Ernst Rüdiger von Starhemberg
* 12. Januar 1638 in
Graz
†
4. Januar 1701 in Vösendorf bei Wien
Deutscher General, Verteidiger Wiens bei der Zweiten Türkenbelagerung
1683.
ABCD Starhembergs Vater wirkte als kaiserlicher Geheimer Rat und Direktor des Deputiertenrates. Ein Starhemberg war schon 1529 an der Verteidigung Wiens
gegen den ersten Türkenansturm beteiligt. Der junge Ernst Rüdiger wurde Kriegsmann,
nahm an Feldzügen gegen die Franzosen teil und focht 1663 unter dem großen Feldherrn Montecuccoli
bei St. Gotthard an der Raab erstmals gegen die Türken. Das Deutsche Reich
war einem Mehrfrontenkrieg ausgesetzt: In den Westen brach Frankreich ein, im Norden
wollte Schweden Beute machen, und im Südosten stand der Osmane.
1680 wurde Starhemberg Kommandant der Stadt Wien. Mit Organisationsgeschick baute er die Kaiserstadt zur größten Festung des Deutschen Reiches aus. 1682 erfolgte seine Ernennung zum Feldmarschall.
1683 nahte das türkische Heer, Angst und Schrecken verbreitend. Als der türkische Feldherr Kara Mustafa
die Belagerung Wiens befahl, hatten die feinen Damen und Herren der Hofgesellschaft und die reichen Bürger die Stadt bereits fluchtartig verlassen. Zurück
blieben vielleicht 60 000 bis 70 000 überwiegend arme Leute, die nun über zwei Monate
furchtbare Beschwernisse durchstanden.
Starhemberg verfügte über 16 000 reguläre Soldaten, 2 000 Mann der Stadtgarde und
1 815 Mann Bürgerkorps. Gesellen und Lehrburschen hatten sich gerüstet, jedes Gewerbe bildete Kompanien, auch die Jugend der Universität kämpfte mit. Belagerer Kara Mustafa
ließ rings um Wien 25 000 Zelte für seine über 100 000 Mann aufstellen. In der Dunkelheit rötete sich der Himmel vom Feuerschein der gebrandschatzten Dörfer der weiteren Umgebung.
Nachdem Starhemberg am 15. Juli 1683 eine Kapitulation ablehnte, begann am
gleichen Tag die Beschießung der Stadt. Die Verwüstungen waren furchtbar, auch Burg und Dom
wurden arg zugerichtet. Krankheiten wüteten, der Bürgermeister Liebenberg
erlag der Ruhr. Mehrfach mussten Türkenstürme abgewehrt werden. Immer wieder schlug Starhemberg mit Stoßtruppunternehmungen zurück. Vor allem
erwies er sich als Meister der psychologischen Kriegsführung, der den Feind
verunsicherte, den eigenen Leuten aber selbst in schier ausweglos erscheinender Lage neuen Mut einflößte.
Als endlich, am 12. September 1683, das Entsatzheer unter Karl von Lothringen
nahte, hätte Wien nur mehr wenige
weitere Tage durchhalten können – seine Mauern waren durch die türkischen
Mineure, die lange Gänge bis unter die Stadtmauer gruben und dort große
Minen zur Explosion brachten, gefährdet.
Die Verteidiger Wiens hatten fast 7 000 Mann verloren. Das Entsatzheer
griff in der Schlacht am Kahlenberg
mit Truppen aus Venedig, Bayern, Sachsen und Polen (insgesamt 80 000 Mann) an und konnte die über eine Taktik für einen Zweifrontenkrieg uneinigen Türken schlagen.
Starhemberg erhielt die Würde eines Staats- und Konferenzministers sowie das Recht, den Stephansturm in seinem Wappen zu führen. 1686
wurde er bei der Belagerung von Ofen durch einen Schuss in die linke Hand, was die Amputation eines Fingers erforderte, so schwer verwundet, dass er sein Kommando niederlegen musste.
Ab 1691 war Starhemberg Präsident des Hofkriegsrats und war für die Organisation der österreichischen Armee verantwortlich. Als solcher modernisierte er das Heer,
strukturierte es um, und die Artillerie bekam durch ihn mehr Gewicht. Er starb
im Alter von knapp 63 Jahren.
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