Sonntag, 22. Juni 2014

Prolog:

"Unser eigentliches Ziel waren immer die Innenstädte. Die Zerstörung von Industrieanlagen erschien uns stets als eine Art Sonderprämie" (Arthur Bomber-Harris ). Eine der großen Geschichtslügen, die Deutschen hätten mit dem Luftterror begonnen, ist historisch schon lange widerlegt. Bereits 1939 erfolgten sieben Luftangriffe der RAF auf Nordwestdeutschland. Am 10./11. Mai 1940 wurde die Innenstadt von Mönchengladbach angegriffen. Entgegen dem Völkerrecht  wurden danach auf Befehl der Kriegsverbrecher Churchill, Roosevelt, Stalin und Konsorten durch den alliierten Bombenterror gezielt die Wohnbezirke aller deutschen Städte mit 50.000 und mehr Einwohnern in Schutt und Asche gelegt; unersetzliche Kulturgüter geplant vernichtet und etwa 1 Million Zivilisten grausam ermordet, darunter über 54.000 Kinder unter 14 Jahren .

"... ich will nicht den Kampf gegen Frauen und Kinder führen. Ich habe meiner Luftwaffe den Auftrag gegeben, sich auf militärische Objekte bei ihren Angriffen zu beschränken" (Adolf Hitler in seiner Rede vor dem Reichstag am 1. September 1939 ). - Entsprechend diesem Befehl richteten sich die deutschen Luftangriffe auf Warschau im September 1939 und Rotterdam 1940  ausschließlich gegen militärische Ziele als Teil eines Feldzugs. Im Fall von Warschau wurde der Zivilbevölkerung 9 Tage Zeit gegeben, die Stadt zu verlassen, falls das polnische Militär die Stadt nicht freiwillig übergäbe. Der Angriff auf Rotterdam im Mai 1940 erfolgte, weil der niederländische Stadtkommandant die Kapitulationsaufforderung ablehnte. Das Bombardement von Coventry vom 14. November 1940 galt den im Stadtzentrum gelegenen Rolls-Royce Flugzeugmotorenwerken und zahlreichen kleineren Rüstungsbetrieben.

Terrorangriffe auf Krefeld

Den ersten Luftangriff erlebte Krefeld am 5. Mai 1940. Neun Bomben richteten jedoch keinen Schaden an. Auch im weiteren Verlauf von 1940 und 1941 gingen Luftangriffe auf Krefeld nieder. Bei einem Angriff am 2. Juni 1940 fand dagegen ein Ehepaar in Bruchhöfe den Tod. Fünf Tote waren im September 1940 zu beklagen, und im Juli 1941 mussten 30 Krefelder ihr Leben lasse. Die Zerstörungen und Opfer dieser Luftangriffe waren zwar schon erheblich, hielten sich aber im Vergleich zu den späteren Angriffen noch in Grenzen. In der Nacht vom 2. auf den 3. Oktober 1942 gab es den ersten wirklich größeren Angriff. Aus 152 britischen Flugzeugen wurden 366 Tonnen Spreng- und Brandbomben abgeworfen, die Tod und Verderben brachten. 38 Krefelder starben.   
ABCD

