Sonntag, 9. November 2014

Robert Blum
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* 10. November 1807 in Köln
† 9. November 1848 in der Brigittenau bei Wien
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Deutscher Politiker.

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Blum wurde als Sohn Engelbert Blums und des früheren Dienstmädchens Katharina Brabender in der Fischmarktstraße geboren. Er hatte zwei jüngere Geschwister. Der Vater stammte aus einer Fassbinderfamilie, führte diesen Beruf wegen geringer Körperkraft nicht fort, sondern begann mit einem Theologiestudium, das er jedoch bald abbrach. Er verdiente seinen Lebensunterhalt als Lagerhausschreiber und Aufseher in einer Stecknadelfabrik.

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Nach einer Masernerkrankung im Alter von drei Jahren war Robert Blum neun Monate lang blind und blieb dauerhaft sehgeschädigt. Sein Vater förderte ihn nach Kräften; im Alter von vier Jahren konnte er die lateinische Messe auswendig und mit sieben Jahren schon lesen, schreiben und rechnen. 1815 starb Engelbert Blum an Tuberkulose. Katharina Blum arbeitete nun als Näherin. Ihr Einkommen reichte nicht aus, um den Lebensunterhalt der Familie zu sichern, sodass sie sich erneut verheiratete. Ihr neuer Mann war Rheinschiffer, der vier Kinder aus seiner ersten Ehe mitbrachte. Mit nun sieben Kindern verbesserte sich die materielle Situation der neuen Familie kaum. Robert Blum übernahm teilweise die Erziehung seiner jüngeren Schwester. 
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1817 wurde Blum von seiner Mutter zu einem Elementarlehrer in die örtliche Pfarreischule geschickt. Dort unterrichtete er zum Nebenverdienst selbst das Fach Rechnen. Anschließend wurde dem Zwölfjährigen durch ein Stipendium kurzzeitig der Besuch des Jesuitenkollegs ermöglicht. Für den weiteren Besuch einer Schule mangelte es jedoch an Geld. Blum war ein fleißiger und erfolgreicher Schüler. Nachdem er die Schule verlassen hatte, begann Blum eine Goldschmiedeausbildung, die er wegen seiner Sehschwäche bald abbrechen musste. 1821 begann er eine Lehre als Gürtler, wechselte nach dem Verschwinden seines Meisters in das Gelbgießerhandwerk. Dort erhielt er 1825 sein Abschlusszeugnis. 

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Dann ging Blum auf die Walz und begann 1827 eine Arbeit bei dem Laternenfabrikanten Johann Wilhelm Schmitz. Geschäftsreisen im Auftrag von Schmitz führten Blum durch Deutschland. Er veröffentlichte eine Kurze Abhandlung über die Straßen-Beleuchtung, eine Art Werbeprospekt für seinen Arbeitgeber. Außerdem schrieb er, wie schon während seiner Wanderzeit, Reiseaufzeichnungen und bildete sich autodidaktisch fort. 1827 besuchte er Süd- und Mitteldeutschland und richtete in München die Beleuchtung für Schloss Nymphenburg ein. Im Jahr darauf arbeitete Blum als Kontorist für die Firma Schmitz in Eberfeld. In der Folgezeit siedelte er nach Berlin über, wo er als Nichtstudent im Wintersemester 1829/30 an der Universität Berlin Vorlesungen besuchen konnte. Nebenbei veröffentlichte Blum einige Gedichte. 1830 wurde Blum zum Militär einberufen und nach kurzem Dienst wegen seiner Sehschwäche entlassen. Sein Chef Schmitz entließ Blum wegen der schlechten Wirtschaftslage, worauf Blum zu Fuß zurück nach Köln zog und wieder bei seiner Familie wohnte .
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Im Oktober 1830 wurde Blum in Köln als Theaterdiener angestellt. Er stieg zum Verwalter der Theaterbibliothek auf, wurde jedoch im Juni 1831 – wahrscheinlich wegen finanzieller Schwierigkeiten des Theaters – entlassen. Daraufhin arbeitete er kurzzeitig bei einem Gerichtsvollzieher. 1832 ging er als Theatersekretär, Bibliothekar und Kassenassistent nach Leipzig. In dieser Zeit verfasste Blum literarische Werke, u. a. ein Libretto für Albert Lortzings nie zur Aufführung gekommene Oper 'Die Schatzkammer des Ynka'. Das einzige gedruckte Werk blieb 'Die Befreiung von Candida. Einige kleinere Arbeiten veröffentlichte Blum in Berliner Zeitungen wie 'Die Elegante Welt'. Von 1839 bis 1842 editierte Blum gemeinsam mit dem Novellisten Karl Herloßsohn und dem Schriftsteller Hermann Marggraff ein siebenbändiges Allgemeines Theaterlexikon. 1847 kündigte Blum seine Arbeit als Theatersekretär.
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Blum hatte während seiner Arbeit am Leipziger Theater zahlreiche Affären. 1837 lernte er die 19-jährige Adelheid Mey kennen, die er 1838 heiratete. Seine Frau erlitt eine Fehlgeburt und starb im August 1838. 1840 heiratete er Eugenie Günther. In den kommenden Jahren wurden fünf Kinder geboren. 1844 erwarb Blum ein Haus, das innerhalb der Stadt Leipzig lag, und erhielt somit das Bürgerrecht.

