Sonntag, 5. Oktober 2014

Eröffnung des Rügendammes 

am 5. Oktober 1936.

 

Rügendamm ist der Name der seit 1935 bestehenden Strelasund-Querung, die mit einem Straßenbrückenzug für eine zweistreifige Fahrbahn und einen Gehweg sowie in paralleler Lage für einen eingleisigen Eisenbahnbrückenzug errichtet wurde. Der Rügendamm verbindet Stralsund mit Rügen. 

 

Die Hauptfahrrinne im Ziegelgraben wurde mit einer Klappbrücke von 25 m Breite überwunden, weiter entstand ein geschütteter Teil und eine 540 m lange Brücke von der Insel Dänholm nach Rügen mit 10 Öffnungen von je 54 m Breite, die 9 Pfeiler reichen bis -24,7 m unter NN. Der Damm ist 2.540 m lang und hat eine ca. 15 m breite Dammkrone, die die Fahrbahn (B 96), den Bahnkörper und einen Fuß- und Radweg aufnimmt. 

 

Die Ziegelgrabenbrücke wird mehrmals am Tag geöffnet, um Schiffen die Durchfahrt zu ermöglichen. Auf dem Dänholm beginnt der eigentliche Rügendamm, d. h. der Verlauf der Strelasund-Querung als Damm. Dieser ist die Verbindung zwischen Ziegelgrabenbrücke und Rügendammbrücke und reicht noch über den eigentlichen Dänholm hinaus in den Strelasund. Die Rügendammbrücke ist eine 10-feldrige Stahlkonstruktion mit einer Länge von 540 Meter. Das Bauwerk, bestehend aus je einem Überbau für die eingleisige Bahnstrecke und den Straßenverkehr, verbindet die Insel Dänholm mit der Insel Rügen und endet bei der Ortschaft Altefähr.     

In Anwesenheit des Reichsverkehrsminister Julius Dorpmüller wurde am 5. Oktober 1936 der Eisenbahnbetrieb über den neu geschaffenen Damm eröffnet. Im Rathaus Stralsund wurden zunächst die enormen technischen Leistungen gewürdigt. Vom Bahnhof aus fuhren Honoratioren und Pressevertreter mit einem Sonderzug zum Stralsunder Hafenbahnhof, von wo die Reise mit dem Trajekt (Eisenbahnfähre) „Altefähr“ entlang des neuen Bauwerks führte. Dabei passierten die vier anderen Trajekte die „Altefähr“, die die Gäste anschließend wieder zum Hafenbahnhof brachte. Der Sonderzug fuhr über den Hauptbahnhof und den Rügendammbahnhof um 13:52 Uhr auf die neue Brücke und dann in den Bahnhof Altefähr ein. Dort war nahe dem Damm ein Festzelt aufgebaut worden, die Fahnen des Reiches wehten über den Feiernden, Reden wurden gehalten und die beiden ersten Schnellzüge nach und von Schweden fuhren vorbei.  

Am 13. Mai 1937 wurde auch die Straßenverbindung in Anwesenheit des pommerschen Gauleiters Franz Schwede-Coburg ihrer Bestimmung übergeben. Von den Feierlichkeiten im Stralsunder Rathaus fuhren die Gäste, unter denen auch Arbeiter waren, mit Autobussen über den Rügendamm und zurück, anschließend wurde im „Haus der Deutschen Arbeit“ am Hindenburg-Ufer in Stralsund gefeiert; nachts gab es auf dem Alten Markt eine Kundgebung sowie ein Feuerwerk.

