abschaffung oder Umwidmung wird der Stadtrat nach der Sommerpause entscheiden. Dafür wird jedoch in diesem Jahr ein ebenso hoch dotierter „Preis der Universität“ (oben rechts) verliehen. Bisher hieß es in der entsprechenden Stiftungsurkunde:

Der Professor-Josef-Engert-Preis wird in dankbarer Erinnerung an den langjährigen Rektor der Philosophisch-Theologischen Hochschule Regensburg und "Vater" des Gedankens der Universität Regensburg, Herrn Dr. Josef Engert , verliehen. Gewürdigt werden damit herausragende wissenschaftliche Arbeiten aus allen Fachbereichen der Universität Regensburg, die einen Bezug zur Stadt oder Region Regensburg haben. Die Preisträger werden vom Rektor der Universität Regensburg vorgeschlagen.

Hintergrund dieser Regensburger Jobsiade ist ein Elaborat des Gesinnungsschnüfflers Robert Werner , das dieser aus den schriftlichen Reliquien Engerts während dessen über 82-jähriger Erdenlaufbahn herausfiltriert hat. Der römisch-katholische Priester Engert wird in diesem Traktat als Antidemokrat und Antisemit angeschwärzt. Nach OB Wolbergs wird es auch Konsequenzen für die Regensburger Josef-Engert-Straße geben, die am Sportzentrum der Universität verläuft. Ob man Engert posthum auch die ihm 1962 verliehene 'Silberne Bürgermedaille aberkennen wird, hängt vor allem vom Votum der Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde in Regensburg, Ilse Danziger, ab. Engert starb im Oktober 1964, damals hochgeachtet und versehen mit mehreren städtischen Auszeichnungen.

Schon im August 2011 hatte Regensburg mit seinen vormaligen Ehrenbürgern, den Antidemokraten und Antisemiten Adolf Hitler , Adolf Wagner , Hans Herrmann und Walter Boll seine Probleme: damals erschien aus rein rechtlichen Bedenken eine Aberkennung deren Ehrenbürgerschaft nicht möglich. Und dann gibt es in Regensburg auch immer noch eine Straße, die nach einem viel bedeutenderen Antidemokraten und Antisemiten benannt ist, die D.-Martin-Luther-Straße !
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Nachlassfledderer Werner kreidet Engert insbesondere Folgendes an:

Schon 1913 hielt Engert die weltweit verbreiteten Naturreligionen wie Brahmanismus und Buddhismus für kulturfeindlich, der Islam war für ihn kein Kulturfaktor. 

Im Ersten Weltkrieg schrieb Engert: „Uns treibt nicht Eroberungslust, uns beseelt der unbeugsame Wille, den Platz zu bewahren, auf den Gott uns gestellt hat. Nur die Religion vermöge in fürchterlichen Zeiten Kraft und Mut zu geben zum Aushalten, zum Streben nach dem Höchsten, zum Opfer des Lebens“. 

Im Oktober 1931 versicherte Engert dem Ministerium, es sei ihm eine selbstverständliche Pflicht, treu und gewissenhaft in seinem Dienst 
und außerhalb desselben für Volk und Vaterland tätig zu sein wie bisher.

Am 1. Juni 1933 trat Engert in den NS-Lehrerbund ein. 

Anlässlich einer Reise nach England schrieb Engert 1933: „Es wird mir eine Ehren – und Herzenssache sein, in England im Sinne der nationalen Regierung zu wirken.“

Im Sommer 1933 sagte Engert nach einem Besuch der Universität in Riga, es sei ihm eine Freude gewesen, auch im lettischen Kreis aufklärend über unseren neuen Staat wirken zu können. 

Mitte November 1933 votierte Engert in einer Volksabstimmung für den bereits vollzogenen Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund. 

Ebenfalls 1933 schrieb Engert: Die von Gott gegebene Grundlage des Staates sind die Rasse das Blut und der Boden der heimatlichen Erde zusamt der geistigen Artung. Die Kirche müsse dies fördern. Die Beteiligung des politischen Katholizismus an der Weimarer Republik sei ein Fehler gewesen, insbesondere da dies im Widerspruch mit der deutschen katholischen Tradition gestanden habe bzw. keine ständestaatlichen Alternativen verfolgt worden seien. Die Kirche sei die Gemeinschaft der im Streben nach Gotteskindschaft vereinter Gläubigen, sie müsse deswegen universell und 
oecumenisch sein. Sie dürfe keine Verwischung der Geschlechter oder der 
völkischen Eigenarten anerkennen.

1935 unternahm Engert eine Studienreise nach Nordamerika, nach welcher er feststellte: Zwar sei die starke Einwanderung aus dem slawischen Osten einschließlich der Ostjuden sehr bedenklich. Dennoch sei er zuversichtlich, dass US-Amerika seine Krise, die eine religiöse und völkische sei, meistern könne. 

In Engerts Personalakte war 1937 vermerkt: „Rein arischer Stammbaum“. 

1938 bezeichnete Engert die Rassenidee Alfred Rosenbergs als ein Geschichtsbild von eindringlichster Geschlossenheit und innerer Bündigkeit. Das Volk Israel machte es aus seiner Gesetzestreue ein juristisches Anrecht auf Belohnung in irdischer Wohlfahrt und Herrschermacht; es habe die Lebensfülle Gottes zur starren Einheit in beziehungsloser Welterhabenheit unifiziert. Dagegen kämpften alle Propheten und Christus: sie wurden von den Juden getötet. Die Aufgabe der Nürnberger Gesetze sei es, das weitere Einsickern jüdischen Blutes zu verhindern, ebenso das von Negern, Zigeunern und Bastarden. 

In seinem Schreiben vom 8. November 1940 an eine NS-Dienststelle vermerkte Engert: „Im ganzen Stammbaum finden sich wie bisher, so auch weiter, zurück, nur arische, katholische Glieder.“ 

Einen Antrag an die Reichsschrifttums-Kammer vom 6. August 1940 unterzeichnete Engert mit „Heil Hitler".

Diffamierer Werner möchte den 'Professor-Josef-Engert-Preis' umwidmen in einen 'Raphael-Straus-Preis', nach einem jüdischen Historiker , der 1933 nach Palästina emigrierte und 1947 in den USA starb (Abbildung ganz oben zwischen OB Wolbergs und Uni-Präsident Udo Hebel). OB Wolbergs hat sich schon Gedanken gemacht, was jetzt aus den Professor-Josef-Engert-Preisträgern werden soll. Voraussichtlich werden er und Uni-Präsident Hebel diese auffordern, ihre Verleihungsurkunden zeitnah zurückzugeben, wobei sie das Preisgeld von 1000 Euro behalten dürfen. Wenn sie es wünschen, wird für sie eine Ersatzurkunde mit dem Titel 'Prämaturer Professor-Raphael-Straus-Preisträger' oder 'Prämaturer Träger des Preises-der-Universität' ausgefertigt. 

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