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In den 1830er Jahren wurde Blum zunehmend politisch aktiv und fiel durch seine große Redegewandtheit auf. Er besuchte patriotische Feste, war Mitglied in kleineren Vereinigungen wie der Kegelgesellschaft im Leipziger Schützenhaus, deren Vorsitz er bald einnahm. Ein Freund half ihm bei der Kontaktaufnahme zur Leipziger Burschenschaft, zu deren Ehrenmitglied er 1839 ernannt wurde. Eigenständig aktiv wurde Blum bei Geldsammlungen für die Göttinger Sieben . Das Gutenberg-Fest 1840 in Leipzig nutzte Blum, um einen Kreis von Literaten in der Stadt zu versammeln. Mit seinen demokratischen Ideen stieß Blum teilweise auf Widerstand. Nach den Leipziger Schiller-Feiern von 1840 übernahm Blum 1844 den Vorsitz des damals gegründeten Schillervereins. 1843 gab Blum zum ersten Mal ein Taschenbuch für das einfache Volk 'Vorwärts!' heraus, das jährlich eine Auflage erlebte. 1840 erschienen auch die 'Sächsischen Vaterlandsblätter. Das Blatt sammelte Spenden für politisch Verfolgte (Heinrich Hoffmann von Fallersleben ) und befasste sich mit der Errichtung nationaler Gedenkstätten. Als Herausgeber musste Blum 1844 für einen Artikel eine zweimonatige Haftstrafe absitzen. Die preußische Regierung verbot 1845 die Sächsischen Vaterlandsblätter, auch in Sachsen wurde der Zeitung die Konzession entzogen. 1847 initiierte Blum eine Hilfsaktion für die von einer Hungersnot Betroffenen im Erzgebirge. Im Oktober desselben Jahres wurde er zum Stadtrat gewählt.
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In den 1840er Jahren formierte sich die Bewegung der Deutsch-Katholiken , die katholische Glaubensformen wie den Heiligenkult, die Beichte oder den päpstlichen Primat ablehnte. Einer der wichtigsten Vertreter war der schlesische Kaplan Johannes Ronge . Blum diente diesem 1844 als Verleger mittels der Sächsischen Vaterlandsblätter. 1845 gründete er die Leipziger Gemeinde und half Ronge dabei, ein Konzil in Leipzig für die auf mehrere zehntausend Mitglieder angewachsene Bewegung einzurichten. Blum agierte in der Folgezeit als eine Art Leiter der Gemeinde in Leipzig. 1847 gab es in Leipzig etwa 340 Mitglieder. Blums Wirken in der deutsch-katholischen Kirche verlieh ihm weite Bekanntheit. Als politisches Ziel verfolgte Blum die Beseitigung der geistlichen Vorherrschaft der römisch-katholischen Kirche.

