Donnerstag, 13. September 2014

Aufgang zur Empore, die Glöckner-Stube sowie der Zugang zum Heizungskeller aufgebrochen
ABCD
Berlin - Der Konflikt um die Migrantiner vom Kreuzberger Oranienplatz und aus dem Hostel in der Friedrichshainer Gürtelstraße war am frühen Donnerstagabend in die nächste Runde gegangen, diesmal mit einer Kirchenbesetzung: 

80 bis 120 Migrantiner und Unterstützer hatte die St. Thomas-Kirche am Kreuzberger Mariannenplatz besetzt. Am Freitagmorgen sagte ihr Sprecher Turgay Ulu, sie seien obdachlos geworden, nachdem der Senat ihre Anträge geprüft und abgelehnt habe. Seit der Räumung der Kreuzberger Gerhart-Hauptmann-Schule im Juni hatten diese Migrantiner immer wieder Gebäude besetzt, unter anderem den Berliner Fernsehturm. Erst am Sonntag verließen sie auf Druck der Polizei das Dach einer Unterkunft in der Friedrichshainer Gürtelstraße, wo sie 13 Tage verbracht hatten. 

Die Polizei blieb untätig, weil keine Anzeige wegen Hausfriedensbruch der Kirchengemeinde vorlag. Am späten Donnerstag-Abend kam die Pfarrerin der Gemeinde, Claudia Mieth, in die Kirche, um mit den Besetzern zu reden. Sie duldete die Gäste über Nacht. Diese schliefen auf Bänken im Kirchenschiff und in anderen Räumen.

Stellungnahme des Gemeindekirchenrates St. Thomas zur Besetzung der St. Thomas Kirche 

Berlin, 12. September 2014

Am gestrigen Donnerstag, den 11. September 2014 strömten zur wöchentlich stattfindenden Andacht in der St. Thomas Kirche, Berlin-Kreuzberg am Mariannenplatz, gegen 19:00 Uhr unerwartet etwa 50 Menschen in die Kirche, mit dem erklärten Anliegen, dauerhaft Obdach in der Kirche zu finden. Es befanden sich nur wenige Gemeindemitglieder in der Kirche, Pfarrerin Claudia Mieth war auf der Rückreise von einer Tagung. In den darauffolgenden Stunden wuchs die Menge auf mehr als 100 Personen an. Nach mehreren Gesprächsrunden mit den Aktivisten mussten die inzwischen eingetroffenen Vertreter des Gemeindekirchenrates und die Pfarrerin feststellen, dass die Aktivisten nicht bereit waren, die Kirche friedlich zu verlassen. Eine Räumung durch die Polizei wird derzeit ausgeschlossen.

Die sechs Mitglieder des Gemeindekirchenrates und die Pfarrerin der St Thomas Gemeinde erklären:

„Vergangene Nacht boten wir als Kompromiss an, dass diejenigen, die einen Schlafplatz benötigten, für diese eine Nacht bleiben und die Aktivisten das Kirchgebäude verlassen. Die Aktivisten lehnten das Angebot ab und forderten im Namen der Flüchtlinge, im Kirchgebäude bis auf unbestimmte Zeit zu bleiben und, dass „die Kirche uns helfen soll.“ Zu keiner Zeit war es uns möglich, herauszufinden, wie viele Flüchtlinge einen Schlafplatz benötigen. Die Schätzungen schwanken zwischen zehn und 30.
Wir möchten betonen, dass wir das Anliegen der Menschen nach einer Unterkunft unterstützen und dass wir den Wunsch nach einem Bleiberecht verstehen. Wir schließen uns der Forderung unseres Bischofs an, dass die Flüchtlingspolitik dringend geändert werden muss.

Wir sagen aber auch, dass ein Aufenthalt der Flüchtlinge und Aktivisten in der Kirche über diese eine Nacht hinaus unmöglich ist. Zum einen fehlen sanitäre Anlagen und lässt sich der Kirchraum nicht zum Wohnraum umgestalten. Zum anderen hat die St. Thomas-Gemeinde kein Personal, um die notwendige Betreuung zu gewährleisten. Die vergangene Nacht wurde mit Ehrenamtlichen bewältigt, die teilweise von außerhalb der Gemeinde kamen. Und schließlich ist die Lage absolut unübersichtlich, was die Anzahl und die Verantwortung der Anwesenden betrifft. Es gibt keine Ansprechpartner, die Vereinbarungen verbindlich umsetzen könnten. So wurden bereits der Aufgang zur Empore, die Glöckner-Stube sowie der Zugang zum Heizungskeller aufgebrochen, ohne dass hierfür jemand Verantwortung übernommen hätte.

Wir benötigen dringend Unterstützung und fordern die Kirchenleitung auf, sich gemeinsam mit uns um eine friedliche Lösung zu bemühen. Bezirk und Senat fordern wir auf, seinen [ihren] Pflichten unverzüglich nachzukommen und den Menschen eine Unterkunft anzubieten.

Wir werden alles tun, um die Menschen zu überzeugen, die Kirche friedlich zu verlassen. Ein Daueraufenthalt in der Kirche ist für alle Beteiligten unzumutbar und löst das Grundproblem der Flüchtlinge nicht.“


Kontakt: Pfarrerin Claudia Mieth, 030 6123722, gemeinde@stthomas-berlin.de
www.stthomas-berlin.de.
ABCDD

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