Freitag, 27. Juni 2014

Hans Spemann

* 27. Juni 1869 in Stuttgart
† 9. September 1941 in Freiburg
im Breisgau    


Deutscher Biologe und Nobelpreisträger.

Spemann war der älteste Sohn eines Verlegers. Von 1878 bis 1888 besuchte er das Gymnasium in Stuttgart und arbeitete nach dem Schulabschluss ein Jahr lang im Geschäft seines Vaters, nach seinem Militärdienst (1889–1890) ein Jahr lang als Buchhändler. 1891 schrieb er sich an der medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg ein. Dort fühlte er sich besonders durch die Arbeiten des vergleichenden Anatomen Carl Gegenbaur angezogen. 

Im Winter 1893/94 studierte er in München, wo er mit August Pauly Bekanntschaft schloss. Vom Frühjahr 1894 bis 1908 arbeitete er am Zoologischen Institut in Würzburg, wobei er das Studium der Zoologie, Botanik und Physik 1895 abschloss. Seine Lehrer waren dabei Theodor Boveri , Julius Sachs und Wilhelm Röntgen , die alle einen besonderen Einfluss auf ihn ausübten.

Spemann führte seit 1902 auf Basis von Arbeiten von Jacques Loeb und August Weismann erste wichtige Versuche zur Zellteilung durch. Es gelang ihm beispielsweise, die beiden Zellen des Zwei-Zell-Stadiums eines Salamanders mit einem Säuglingshaar zu trennen, wodurch er künstlich Zwillinge erzeugte. Durch dieses Schnürungsexperiment und weitere Versuche an mehrzelligen Embryonalstadien wurde nachgewiesen, dass die Furchungszellen eines Embryos auf frühen Entwicklungsstadien noch sämtliche für die weitere Entwicklung notwendige Erbinformationen beinhalten.

1906 wurde Spemann zum Mitglied der Leopoldina berufen. Ab 1908 lehrte Spemann als Professor für Allgemeine Zoologie und vergleichende Anatomie an der Universität Rostock. 1914 wurde er Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Biologie in Berlin-Dahlem. Von 1919 bis zu seiner Emeritierung 1937 war Spemann Professor und Lehrstuhlinhaber für Zoologie, von 1923 bis 1924 Rektor an der Universität Freiburg.

Als Rektor der ehemaligen Universität des Patrioten Albert Leo Schlageter , sagte er nach dessen Exekution durch die französische Besatzer des im Mai 1923 am 6. Juni 1923 die Lehrveranstaltungen ab und zog mit den Dekanen im vollem Ornat und mit Vertretern der Studentenschaft zum Freiburger Bahnhof, wo er nach der Ankunft des Sarges zu den Klängen von 'Ich hatt’ einen Kameraden' zwei Kränze niederlegte. 

1935 erhielt Spemann für den gemeinsam mit Hilde Mangold entdeckten und später nach Spemann benannten Organisator-Effekt während der Embryonalentwicklung den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin. 1937 wurde Spemann emeritiert. 1938 schlug er das Verfahren des Kerntransfers als eine Möglichkeit zur Untersuchung des Entwicklungspotentials von Kernen in differenzierten Zellen vor. Erst später wurde dieses Verfahren in der Forschung angewendet.

Spemann war wohl der einflussreichste experimentell arbeitende Entwicklungsbiologe des 20. Jahrhunderts. Sein hoher Bekanntheitsgrad hängt sicher mit der Faszination zusammen, die seine zentrale Entdeckung, der sogenannte Organisatoreffekt, auf Fach- und Zeitgenossen ausübte. Spemann hat sich über Jahrzehnte mit der Frage beschäftigt, was organisiert den sinnvollen Aufbau eines Lebewesens, wo ist der Sitz des „Organisators“? Zuerst konnte er zeigen, wie das Auge eines Molchs entsteht. Dann stellte er einer Studentin, Hilde Pröscholdt (seiner spätere Ehefrau) ein 
Thema für ihre Doktorarbeit, die Transplantation eines kleinen Gewebestücks eines Molchembryos – wo er den Organisator vermutete – in einen anderen Molchembryo an eine unwesentliche Gewebestelle. Aus diesem Embryo entwickelte sich ein Molch, aber aus dem eingesetzten Stück entwickelten sich aus den umgebenden Zellen des Wirts nochmals Gehirn, Rückenmark, Verdauungsorgane, Außenhaut usw. Der Sitz und die Arbeitsweise des Organisators waren entdeckt.

 

Neben seiner Tätigkeit als Wissenschaftler und Hochschullehrer zeigte Spemann auch großes gesellschaftliches Engagement. Von 1920 bis 1933 hatte er den Vorsitz der Freiburger Volkshochschule inne; er war überzeugt, dass breite Bevölkerungskreise das Anrecht auf ein weitgestreutes Bildungsangebot haben. Dahinter steht derselbe Gedanke, der Spemann veranlasste, die Hermann-Lietz-Landerziehungsheime zu unterstützen. Seine umfassende Bildung in Kunst, Literatur und Philosophie beeindruckte in späteren Jahren Mitarbeiter und Kollegen.


 

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