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Als am 29. Februar 1848 die Nachricht von der Revolution in Frankreich in Leipzig eintraf, wurde für den nächsten Tag eine Sitzung des Stadtrats einberufen. In ihr forderte Blum den Sturz der sächsischen Regierung. Noch am selben Tag feierte Blum ein Fest im Schützenhaus. Er hielt vor etwa 1.000 Anwesenden eine Rede, in der er demokratische Grundrechte, wie das allgemeine Wahlrecht, forderte. In der Folgezeit reiste Blum in Sachsen umher. Nach seiner Rede vor mehreren tausend Zuhörern auf dem Kornmarkt wurde er am 19. März als Vertreter Zwickaus für das Frankfurter Vorparlament akklamiert und zum Ehrenbürger der Stadt ernannt. Am 29. März reiste Blum nach Frankfurt. Während seiner Reise trat er auf zahlreichen Kundgebungen als Redner auf.  
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Nach seinem Eintreffen in Frankfurt wurde Blum zu einem der vier Vizepräsidenten des Vorparlaments gewählt. Die Demokraten, zu denen Blum gehörte, forderten die Schaffung einer Republik. Das Vorparlament entschloss sich, allgemeine Wahlen abzuhalten. In der Zwischenzeit unternahm Blum verschiedene politische Reisen. Anfang Mai wurde Blum in Leipzig in die Nationalversammlung gewählt. Die Frankfurter Nationalversammlung wurde am 18. Mai 1848 eröffnet. Blum führte die gemäßigt demokratische Fraktion an. Neben seiner Tätigkeit als Abgeordneter und Fraktionsführer, gab Blum mit anderen die Deutsche Reichstagszeitung heraus, welche über die Vorgänge im Parlament berichtete. Gemeinsam mit 50 weiteren Abgeordneten unternahm Blum im Juni eine Reise durch die Pfalz, auf der er Reden hielt und Kritik am liberalen Kurs äußerte, der nicht auf die vollständige Beseitigung des alten Herrschaftssystems ausgerichtet sei.
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Am 12. Oktober 1848 erhielt Blum in Frankfurt die Nachricht von einer neuerlichen Erhebung in Wien. Er wurde zum Leiter einer Delegation der demokratischen Fraktion der Nationalversammlung ernannt und reiste gemeinsam mit Julius Fröbel und zwei weiteren Abgeordneten am 13. Oktober 1848 nach Wien, um den dortigen Revolutionären eine Sympathieadresse zu überbringen. Die Gruppe passierte Dresden, wo Blum noch einmal seiner Familie begegnete, und reiste über Breslau weiter nach Wien. Blum trat im Wiener Gemeinderat, dem er die Grußbotschaft am 17. Oktober überbrachte, im Reichstagsausschuss und im Studentenausschuss auf. Dort hielt er am 23. Oktober eine vielbeachtete Rede über die Bedeutung des revolutionären Kampfes in Wien. Durch seine radikale Wortwahl schockierte er das Wiener Bürgertum. Am 25. Oktober trat Blum mit Fröbel in das Elitekorps ein und nahm als Kommandeur der ersten Kompanie an der militärischen Verteidigung des revolutionären Wiens teil. Am 26. Oktober kämpfte er an der Sophienbrücke und wollte am darauf folgenden Tag sogar einen Ausfall unternehmen, war aber gezwungen, ihn mangels Nachschubs zu unterlassen. Am 27. Oktober beteiligte sich Blum an den Auseinandersetzungen an der Nußdorfer Linie im Norden Wiens.
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Am 28. Oktober gab Fürst Windisch-Graetz , der Oberbefehlshaber der kaiserlichen Truppen, den Befehl zum Sturm auf Wien. Am 31. Oktober wurde die Innenstadt beschossen, schließlich besetzten am 1. November die kaiserlichen Truppen die Stadt. Nach dem Fall Wiens bereiteten die Abgeordneten ihre Ausreise vor. Am 4. November wurden Blum und Fröbel im Gasthof zur Stadt London verhaftet. In Frankfurt, wo man am 9. November davon erfuhr, sandte der Reichsjustizminister zwei Kommissare zum österreichischen Hof nach Olmütz, die die Abberufung Windisch-Graetz' fordern sollten. Am Tag nach ihrer Inhaftierung schrieben Blum und Fröbel an den Präsidenten der Frankfurter Nationalversammlung Heinrich von Gagern und baten um Schutz, der ihnen aufgrund der kurz zuvor beschlossenen Abgeordnetenimmunität zustand. Ebenso forderten sie ihre Entlassung aus der Haft. Am Abend des 8. November wurde Blum in einem zweistündigen Prozess wegen aufrührerischer Reden und Teilnahme an der Verteidigung Wiens zum Tode durch den Strang verurteilt, später zum Tod durch Pulver und Blei "begnadigt". Blum wurde am 9. November um 9 Uhr beim Jägerhaus in der Brigittenau erschossen. Er lehnte Augenbinde und Priestergebet ab.  
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Die Nationalversammlung erlangte am 14. November Kunde vom Tod Blums. Sie beschloss erfolglos, Maßregeln zu treffen, um die unmittelbaren und mittelbaren Schuldtragenden zur Verantwortung und Strafe zu ziehen.
Blums Hinrichtung erregte eine gewaltige Empörung, denn er war, auch aufgrund seiner Herkunft aus den unteren Schichten, schon zu Lebzeiten sehr beliebt. Für seine Hinterbliebenen wurde eine National-Subskription veranstaltet, die gegen 40.000 Taler ergab (etwa 20 Millionen Euro heutigen Wertes). 

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Lied vom Robert Blum


Was rasseln denn die Trommeln
Durch Wien so dumpf und schwer?
Was kommt denn durch die Tore
Im Trauerzug einher?
Sie führen ihn zum Tode
Beim ersten Morgenrote,
Den treuen Robert Blum.

Und zwischen den Soldaten
Geht er mit festem Schritt,
Der Mann der Barrikaden,
Den Tod, den fürcht't er nit.
"Ihr Fernen und ihr Meinen!
Lebt wohl!" Da tät er weinen,
Der arme Robert Blum.

"Mein Weib und meine Kinder
Sind dir, mein Volk, vermacht;
Nur Tränen laß ich ihnen,
Drum hab du ihrer acht.
Hab acht auf dein Versprechen:
Die Freiheit soll uns rächen,
Dich und den Robert Blum.

O März, o schöner Märzen!
Wie bist du schon so weit!
November mußt' es werden,
Da ist es Säens Zeit.
Mein Blut, das wollen sie säen,
Hei! das wird auferstehen,
Aus jedem Tropfen ein Blum.

Euch Soldaten sei vergeben
Mein Mord und eure Schand';
Für die Freiheit darf ich sterben,
Ade mein deutsches Land!
Mein Blut darf ich dir schenken,
So wollest du mein gedenken,
Des treuen Robert Blum." 
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