Gerhard Domagk
ABCD
* 30. Oktober 1895 in
Lagow ,
Brandenburg
† 24. April 1964 in Königsfeld
im Schwarzwald
Deutscher Pathologe, Bakteriologe und Nobelpreisträger.
ABCD Domagk wurde als Sohn eines Rektors geboren.
Seine Mutter, Martha Reimer, stammte aus einer Bauernfamilie Sie lebte bis
1945 in Sommerfeld, von wo sie 1945 durch die Polen aus ihrem Haus
vertrieben wurde und in einem Lager verhungerte. Gerhard Domagk besuchte
bis zu seinem 14. Lebensjahr die Schule in
Sommerfeld. Er begann nach dem Abitur in Schlesien ein Medizinstudium an der Universität Kiel, welches er unterbrach, um freiwillig als Soldat im Ersten Weltkrieg zu dienen. Bereits im ersten Kriegsjahr 1914 wurde er verwundet und
wurde im restlichen Krieg als Sanitäter eingesetzt. Nach dem Krieg beendete er sein Studium und begann an der Universität Greifswald bakteriell verursachte Infektionen zu erforschen. 1923 entkam er durch einen
glücklichen Zufall - er hatte den Zug kurz verlassen - dem schweren Eisenbahnunfall von
Kreiensen . 1925 folgte er seinem Professor Walter
Groß
an die Universität Münster und habilitierte sich dort 1926: „Die Vernichtung von Infektionskrankheiten durch das Retikuloendothel und die Entstehung des
Amyloids“. Im selben Jahr heiratete Domagk seine Frau Gertrud, geb. Strübe, mit der er drei Söhne und eine Tochter hatte.
Ab 1929 forschte und entwickelte Domagk, vorzugsweise im Stammwerk der Bayer AG innerhalb der I.G. Farben in Wuppertal-Elberfeld. Er führte die Sulfonamide in die Chemotherapie der bakteriellen Infektionen ein und entwickelte wirkungsvolle
Tuberkulostatika. Domagk entdeckte 1935 die antibakterielle Wirkung des Sulfonamid-Farbstoffs
Prontosil .
In großem Umfang eingesetzt wurde Prontosil im Zweiten Weltkrieg auf deutscher Seite. Es wurde bei Verletzungen
- wie auf alliierter Seite das Penicillin - vorbeugend gegen Wundinfektionen verabreicht.
Für diese Entdeckung erhielt er 1939 den Nobelpreis für
Medizin. Jedoch war es ab 1937 aufgrund einer Anordnung Adolf Hitlers
Reichsdeutschen verboten, den Nobelpreis anzunehmen. Vorangegangen war die Verleihung des Friedensnobelpreises an den
1931 wegen Landesverrats zu 18 Monaten Gefängnis verurteilten Carl von
Ossietzky .
Erst 1947 konnte ihm der schwedische König die Urkunde aushändigen, allerdings ohne die mit dem Preis verbundene
Geldsumme in Höhe von 100.000 Reichsmark, die an die Stiftung zurückgefallen
war. Dass sich Domagk trotz des Verbotes schriftlich für den Preis bedankte,
soll ihn angeblich für kurze Zeit ins Gefängnis gebracht haben. Domagk
erinnerte sich später: "Am 26. Oktober 1939 wurde ich um Mitternacht wegen eines dringenden Telegramms aus dem Bett
geschellt, die erste offizielle Nachricht über die Ehrung aus dem schwedischen
Karolinska-Institut. Weder in der Presse noch im Funk gab es eine Information über die
Nobelpreisverleihung". In Deutschland habe davon kaum jemand erfahren, Glückwunsche kamen vor allem aus dem Ausland.
Nachdem Domagk 1947 den Nobelpreis mit achtjähriger Verspätung entgegengenommen hat, widmet er seine weitere Arbeit vorwiegend der Bekämpfung der Tuberkulose.
1937 betrug die Rate der Neuerkrankungen an Tuberkulose in Deutschland pro Jahr 77 Fälle bezogen auf 100 000 Einwohner. 1947 war diese Zahl auf 225 Fälle pro 100 000 Einwohner gestiegen, Millionen von Frauen, Männern und Kindern starben an Tuberkulose. Gerhard Domagk hatte recht behalten mit seiner Prognose, dass diese Erkrankung aufgrund der schlechten Ernährung und der großen Armut der Zivilbevölkerung nach dem Krieg eines der größten Probleme in
Deutschland werden würde.
Das Problem der Tuberkulose hatte Domagk schon seit Ende des Ersten Weltkriegs verfolgt, und zwischen 1937 und 1940 hatte er mehr als
2.000 Sulfonamid-Abkömmlinge im Labor und an Meerschweinchen getestet - mehr oder weniger erfolglos. Doch 1943 endlich gelingt der Forschergruppe um Gerhard Domagk die Entdeckung eines wirkungsvollen Tuberkulosemittels. In der münsterschen Hautklinik Hornheide gelang Domagk 1946 die weltweit erste Heilung einer Tuberkulose, der Hauttuberkulose Lupus
vulgaris. Daraus entwickelte Domagk Mitte der 50er Jahre im wissenschaftlichen Hauptlabor in Leverkusen eine außerordentlich gut verträgliche Kombination von drei Präparaten zur Behandlung der Tuberkulose. Diese Dreierkombination
wurde in den folgenden Jahren zum Standard bei der Therapie deieser
Infektionskrankheit. "Das Tuberkulosemedikament war seine wichtigste Leistung", so
betnte Professor Ekkehard Grundmann , Vertrauter Domagks und sein Nachfolger in Elberfeld - nicht die Entdeckung der
Sulfonamide. Domagks Entdeckungen und Forschungsergebnisse retteten Millionen Menschen das Leben.
Seine Freizeit verbrachte Domagk sowohl am Meer wie auch in den Bergen. Er liebte geselliges Zusammensein mit Freunden und führte gerne geistreiche Gespräche. Seine Schlagfertigkeit und sein Witz waren weitherum bekannt. Er interessierte sich besonders für Kunst (er war ein grosser Kunstsammler) und Architektur. Mit mehreren bekannten Malern seiner Zeit
(u. a. mit Emil Nolde ) war er befreundet.
Nach einem erfüllten und erfolgreichen Leben für die Wissenschaft starb Domagk
im Alter von 68 Jahren in Burgberg im Schwarzwald an einer Gallenwegsinfektion.
Domagks Grab befindet sich auf dem Waldfriedhof Lauheide bei Münster. Ab 1949 war Domagk Ehrenbürger der Provinz Entre Ríos (Argentinien), ab 1950 der Stadt Verona und seit 1951 der Stadt Wuppertal. Neben
zahlreichen weiteren Auszeichnungen zu Lebzeiten sind inzwischen in vielen
deutschen Städten Straßen nach ihm benannt.
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