 

Die Grundsteinlegung für den Rügendamm erfolgte am 1. August 1931. 1932 begannen die Erdarbeiten für die Gleise zwischen dem Stralsunder Hauptbahnhof und dem Ziegelgraben, sie kamen allerdings ins Stocken. Im September 1933 wurden die Arbeiten wieder aufgenommen. Die Erdarbeiten erfolgten zunächst im Handbetrieb – eine Maßnahme hauptsächlich zur Arbeitsbeschaffung für Arbeitslose. Nachdem die Arbeiten aufgrund der Bodenbeschaffenheit immer schwieriger wurden, stellte man ab Herbst 1934 vollständig auf einen Baggerbetrieb um. Die Erde wurde mit Loren abtransportiert und zur Schüttung des Dammes verwendet. Am Bahnhof wurden die südlichen Anlagen erweitert und eine Einfahrt für Güterzüge aus südlicher Richtung geschaffen.

Im November 1933 begannen die Arbeiten zur Ausbaggerung der Fahrrinne im Ziegelgraben; die dabei ausgebaggerten Böden, die zum Aufschütten der Dämme nicht geeignet waren, wurden zum Teil auf Stralsunder Seite abgelagert, der größte Teil aber wurde auf die neuen Spülfelder in Drigge verbracht. Allein aus der künftigen Schiffahrtsrinne wurden 1.000.000 m³ Schlick und Sand gebaggert. Im Ziegelgraben und im Strelasund zwischen Dänholm und Rügen wurde der Schlick auf einer Breite von 50 Metern ausgebaggert, zudem wurde unter der künftigen Brücke über den Sund eine Flutrinne von 11,40 Meter Tiefe und 25 Metern Breite geschaffen. Dabei fielen weitere 700.000 m³ Schlick an. Der Dammfuß wurde mit Sand und Kies geschaffen. Insgesamt wurden dazu 1.000.000 m³ Sand und Kies eingesetzt. Vom aufgespülten Damm aus wurden Spundwände in den Boden gerammt. Die Rammung nahe der Widerlager der Brücke erfolgte vom Schiff aus. Der Damm im Ziegelgraben und zwischen dem Dänholm und dem Widerlager der Brücke wurde mit den bei den Eisenbahnarbeiten gewonnenen Böden verfüllt.

Der Bau der Ziegelgrabenbrücke begann im März 1934. Die beiden klappbaren Brücken waren mit Drehstrommotoren ausgestattet. Sie konnten entweder zusammen gehoben werden oder auch einzeln. Im März 1935 lief der Probebetrieb der Klappbrücken. Mitte Juli 1935 wurde die Straßenbrücke für den Verkehr auf die Insel Dänholm freigegeben, Bauzüge konnten ab dem 3. Dezember 1935 die Eisenbahnbrücke benutzen.
 
Die Strelasundbrücke wurde auf zwei Widerlagern und neun Pfeilern errichtet. Auch bei ihr sind wie bei der Ziegelgrabenbrücke die Eisenbahnbrücke geschweißt und die Straßenbrücke genietet. Die Überbauten haben ihre festen Lager auf den Pfeilern 3 und 7 und sind auf den anderen Pfeilern nur abgestützt. Die Straßenbrückenüberbauten wurden auf zwei Behelfsbrücken am Dänholm montiert und dann jeweils eingeschwommen.

 

Teile des Rügendamms wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört und später wieder notdürftig in Stand gesetzt. Nach 1990 zeigte sich, dass die Kapazität des Rügendamms nicht mehr ausreichte. Deshalb wurde eine zusätzliche Überquerung des Strelasunds geplant und ausgeführt. Am 21. Oktober 2007 wurde die neue Rügenbrücke nach dreijähriger Bauzeit für den Autoverkehr freigegeben. Allerdings müssen Radfahrer und die Eisenbahn weiter den alten Rügendamm nutzen. Die neue Strelasund-Querung ist insgesamt 4.100 m lang, der Brückenabschnitt selbst 2.830 m. Dieser besteht aus 6 Teilen, ingenieurtechnisch herausragend ist die 600 m lange Schrägseilbrücke, die den Ziegelgraben stützfrei überspannt. Gehalten wird sie von einen weithin sichtbaren 128 m hohen Pylon - ein neues Wahrzeichen von Stralsund. Die Durchfahrtshöhe für die Schifffahrt beträgt 42 m. 

 

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