In der Nacht vom 21. auf den 22. Juni 1943 wurde der schwerste Luftangriff auf Krefeld geflogen. Das Hauptziel dieses Angriffes war das Innenstadtgebiet. 661 englische Bomber flogen die Stadt an und luden von 1.10 bis 2.40Uhr 2.000 Tonnen Bomben über ihr ab. 1.033,5 Tonnen Spreng- und 1.041,9 Tonnen Brandbomben gingen über Krefeld und der unmittelbaren Umgebung nieder. Große Teile der Innenstadt und die nördlichen und östlichen Stadtteile wurden verwüstet. Die danach entstehenden Brände taten ein Übriges. Fast 6.000 Wohnhäuser waren zerstört und etwa 9.000 beschädigt. 80.000 Krefelder waren obdachlos. Das Gesicht Krefelds war nicht mehr wiederzuerkennen. Allein in der von rund 80.000 Menschen bewohnten Altstadt gab es 987 zivile Tote zu beklagen, waren etwa 7.500 Wohnhäuser nicht mehr bewohnbar und 72.000 Menschen ohne Obdach. Der Angriff hatte in der Innenstadt einen Feuersturm entfacht, die Hitze sog Frischluft an, die wiederum die Feuer entfachte. Am Tag nach dem Angriff, als die Stadt in Teilen noch brannte, waren auf dem Westwall mehr als 800 tote Körper abgelegt, vom Säugling bis zum Greis. Die erstickten, verbrannten und zerquetschten Menschen waren aus den Trümmern und Luftschutzkellern gezogen worden. Viele fanden ihre Ruhe auf dem Bombenopferfeld auf dem Hauptfriedhof. 1.036 Krefelder starben in dieser Bombennacht, von diesen waren 832 in ihren Schutzkellern verbrannt, erstickt oder erschlagen worden. Fast 10.000 wurden verletzt, 15% der Menschen, die in den betroffenen Bereichen gewohnt hatten. Drei Tage lang brannte die Stadt, 82 Prozent der Gebäude in der Innenstadt waren zerstört. Tagsüber war der Himmel schwarz und nachts loderte der Feuerschein. Die Rettungskräfte hatten es vielfach nicht mehr vermocht, die durch ein „V“ für vorne und durch ein „H“ für hinten gekennzeichneten Zugänge zu den Kellern von den Trümmern frei zu bekommen. Die gesamte Innenstadt war auf rund vier Quadratkilometer dem Erdboden gleich gemacht. 82 Prozent der Wohnungen waren zerstört oder schwer beschädigt, jeweils 40 Prozent der Schulen und Handelsbetriebe und zu 72 Prozent Firmenbetriebe und –bauten. Bei 64 Prozent der Kirchen stand fast kein Stein mehr auf dem anderen. Wundersamerweise blieb der große Hauptbahnhof bis auf wenige Beschädigungen unversehrt. 

 

Augenzeugenberichte: "Kurz nach ein Uhr wurde Alarm gegeben. Beim Beginn des Schießens zogen wir in gewohnter Weise in den Keller. Wir saßen noch keine fünf Minuten unten, da wussten wir, dass wir drankamen. Ein Bombenregen von mindestens eineinviertel Stunden prasselte auf uns nieder. Unser Haus war schon bald mit Brandbomben oder Phosphor überschüttet. Denn wir hörten unten deutlich das Knistern. Aber keiner konnte es wagen, heraufzugehen, weil die Detonationen nicht nachließen. Nach einer halben Stunde ging das Licht aus, und kurz darauf war eine Staubentwicklung spürbar, die uns nicht mehr atmen ließ. Wir stolperten durch den Durchbruch und versammelten uns im angrenzenden Luftschutzkeller. Unser Haus hatte einen Volltreffer bekommen, durch Treppenhaus und Esszimmer. Nachher konnten wir draußen feststellen, dass die Fassade unseres Hauses einschließlich mit allem dahinter bis zum Hof draußen lag, ein Geröllhaufen bis fast zur Fahrbahn. Der Brand drohte nun auch überzugreifen. So zogen wir nun in den nächsten Keller. Nach Beendigung des Angriffs krochen wir in unseren Keller zurück und holten nach und nach alle im Keller befindlichen Sachen. Am frühen Morgen brachten wir die Sachen in den Garten von S. Als dessen Haus auch anfing zu brennen – die anderen Kaplaneien standen schon in hellen Flammen – schleppten wir die Sachen in die – Gott Dank – unversehrt gebliebene Liebfrauenkirche. Hier saßen wir nun, trostlos und bekümmert. Die Königstraße ist restlos verschwunden. Alles ausgebrannt. Auch unser Haus. Ich traf Helma Gl., die mir weinend mitteilte, dass ihre Mutter und Tante tot seien. Der Parkhofplatz und Ostwall wimmelten von Obdachlosen. Die riesigen Häuser auf dem Ostwall boten einen traurigen Anblick. Von der Nordstraße an ein Haus neben dem anderen nur noch eine Ruine. Hauptpost gänzlich ausgebrannt. Bei Dr. O. waren dessen Frau nebst Kindern verschüttet. Den ganzen Tag über ist die Sonne über Krefeld nicht aufgegangen. Der graugelbe Schwefeldunst hing tief in den Straßen. Die Josefskirche ist ausgebrannt, ebenso Hubertus und Antonius. Dionysius hat nur den Dachstuhl verloren, St. Anna und Stephan stark beschädigt. Maria-Hilf die oberen zwei Stockwerke ausgebrannt, usw, usw !!! Fräulein Kl., Frau und Fräulein Th. sind im Keller erstickt, Fräulein E. ist tot. Am Friedrichsplatz sollen über 100 Tote sein. Ein großer Schutthaufen. Herr Prälat am Museum auf der Straße, wo wir verpflegt werden, vor mir, und holt sich auch Suppe; ich habe mit ihm gesprochen, und er hat bitterlich geweint, ist im Josefshaus untergebracht. Er ging nicht von hier, wollte seine Gläubigen erst beerdigen." 

