Dienstag, 23. September 2014

Irgendeine Sünd- oder Sintflut ist immer vor der Tür, aber dabei leben die Menschen vergnüglich weiter und backen Hochzeitskuchen. 

                                                    Theodor Fontane

Am Dienstag, 23. September, findet in New York der Klimagipfel 2014 statt. Er soll den Weg ebnen zu einem neuen Klima-Vertragswerk. Der Generalsekretär der Vereinten Nationen Ban Ki- Moon hat die Staatschefs aller Länder zu diesem Klimaschutz-Sondergipfel eingeladen. Es geht mal wieder um den Klimawandel, angebliche Ursache für den Anstieg des Meeresspiegels, extreme Wetterphänomene, eine Übersäuerung der Meere, das Abschmelzen der Pole, die Zerstörung der Artenvielfalt, die Gefährdung der internationalen Ernährungssicherheit usw. usf. Der Klimawandel ist somit endlich dingfest gemacht als der eigentliche Verursacher aller Übel dieser Welt, den frühere Geschlechter als 'Diabolos' [= Durcheinanderwerfer] oder kurz als Teufel bezeichneten. 

 

In zurückliegenden Zeiten versuchte man, sich des Teufels zum Beispiel durch fromme Gelübde, Wallfahrten [z. B. strömten oftmals Hunderttausende und Millionen zum Heiligen Rock nach Trier] oder eine asketische Lebensweise [Säulenheilige ] zu erwehren. Heutzutage werden ähnliche Rezepte zum Kampf gegen den Klimawandel vorgeschlagen. Der Internationale Verband für das öffentliche Verkehrswesen (UITP) beispielsweise wird auf der Klimakonferenz 2014 ein freiwilliges Bekenntnis zur Reduktion der Treibhausgase im öffentlichen Verkehr abgeben. Was Wallfahrten betrifft, so sollen bereits am 21. September 310.000 Menschen in New York, 40.000 in London, 25.000 in Paris und 10.000 in Berlin auf sog. Volks-Klima-Märschen für gutes Klima demonstriert haben. Auch die 'Heinrich-Böll-Stiftung' ist ganz vorne mit dabei: sie setzt sich für eine geschlechtergerechte und sich an Menschenrechten orientierende "Low-Carbon-Economy" ein. 

Und erst die Religionen: Schon im Vorfeld des Ban Ki-moon-Gipfels vom 23. September fand in New York am 21. und 22. September eine 'Klimakonferenz der Religionen' fand statt. Cornelia Füllkrug-Weitzel , Präsidentin von 'Brot für die Welt', vertrat auf diesem Interreligiösen Klimagipfel die ACT Alliance, ein weltweites Bündnis von 140 protestantischen und orthodoxen Kirchenorganisationen, deren Aufsichtsratsvorsitzende sie ist. Sabine Minninger , Klimaexpertin von 'Brot für die Welt' nimmt als deutsche NGO-Vertreterin am Ban Ki-moon-Klimagipfel teil. 

Auf dem Interreligiösen Klimagipfel appellierten 30 leitende Geistliche, Moslems, Hindus, Juden und Christen u.a. an die Weltführer, konkrete Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen. „Uns läuft die Zeit davon“, so Cornelia Füllkrug-Weitzel. „Wir bekommen ständig Schreckensnachrichten von Partnerorganisationen und Kirchen aus dem Süden, deren Lebensgrundlagen durch Wetterextreme, durch Überflutungen und neuartige Dürren in Folge des Klimawandels zerstört werden.“ Die religiösen Führer hoffen, dass ihre gemeinsame Botschaft den Anstieg der Treibhausgase wirksam stoppen wird. Sabine Minninger erwartet vom Ban Ki-moon-Gipfel am 23. September, dass finanzielle Zusagen für das Auffüllen des 'Grünen Klimafonds' gemacht werden. 

