Entartete
Kunst, entarteter Kunstberater
Düsseldorf - Der Düsseldorfer Kunsthändler Helge Achenbach
sitzt seit Pfingsten in der JVA Essen in Untersuchungshaft. Es besteht der Verdacht, dass er
Kunstobjekte und Oldtimer zu weit überhöhten Preisen an Geldanleger weitergegeben
hat. Achenbach habe beispielsweise Rechnungen für Gemälde, die auf Dollar ausgestellt waren, auf Euro-Beträge umfrisiert. Auch
besteht der Vorwurf, von den Verkäufern Zahlungen dafür erhalten zu
haben, dass er ihre hohen Preise akzeptierte. Die Anzeige stammt von Babette
Albrecht, der Witwe des Aldi-Erbe Berthold Albrecht
und Schwiegertochter von Aldi-Nord Gründer Theo Albrecht .
Nach dem Tod ihres Mannes hatte sie die Sammlungen, die sie über Achenbach – einundzwanzig Kunstwerke und sieben Oldtimer – erworben hatten, schätzen lassen und erfahren, dass deren Wert nach Auffassung des Gutachters weit unter dem Kaufpreis liegt.
Es werden Schadens-Summen zwischen 18 und 50 Millionen Euro genannt.
Achenbach ist ein in Düsseldorf ansässiger Kunstberater. Er gilt als Erfinder des
'Art Consulting'
in Deutschland und ist Gründer und Geschäftsführer der 'Achenbach Art
Consulting'. Achenbach arbeitet seit rund 40 Jahren in der Kunstszene. Er war Trauzeuge von Jörg Immendorff
, arbeitete mit Weltstars wie Gerhard Richter
, Andreas Gursky
und Tony Cragg
zusammen und vertreibt Kunst an Wirtschaftsgrößen. In seinen Ausstellungsräumen
zeigte Achenbach auch Einzelausstellungen von Friedensreich Hundertwasser
und anderen.
Achenbach beriet zahlreiche Unternehmen, Banken und Versicherungen beim Aufbau ihrer Sammlungen und baute
auch einige private Kunstsammlungen auf. Er ist Geschäftsführer und Miteigentümer der 2002 gegründeten privaten
"Kunst-Sammlung Rheingold” , die er mit den vier Brüdern Viehof
finanzierte. Sein erster Auftrag war die künstlerische Ausstattung des von den Düsseldorfer Architekten HPP neu gebauten Klöcknerhauses in Duisburg, der ein Volumen von 600.000 DM hatte.
Neben Kunstkonzepten für Geschäftskunden und firmeneigener Sammlungen wurden auch private Kunstsammlungen betreut,
neben der von Berthold Albrecht auch die des Pharma-Unternehmers Christian
Boehringer .
Letzterer hatte mehrere Bilder im Wert von 1,2 Millionen Euro von Achenbach erworben und war, nachdem er ihn mit dem Vorwurf des nicht abgesprochenen Preisaufschlags konfrontiert hatte, von
Achenbach entschädigt worden.
Als schillernde Figur ist Achenbach vor allem durch seine Nebenaktivitäten
bekannt, etwa in der Gastronomie oder als Präsident von Fortuna Düsseldorf
.
Achenbach ist in der Kunstszene bestens vernetzt und unterhielt exzellente Kontakte zu Superreichen wie auch
zu Vorständen von Dax-Konzernen. Er besitzt das Talent, Leute für
sogenannte Kunst zu begeistern, die keine Ahnung haben. Kasper König , der frühere Direktor des Museums Ludwig
in Köln, charakterisierte Achenbach: „Der geht auf den Golfplatz, lernt irgendwelche Leute kennen und kurz darauf sind sie bekehrt für die Kunst und er dreht ihnen teure Bilder an, weil sie glauben, sich damit – wie mit einem Haus auf Sylt – in die Gesellschaft einkaufen zu können.“
Dem Fußballer Jérôme Boateng
verkaufte er einen 'Gerhard Richter' und ein Nagelbild von Günther Uecker
,
auch Michael Ballack
war bei Achenbach Kunstkäufer, um seine Millionen anzulegen. Zu
Achenbachs Kundschaft gehören auch Größen wie Frieder Burda ,
Mick Flick ,
Gerhard Schröder
und viele andere mehr.
Die Idee der Kunstberatung ist durch Helge Achenbach perfektioniert worden. Ihm gelang es, Unternehmen davon zu überzeugen, durch eine
sogenannte künstlerische Ausstattung von Gebäuden klare Botschaften nach außen und innen zu senden. Es passierte nicht selten, dass dabei mehrere Millionen Euro für die Anschaffung passender Werke ausgegeben wurden. Firmen wie Victoria (heute Ergo), VW, Audi, die Apotheker-und Ärzte-Bank, die LZB, die Allianz ließen sich von Achenbach komplette Konzepte schneidern, mit denen sie
prunken konnten. Und dabei war die Zufriedenheit der Unternehmen bisher sehr groß, denn die
vor Jahren angeschafften Werke waren später häufig ein Vielfaches von dem wert, was damals bezahlt wurde.
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