NS-Schergen im
Gemeindesaal, oder zwei zu eins vor Gericht
Stuttgart - Im Gemeindesaal der Himmelfahrtskirche
Schönberg
hat die Künstlerin Madeleine Linden
auf Einladung des Kunstvereins Schönberg eine Ausstellung veranstaltet. Am 3.
Oktober 2014 wollte sie ihrer Freundin Naomi Feil
die Bilder zeigen. Feil ist eine 82-jährige jüdische Gerontologin, die während der 30er Jahre mit ihrer Familie in die USA emigrierte. Die
für den Gemeindesaal zuständige Mesnerin sagte den beiden Besucherinnen, sie
könnten dort nicht länger bleiben, weil in dem Raum eine Goldene Hochzeit vorzubereiten
wäre.
Daraufhin beschwerte sich Feil in einem Schreiben,
was sie in der Himmelfahrtskirche erlebt habe, erinnere sie an die Brutalität der NS-Schergen in den Konzentrationslagern.
Linden fügte hinzu: „Wir wurden wüst antisemitisch beschimpft“. Sie schrieb an die Pfarrgemeinde und den Oberkirchenrat, verlangte von der Kirche eine Entschuldigung
und hängte ihre Bilder ab. Der Gemeinde-Kirchenrat stellte daraufhin einstimmig
fest, dass der Ton der Mesnerin unangemessen gewesen sei und Konsequenzen haben müsse,
Antisemitismus habe in der Kirche keinen Platz.
Die Mesnerin tut seit 20 Jahren ihren Dienst in der Gemeinde. Sie zeigte jetzt
die Künstlerin Linden wegen Beleidigung an. Ein Ermittlungsverfahren läuft. Linden
ihrerseits schaltete einen Anwalt ein, der nun die Mesnerin anzeigen soll. „Ich ziehe die Sache durch“, sagt Linden.
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