Rollatoren
Eine der sinnvollsten technischen Entwicklungen der letzten Jahre ist zweifellos
der Rollator. Ohne ihn würden viel weniger Menschen, die nicht mehr ganz so gut
zu Fuß sind, ihr Haus freiwillig verlassen. Ein Rollator ist gleichermaßen
eine Gehhilfe, wie auch eine Sitzgelegenheit. Der Benutzer kann sich
zwischendurch hinsetzen, sich etwas Ruhe gönnen und so die Beine und Füße
entlasten. Aufgrund seiner vier Rollen bietet ein Rollator sicheren Stand und
Halt. Menschen mit Gehbehinderungen benötigen ihre Hände und Arme oftmals für
eine Gehhilfe. Es bleibt also keine Hand mehr frei, um auch noch Einkäufe zu
transportieren. Auch hier amortisiert sich ein Rollator sehr schnell: Kleinere
Einkäufe können bequem in einem entsprechenden Korb, der direkt im Rollator
integriert ist, verstaut werden.
Die erste Überlegung sollte immer dem geplantem Einsatzbereich des Rollators
gelten. Der häufigste Fall dürfte die Nutzung sowohl in der Wohnung als auch
im Außenbereich sein. Die meisten der Rollatoren sind für beide Einsatzgebiete
geeignet und von der Radgröße und Gesamtbreite entsprechend konstruiert.
Wohnungsrollatoren können sehr schmal gehalten werden, weil auf eine Sitzfläche
verzichtet wird. Bei Rollatoren, die ausschließlich im Außenbereich eingesetzt
werden, spielt die Gesamtbreite nur eine unwesentliche Rolle. Viel
entscheidender sind hier die Räder. Sie sollten möglichst weich sein um das
Fahren auf schlechtem und unebenem Untergrund angenehm abzufedern. Von
luftbereiften Rädern ist aufgrund der Immobilität im Falle einer Reifenpanne
abzuraten. Da die Wege im Außenbereich im allgemeinen länger sind, ist eine
breite und bequeme Sitzfläche wichtig.
Auswählen: Wenn der zukünftige Einsatzbereich des Rollators feststeht,
können Sie die entsprechende Auswahl treffen. Entweder ein von der Krankenkasse
bezahltes, schweres und sperriges Modell. Oder ein leichtes, einfach zu
verstauendes Gefährt für 300 bis 400 Euro. Kenner unterscheiden Rollatoren
nach der Methode, mit der sie sich zusammenfalten lassen. Herkömmliche sind
Querfalter: Sie werden quer zur Fahrtrichtung eingeklappt. Oft sind sie aus
Stahl gebaut und relativ schwer. Dagegen stehen die Längsfalter. Das sind meist
deutlich teurere Modelle, die aus leichtem Aluminium bestehen.
Die Krankenkassen zahlen meist nur ein einfaches Standardmodell. Wer einen höherwertigen
Rollator wünscht, muss die Differenz selbst übernehmen. Je nach Modell und
Kassenleistung macht das zwischen 100 und 300 Euro Eigenanteil. AOK-Versicherte
können ins nächstgelegene Sanitätshaus gehen und ihr Rezept einlösen.
Viele Kassen haben jedoch individuelle Verträge mit bestimmten Sanitätshäusern
oder Lieferbetrieben. Ihre Versicherten müssen das Rezept bei der Versicherung
einreichen. Die schickt dann einen Lieferanten mit dem Rollator vorbei. Für
alle Krankenkassen gilt: Viel Wahlfreiheit bleibt nicht. Wer auswählen will,
muss draufzahlen.
Gesamtgewicht. Die kassenüblichen Standardrollatoren bringen mit 12-14 kg ein
erhebliches Gewicht auf die Waage. Leichtgewichtrollatoren mit einem Gewicht von
7-8 kg schaffen hier Abhilfe. Sie werden in der Regel aus Aluminium gefertigt
und sind somit nicht nur deutlich leichter sonder auch gleichzeitig vor
Korrosion geschützt.
Viele Rollatoren werden in verschiedenen Größen angeboten. Bei der Auswahl der
richtigen Variante sind zwei Angaben zu beachten. Zum einen ist die Höhe der
Handgriffe wichtig. Messen Sie dazu den Abstand zwischen Boden und Handgelenk
des Benutzers, wenn dieser aufrecht steht. Auf diesen Wert sollten sich die
Handgriffe des Rollators einstellen lassen.
