* 11. Mai 1885 in Hohenpolding
† 5. Oktober 1966 in Freising
Deutscher
Theologe
und Pomologe.
Aigner wurde auf dem Poldingerhof bei Hohenpolding geboren und war als
ältester Sohn der Hoferbe, schlug aber zugunsten seiner zehn Geschwister
sein Erbe aus, um Priester zu werden. Ab 1891 besuchte Aigner die
Volksschule in Hohenpolding. Im Herbst 1896 wechselte er ins
erzbischöfliche Gymnasium in Freising. 1904 wurde er nicht versetzt.
Daraufhin wechselte er an das Luitpold-Gymnasium in München und machte im
Sommer 1906 sein Abitur. Im November desselben Jahres trat er in Freising
ins Priesterseminar ein und begann ein Studium der Theologie.
Aigner interessierte sich schon früh für den Obstanbau und gründete
1908 in Hohenpolding den 'Hohenpoldinger Obstbauverein' .
Im darauffolgenden Jahr wurde Aigners Verein vom bayerischen Staat mit
1000,-- Mark bezuschusst. 1911 wurde Aigner zum Priester geweiht. Als Koadjutor
wurde er im Sommer desselben Jahres nach Ilmmünster
entsandt und
gleichzeitig als Lehrer ans Knabenseminar im Kloster Scheyern
berufen.
Sein Weg führte Aigner 1916 als Koadjutor nach Grafing
bei München und
1921 in gleicher Funktion nach Haimhausen
. 1925 berief man ihn als
Kooperator nach Söllhuben
und ein Jahr darauf für über fünf Jahre als
solchen nach Dorfen
.
Im Juli 1931 avancierte er zum Vikar in Sittenbach .
Dort wurde er dann am 19. August 1931 zum Pfarrer ernannt. Während dieser Jahre war Aigner in jeder freien Minute unterwegs, um
Vorträge über den Obstbau zu halten und Interessierte zu beraten. 1930
wurde er zum Präsidenten des 'Obst- und Gartenbauvereins Oberbayern'
gewählt.
Aigner war seit 1916 war er Mitglied der bayerischen Volkspartei (BVP) .
Nach 1933 bezog in seinen Predigten Stellung gegenüber der SA und wurde
wegen Beleidigung zu einer Geldstrafe von 150 RM verurteilt, die ihm
jedoch wegen einer Amnestie erlassen wurde. 1936 verwehrte er den Einzug
der Hakenkreuzfahnen in die Sittenbacher Kirche und verweigerte dort das
von der katholischen Kirche anberaumte Glockenleuten anlässlich eines
nationalen Feiertags. Deswegen wurde er 1937 nach Hohenbercha
strafversetzt.
Ende 1939 sagte Aigner nach dem misslungenen Attentat auf
Adolf Hitler
im Religionsunterricht, es wäre besser gewesen, wenn dieses
geglückt wäre. Für diese Äußerung erhielt er im Frühjahr 1940 eine
Haftstraße von sieben Monaten, die er in Stadelheim und Friedberg zum
Teil absaß. Da ihm die Untersuchungshaft angerechnet worden war, wurde er
bereits am 23. Juni 1941 aus der Haft entlassen. Am 12. September 1940 kam
Aigner ins Konzentrationslager Sachsenhausen
und am 3. Oktober 1941 nach
Dachau
in den Priesterblock. Dort arbeitete er in der Landwirtschaft und
setzte nebenbei die Züchtung neuer Apfelsorten fort. Ende April 1945 trat
Aigner zusammen mit anderen Häftlingen einen Marsch nach Süden an, wobei
er sich am Starnberger See in einem dortigen Kloster verstecken
konnte.
Nach Kriegsende kehrte Aigner als Pfarrer in seine Gemeinde Hohenbercha
zurück. Dort widmete er sich wieder den Äpfeln. Im Oktober 1945 wurde er
zum Landesvorsitzenden des Bayerischen Landesverbandes für Obst- und
Gartenbau
gewählt und bekleidete dieses Amt fünf Jahre lang. Im September 1966
verstarb Aigner im Alter von 81 Jahren. Seine letzte Ruhestätte fand er
auf dem Friedhof in Hohenbercha. Auf der Documenta 2012
wurden Aigners Apfel-Bilder ausgestellt .
Weitere
Infos:
Neue
Apfelsorten aus dem KZ
Am 9. November 1939
sagte Korbinian Aigner in der Religionsstunde zu seinen
Schülern: "Ich weiß nicht, ob das Sünde ist, was der Attentäter
[Georg Elsner]
im Sinn hatte. Hätte
er Erfolg gehabt, dann wären vielleicht eine Million Menschen gerettet worden."
Nach einer Denunziation wurde Aigner festgenommen und
im Mai 1940 zu 7 Monaten Gefängnis in der Münchner Haftanstalt Stadelheim verurteilt.
