Mittwoch, 19. November 2014

NS-Schergen im Gemeindesaal, oder zwei zu eins vor Gericht

Stuttgart - Im Gemeindesaal der Himmelfahrtskirche Schönberg hat die Künstlerin Madeleine Linden auf Einladung des Kunstvereins Schönberg eine Ausstellung veranstaltet. Am 3. Oktober 2014 wollte sie ihrer Freundin Naomi Feil die Bilder zeigen. Feil ist eine 82-jährige jüdische Gerontologin, die während der 30er Jahre mit ihrer Familie in die USA emigrierte. Die für den Gemeindesaal zuständige Mesnerin sagte den beiden Besucherinnen, sie könnten dort nicht länger bleiben, weil in dem Raum eine Goldene Hochzeit vorzubereiten wäre.

Daraufhin beschwerte sich Feil in einem Schreiben, was sie in der Himmelfahrtskirche erlebt habe, erinnere sie an die Brutalität der NS-Schergen in den Konzentrationslagern. Linden fügte hinzu: „Wir wurden wüst antisemitisch beschimpft“. Sie schrieb an die Pfarrgemeinde und den Oberkirchenrat, verlangte von der Kirche eine Entschuldigung und hängte ihre Bilder ab. Der Gemeinde-Kirchenrat stellte daraufhin einstimmig fest, dass der Ton der Mesnerin unangemessen gewesen sei und Konsequenzen haben müsse, Antisemitismus habe in der Kirche keinen Platz.

Die Mesnerin tut seit 20 Jahren ihren Dienst in der Gemeinde. Sie zeigte jetzt die Künstlerin Linden wegen Beleidigung an. Ein Ermittlungsverfahren läuft. Linden ihrerseits schaltete einen Anwalt ein, der nun die Mesnerin anzeigen soll. „Ich ziehe die Sache durch“, sagt Linden. 

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