Die erlauchtesten Führer im Kampf um das Klima sind natürlich die akkreditierten Klimafolgenforscher. Sie unterfüttern den Meinungsaustausch der Weltführer am Dienstag in New York über einen Weltklimavertrag mit dem notwendigen Blick auf die Zukunft. Frühere Völker hatten hierfür ihre Wahrsager und Propheten. Jetzt vertrauen sogar die Interreligiösen mehr auf die Klimafolgenforscher. Und diese sagen, die Treibhausgase aus Fabriken, Kraftwerken und Autos drohen immer stärker, das Klima erheblich zu erwärmen. Und sie warnen vor den unheilvollen Folgen wie ansteigende Meere, schmelzende Gletscher, Extremregen oder Hitzewellen.

Nur noch eine Generation lang dürften fossile Energien verbrannt werden, mahnen die Klimavorherseher. Gut 2000 Milliarden Tonnen CO2 habe die Menschheit seit Beginn der Industrialisierung bereits mit Abgasen in die Luft geleitet. Bleibe der CO2-Ausstoß so hoch wie derzeit, überschreite er in etwa 30 Jahren den kritischen Wert von 3200 Milliarden Tonnen des Gases seit Beginn der Industrialisierung. Der Menschheit wird deshalb Enthaltsamkeit abverlangt, andernfalls müssten wir bald verhungern, verdursten, ertrinken, erfrieren oder uns zu Tode schmoren. Mehr als die Hälfte der Kohle-, Öl- und Gasvorräte sollen in der Erde gelassen werden. Es sei zudem notwendig, innerhalb von 30 Jahren den CO2-Ausstoß um wenigstens fünf Prozent pro Jahr zu verringern. 2014 stiegen die Treibhausgasemissionen leider noch um 2,5 Prozent.

Größter CO2-Verursacher ist China. Es stieß 2013 rund zehn Milliarden Tonnen CO2 aus, also etwa das Doppelte des zweitplatzierten USA. Die 28 EU-Staaten zusammen kamen auf 3,5 Milliarden Tonnen im vergangenen Jahr. So groß war der Anteil der abgasstärksten Staaten an den weltweiten CO2-Emissionen 2013: 1. China 29%, 2. USA 15%, 3. EU 10%, 4. Indien 7,1%, 5. Russland 5,3%, 6. Japan 3,7%. Die BDR hatte einen Anteil von 2,2%. Maßnahmen zur Reduktion des weltweiten CO2-Ausstoßes sind deshalb hier natürlich besonders schlagkräftig.

Mit diesen Werten beschleunige sich die Erwärmung des Klimas rasant, warnen die staatlich anerkannten Klimafolgenforscher. Nach Einschätzungen des Weltklimarats IPCC könnte es Ende des Jahrhunderts sogar vier Grad wärmer sein als zu Beginn der Industrialisierung.

 

 

Ob's stürmt oder schneit,
Ob die Sonne uns lacht,
Der Tag glühend heiß
Oder eiskalt die Nacht.
Besorgt sind die Gesichter,
und ernst ist unser Sinn,
Es braust unser Klima
Im Sturmwind dahin. 

ABCD

In den letzten 20 Jahren hat der Temperaturanstieg allerdings zunächst einmal, entgegen allen Kassandrarufen unserer Klima-Vorhersager, eine Verschnaufpause eingelegt. Vielleicht darf man also doch noch hoffen, der endgültigen Klimakatastrophe ohne vollständige Entsagung zu entkommen. Martin Luther könnte einen hierin bestärken mit seinem Ratschlag aus dem Jahre 1546 in der Schrift „Warnung an die lieben Deutschen“ im Rückblick auf die Wallfahrt des Jahres 1545: „Wie ist man gelaufen zu den Wallfahrten! […] Was thät allein die neue Bescheißerei zu Trier, mit Christus Rock? Was hat hie der Teufel großen Jahrmarkt gehalten in aller Welt, und so unzählige falsche Wunderzeichen verkauft? […] Und das noch das Allerärgest ist, daß sie die Leute hiemit verführet [...] haben, auf solche Lügen zu trauen und bauen […]“.
ABCD

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