Wegen Anrechnung der Untersuchungshaft wurde er bereits am 23. Juni
von dort wieder entlassen, um direkt als Häftling Nr. 27.788 in das Konzentrationslager Dachau zu
gelangen. Dort arbeitete Aigner in der
Landwirtschaft, pflanzte Apfelbäume und züchtete neue
Sorten. Eine davon wurde 1985 zum 100. Geburtstag Aigners offiziell
'Korbiniansapfel' benannt .
Ende 1940 hatte die SS damit begonnen, alle geistlichen Häftlinge isoliert in Dachau in Priesterbaracken unterzubringen, um Heilkräuter anzupflanzen. Ziel war es, dem SS-eigenen Unternehmen "Deutsche Versuchsanstalt für Ernährung und Verpflegung" zuzuarbeiten – und damit der nationalsozialistischen Autarkiepolitik. Doch Aigner beschränkte sich weder auf seine KZ-Order, noch gab er die Züchtung von Kulturäpfeln auf. Zu Hilfe kam ihm das Wachpersonal, das den Pfarrer mit Äpfeln versorgte. Auch halfen Geistliche, die die Kräuter vertrieben und Kontakt mit der Novizin Imma Mack aufnahmen. Sie schmuggelte Briefe und Päckchen aus dem Lager.
Im Januar 1941 wurde in Block 26, Stube 4, auf Befehl des RFSS Heinrich Himmler für die Geistlichen eine Kapelle eingerichtet. Vom 22. Januar
1941 an konnten die Geistlichen dort täglich Gottesdienst feiern. Auch trafen
Pakete und Geschenke von kirchlichen Vertretern ein. Ab April 1941 erhielten alle Geistlichen eine größere Brotration und andere Vergünstigungen, zum Beispiel täglich einen Viertelliter Kakao, einen Viertelliter Messwein und einen Achtelliter Bier. Ende 1942 wurde
im ganzen KL Dachau die Beschränkung beim Erhalt von Paketen aufgehoben. Priester, vor allem polnische,
bekamen mehr Pakete als andere, da sie auch von ihren Pfarrgemeinden bedacht wurden. Vor den Pfarrerblocks bildeten sich Reihen von Bittstellern, viele waren russische Häftlinge, die nie Pakete aus der Heimat erhielten. Durch den Tauschhandel konnten
die polnische Geistlichen in bessere Kommandos gelangen.
Pfarrer Aigner betrieb seine Apfel-Züchtungen zwischen den Priesterbaracken in einem Kräutergarten
und versah sie mit den Nummerncodes: KZ1, KZ2, KZ3, KZ4 .
Die Sämlinge wurden 1944 mit Hilfe von Imma Mack aus dem Lager gebracht. In Aigners Heimatgemeinde Hohenbercha wurden sie von Ministranten
sortiert. Nach Aigners Rückkehr aus Dachau sah er die Sorte KZ 3 als flächendeckend anbauungswürdig
an. Er pflanzte den Mutterbaum im Garten eines Gasthofes und widmete sich
weiter seiner Leidenschaft: der Pomologie.
Das Thema „Apfelpfarrer“ ist in Dorfen
sehr
aktuell, denn Korbinian Aigner war
dort mehr als fünf
Jahre bis 1931 Koadjutor und für die
Filialen Jaibing, Staffing und Jakobrettenbach (alle
Gemeinde Eibach) zuständig. Dort machte er sich
besonders um den Obstbau verdient. Seine Verdienste
werden in einem Abschiedsgedicht gewürdigt, das zu
seinem Abschied von Eibach im Juli 1931 gedichtet
wurde. Das Gedicht wird nach der Melodie „Am
Brunnen vor dem Tore…“ gesungen:
Bei
Eibach in den Gärten
steht manch ein Apfelbaum,
im Feld und auf den Wegen
wär noch für viele Raum.
Herr
Aigner hat´s gepflanzet,
veredelt manchen Stamm,
weshalb er auch nicht selten
zu spät zur Kirche kam.
Ja
so ein Baum machr Sorgen,
die Blätter fressen d` Läus;
und drunten an den Wurzeln
benagen sie die Mäus.
Und
trägt er auch nicht Früchte,
er tut ja was er kann,
das ganze Herz des Aigners
hängt an den Bäumen dran.
Er
schwärmt von vielen Sorten
malt Bilder sich davon.
Er braucht sie nur anblicken,
dann ist er selig schon..
Und
sollt er einmal sterben,
geht er zum Himmel ein.
Sind dort nicht Apfelbäume,
will er nicht drinnen sein.
Herr
Aigner muss nun scheiden
an einen andern Ort,
er geht am allerschwersten
von seinen Bäumen fort.
Sie
rauschen mit den Zweigen
und sehn ihn traurig an:
Leb woh auf Wiedersehen,
du guter Apfelmann!