 

... "Es war eine schreckliche Nacht. Es hat gekracht, als wäre die Welt vergangen. Die ganze Hofstraße ist fort, die Königstraße ist auch ganz fort, ich habe laut auf der Straße geweint, als ich unser Elternhaus in Trümmern sah. Ich kann Euch nur sagen: Krefeld ist ganz fort. Es gibt keine Hofstraße, keine Rheinstraße, keinen Ostwall, keinen Westwall, nichts mehr. Es ist kein Haus in der Stadt und um die Stadt, was nicht ganz ausgebrannt oder zusammengestürzt ist. Man sagt 1400 Tote. Elf Kirchen unbrauchbar, ein Pastor tot, Pastor M. von der Elisabethkirche. Bis zur Königstraße konnte ich vor Schutt und Qualm nicht durch, auf der Hofstraße alles ausgebrannt, alle Kaplaneien weg. Herr Pastor M. ist tot, ebenso Kaplan D., bei J. im Keller liegen noch 14 Menschen.  In unserer Marienkirche kann eine heilige Messe noch gelesen werden, der Altar steht noch, aber alle Scheiben heraus, und die Orgel und mehr kaputt. Krefeld ist nur noch ein Trümmerhaufen. Wir haben bis heute noch kein Licht und kein Wasser. Heute sind hier in unserer Nachbarstraße noch drei schwere Blindgänger gesprengt worden. Wir haben die ganze Nacht auf em Westwall in den Anlagen gesessen und mussten zusehen, wie unser Haus ausbrannte. Das war ein Flammenmeer, ganz Krefeld stand in Flammen, furchtbar. Die ganze Post ist fort, die beiden Banken, Städtische Sparkasse und Kreissparkasse, alles ausgebrannt."

 

..."An der Dreikönigenstraße sah ich die erste Leiche, ein Kind mit zertrümmertem Schädel, daneben die Mutter, schwer verletzt und mit brennendem Phosphor bespritzt, die Haare waren ihr kahl vom Hinterkopf gebrannt, sie schrie furchtbar. Der Qualm wurde unerträglich, die Hitze steigerte sich zu ungeheurer Glut. In der Nähe der De-Greiff-Säule kam ein Haufen brennender Menschen von der Gartenstraße auf den Ostwall gelaufen. Aufgerissene Gasleitungen brannten. Um uns herum war ein Inferno. Aus einem Keller hörten wir die lauten Stimmen vieler Menschen, die im Chor beteten." 

 

In den letzten Monaten des Krieges waren die Güterbahnanlagen Krefelds die Hauptziele der Bombenangriffe. Sie wurden dreimal angegriffen und stark zerstört: Am 31. Dezember 1944 von 83, am 11. Januar 1944 von 148 und am 29 Januar 1944 von 142 Terrormaschinen, nur 33 Tage vor dem Einmarsch der Amerikaner. Da die Bahn durch die Stadt verläuft, war auch wieder die Zivilbevölkerung schwer betroffen, 441 Krefelder kamen ums Leben.


Bilanz: In der Zeit von 1940 bis 1945, gab es 149 Angriffe von britischen und US-amerikanischen Bombern auf Krefeld zu verzeichnen, wobei mehr als 3.900 Tonnen Bomben über der Stadt abgeworfen wurden. Insgesamt 2.048 Tote durch den Bombenterror wurden zwischen 1940 und dem Kriegsende ermittelt.

 

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