Das zweite Kriterium ist die Höhe der Sitzfläche. Sie sollte zur Körpergröße
des Benutzers passen, da eine zu große Sitzhöhe das Sitzen unbequem macht,
wohingegen eine zu niedrige Sitzhöhe das Aufstehen vom Rollator unnötig
erschwert.
Probieren Sie auch, ob Sie gut mit den Bremsen umgehen können. Sie sollten den
Bremshebel vom Handgriff aus leicht erreichen. Fahren Sie den Rollator mit
Beladung über eine kleine Schwelle. Beobachten Sie, ob sie ihn gut hinüberbekommen
oder ob er kippt. Achten Sie auf geringes Gewicht und einfache Faltung, wenn Sie
den Rollator oft im Auto oder der Bahn verstauen möchten. Im Onlinehandel
kosten Rollatoren oft deutlich weniger als im Sanitätshaus. Um Einstellung und
Einweisung müssen Sie sich dann selbst kümmern. Einige Modelle kommen komplett
installiert: Aus der Packung nehmen, Griffhöhe einstellen, fertig.
Im Alltag mit dem Rollator: Die Handhabung von Rollatoren ist bei Weitem
nicht so einfach, wie es den Anschein haben mag. Viele stürzen mit dem Rollator
erst recht – weil sie auf abschüssiger Fläche nicht rechtzeitig bremsen, im
Bus ins Schleudern geraten oder sich die Räder im Gullydeckel verhaken. Ein
spezielles Rollator-Training kann daher sinnvoll sein.
Höhe einstellen. Stellen Sie sich aufrecht und mit hängenden Armen an Ihren
Rollator. Die Handgriffe sollten im Regelfall in Höhe Ihrer Handgelenke
eingestellt sein. Bei einigen Modellen lässt sich diese Einstellung markieren
und so nach dem Transport leicht wiederfinden.
Aufrecht gehen. Laufen Sie möglichst aufrecht und zwischen den Seitenteilen des
Rollators. Halten Sie den Abstand zu Ihrer Gehhilfe minimal, dadurch haben Sie
mehr Halt und Ihr Gefährt besser im Griff.
Hindernis überwinden. Fahren Sie schräg an kleinere Hindernisse heran und
schieben Sie jedes der beiden Vorderräder einzeln über die Kante. Wenn
vorhanden, können Sie auch die Ankipphilfe nutzen, einen Tritthebel an der Rückseite.
Scheitern Sie an höheren Bordsteinen, dann suchen Sie eine Stelle, an der die
Gehwegkante abgesenkt ist, und weichen sie dorthin aus.
Bus fahren. Schnallen Sie den Rollator an, wenn Gurte im Bus dafür vorgesehen
sind. Nutzen Sie den Rollator nicht als Sitzplatz. Das kann im fahrenden Bus
leicht zu Unfällen führen.
An der Ampel. Kaum ist die Fußgängerampel Grün, springt sie auch schon wieder
auf Rot um. Wer in einer größeren Menge von Menschen steht, kommt mit dem
Rollator deshalb oft nicht rüber. Wichtig ist deshalb, sich gleich ganz vorne
hinzustellen und auf sich aufmerksam zu machen. Am einfachsten geht das mit
einer Klingel, die am Rollator befestigt wird.
Kopfsteinpflaster. Wer regelmäßig auf unebenem Untergrund unterwegs ist, wählt
am besten weichere Reifen und große Räder.
Rutschige Flächen. Bei Matsch, Regen oder Eis wird das Manövrieren mit dem
Rollator richtig schwer. Hat sich eine Eisschicht auf den Straßen gebildet,
bleibt nur, feste Schuhe mit Spikes anzuziehen. Im Winter und bei Dämmerung
bietet es sich an, Reflektoren am Rollator anzubringen.
Verschmutzte Reifen. Vor allem die Stellen, an denen die Bremsen auf den Reifen
aufliegen, sollten nach jedem Spaziergang bei schlechtem Wetter gereinigt Werden.
Etwa mit einer Spülbürste und etwas Wasser.
Bergab. Abwärts entwickelt der Rollator eine unerwünschte Eigendynamik und
wird immer schneller. Vermeiden lässt sich das nur, wenn mit leicht
schleifender Bremse die ganze Zeit die Geschwindigkeit gedrosselt wird.
In der Wohnung: Weniger als zehn Prozent der Wohnungen sind barrierefrei. Bei
den meisten Zimmern kommt man nur schwer durch Türen oder um Ecken herum. Auch
das Rückwärtsgehen, beispielsweise um sich auf einen Stuhl zu setzen, bereite
vielen Schwierigkeiten. Also, wenn möglich, eine geeignete Wohnung finden.
|