Sonntag, 11. Januar 2015

Rollatoren 

Eine der sinnvollsten technischen Entwicklungen der letzten Jahre ist zweifellos der Rollator. Ohne ihn würden viel weniger Menschen, die nicht mehr ganz so gut zu Fuß sind, ihr Haus freiwillig verlassen. Ein Rollator ist gleichermaßen eine Gehhilfe, wie auch eine Sitzgelegenheit. Der Benutzer kann sich zwischendurch hinsetzen, sich etwas Ruhe gönnen und so die Beine und Füße entlasten. Aufgrund seiner vier Rollen bietet ein Rollator sicheren Stand und Halt. Menschen mit Gehbehinderungen benötigen ihre Hände und Arme oftmals für eine Gehhilfe. Es bleibt also keine Hand mehr frei, um auch noch Einkäufe zu transportieren. Auch hier amortisiert sich ein Rollator sehr schnell: Kleinere Einkäufe können bequem in einem entsprechenden Korb, der direkt im Rollator integriert ist, verstaut werden.

Die erste Überlegung sollte immer dem geplantem Einsatzbereich des Rollators gelten. Der häufigste Fall dürfte die Nutzung sowohl in der Wohnung als auch im Außenbereich sein. Die meisten der Rollatoren sind für beide Einsatzgebiete geeignet und von der Radgröße und Gesamtbreite entsprechend konstruiert. Wohnungsrollatoren können sehr schmal gehalten werden, weil auf eine Sitzfläche verzichtet wird. Bei Rollatoren, die ausschließlich im Außenbereich eingesetzt werden, spielt die Gesamtbreite nur eine unwesentliche Rolle. Viel entscheidender sind hier die Räder. Sie sollten möglichst weich sein um das Fahren auf schlechtem und unebenem Untergrund angenehm abzufedern. Von luftbereiften Rädern ist aufgrund der Immobilität im Falle einer Reifenpanne abzuraten. Da die Wege im Außenbereich im allgemeinen länger sind, ist eine breite und bequeme Sitzfläche wichtig.

Auswählen: Wenn der zukünftige Einsatzbereich des Rollators feststeht, können Sie die entsprechende Auswahl treffen. Entweder ein von der Krankenkasse bezahltes, schweres und sperriges Modell. Oder ein leichtes, einfach zu verstauendes Gefährt für 300 bis 400 Euro. Kenner unterscheiden Rollatoren nach der Methode, mit der sie sich zusammenfalten lassen. Herkömmliche sind Querfalter: Sie werden quer zur Fahrtrichtung eingeklappt. Oft sind sie aus Stahl gebaut und relativ schwer. Dagegen stehen die Längsfalter. Das sind meist deutlich teurere Modelle, die aus leichtem Aluminium bestehen. 

Die Krankenkassen zahlen meist nur ein einfaches Standardmodell. Wer einen höherwertigen Rollator wünscht, muss die Differenz selbst übernehmen. Je nach Modell und Kassenleistung macht das zwischen 100 und 300 Euro Eigenanteil. AOK-Versicherte können ins nächst­gelegene Sanitätshaus gehen und ihr Rezept einlösen. Viele Kassen haben jedoch individuelle Verträge mit bestimmten Sanitätshäusern oder Lieferbetrieben. Ihre Versicherten müssen das Rezept bei der Versicherung einreichen. Die schickt dann einen Lieferanten mit dem Rollator vorbei. Für alle Krankenkassen gilt: Viel Wahlfreiheit bleibt nicht. Wer auswählen will, muss draufzahlen.

Gesamtgewicht. Die kassenüblichen Standardrollatoren bringen mit 12-14 kg ein erhebliches Gewicht auf die Waage. Leichtgewichtrollatoren mit einem Gewicht von 7-8 kg schaffen hier Abhilfe. Sie werden in der Regel aus Aluminium gefertigt und sind somit nicht nur deutlich leichter sonder auch gleichzeitig vor Korrosion geschützt.

Viele Rollatoren werden in verschiedenen Größen angeboten. Bei der Auswahl der richtigen Variante sind zwei Angaben zu beachten. Zum einen ist die Höhe der Handgriffe wichtig. Messen Sie dazu den Abstand zwischen Boden und Handgelenk des Benutzers, wenn dieser aufrecht steht. Auf diesen Wert sollten sich die Handgriffe des Rollators einstellen lassen.
Das zweite Kriterium ist die Höhe der Sitzfläche. Sie sollte zur Körpergröße des Benutzers passen, da eine zu große Sitzhöhe das Sitzen unbequem macht, wohingegen eine zu niedrige Sitzhöhe das Aufstehen vom Rollator unnötig erschwert. 

Probieren Sie auch, ob Sie gut mit den Bremsen umgehen können. Sie sollten den Bremshebel vom Handgriff aus leicht erreichen. Fahren Sie den Rollator mit Beladung über eine kleine Schwelle. Beobachten Sie, ob sie ihn gut hinüberbekommen oder ob er kippt. Achten Sie auf geringes Gewicht und einfache Faltung, wenn Sie den Rollator oft im Auto oder der Bahn verstauen möchten. Im Online­handel kosten Rollatoren oft deutlich weniger als im Sanitätshaus. Um Einstellung und Einweisung müssen Sie sich dann selbst kümmern. Einige Modelle kommen komplett installiert: Aus der Packung nehmen, Griffhöhe einstellen, fertig.

Im Alltag mit dem Rollator: Die Handhabung von Rollatoren ist bei Weitem nicht so einfach, wie es den Anschein haben mag. Viele stürzen mit dem Rollator erst recht – weil sie auf abschüssiger Fläche nicht rechtzeitig bremsen, im Bus ins Schleudern geraten oder sich die Räder im Gullydeckel verhaken. Ein spezielles Rollator-Training kann daher sinnvoll sein.

Höhe einstellen. Stellen Sie sich aufrecht und mit hängenden Armen an Ihren Rollator. Die Handgriffe sollten im Regelfall in Höhe Ihrer Handgelenke eingestellt sein. Bei einigen Modellen lässt sich diese Einstellung markieren und so nach dem Transport leicht wiederfinden. 

Aufrecht gehen. Laufen Sie möglichst aufrecht und zwischen den Seitenteilen des Rollators. Halten Sie den Abstand zu Ihrer Gehhilfe minimal, dadurch haben Sie mehr Halt und Ihr Gefährt besser im Griff.

Hindernis überwinden. Fahren Sie schräg an kleinere Hindernisse heran und schieben Sie jedes der beiden Vorderräder einzeln über die Kante. Wenn vorhanden, können Sie auch die Ankipphilfe nutzen, einen Tritthebel an der Rückseite. Scheitern Sie an höheren Bordsteinen, dann suchen Sie eine Stelle, an der die Gehwegkante abgesenkt ist, und weichen sie dorthin aus.
Bus fahren. Schnallen Sie den Rollator an, wenn Gurte im Bus dafür vorgesehen sind. Nutzen Sie den Rollator nicht als Sitzplatz. Das kann im fahrenden Bus leicht zu Unfällen führen.

An der Ampel. Kaum ist die Fußgängerampel Grün, springt sie auch schon wieder auf Rot um. Wer in einer größeren Menge von Menschen steht, kommt mit dem Rollator deshalb oft nicht rüber. Wichtig ist deshalb, sich gleich ganz vorne hinzustellen und auf sich aufmerksam zu machen. Am einfachsten geht das mit einer Klingel, die am Rollator befestigt wird. 

Kopfsteinpflaster. Wer regelmäßig auf unebenem Untergrund unterwegs ist, wählt am besten weichere Reifen und große Räder.

Rutschige Flächen. Bei Matsch, Regen oder Eis wird das Manövrieren mit dem Rollator richtig schwer. Hat sich eine Eisschicht auf den Straßen gebildet, bleibt nur, feste Schuhe mit Spikes anzuziehen. Im Winter und bei Dämmerung bietet es sich an, Reflektoren am Rollator anzubringen.  

Verschmutzte Reifen. Vor allem die Stellen, an denen die Bremsen auf den Reifen aufliegen, sollten nach jedem Spaziergang bei schlechtem Wetter gereinigt Werden. Etwa mit einer Spülbürste und etwas Wasser.

Bergab. Abwärts entwickelt der Rollator eine unerwünschte Eigendynamik und wird immer schneller. Vermeiden lässt sich das nur, wenn mit leicht schleifender Bremse die ganze Zeit die Geschwindigkeit gedrosselt wird.

In der Wohnung: Weniger als zehn Prozent der Wohnungen sind barrierefrei. Bei den meisten Zimmern kommt man nur schwer durch Türen oder um Ecken herum. Auch das Rückwärtsgehen, beispielsweise um sich auf einen Stuhl zu setzen, bereite vielen Schwierigkeiten. Also, wenn möglich, eine geeignete Wohnung finden.

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